Wort des Bischofs zur Beerdigung von Stpfr. i.R. Wolfgang Rehner sen.


Bischof Reinhart Guib (r.) und Stpfr. i.R. Wolfgang Rehner sen. anlässlich dessen Würdigung zum 80. Geburtstag im Jahr 2016.

Am 5. Januar 2021 wurde Stpfr. i.R. Wolfgang Rehner sen. beerdigt. An der von Stpfr. Kilian Dörr geleiteten Zeremonie nahmen zahlreiche Trauergäste von Nah und Fern teil. Reinhart Guib, Bischof der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien (EKR), sprach zu diesem Anlass in der Hermannstädter Stadtpfarrkirche folgende Worte der Würdigung.

Liebe leidtragende Familie, liebe mittragende Amtsgeschwister, liebe trauernde Gemeinde!

Wir sind heute als Einzelpersonen und Familien, Freunde und Bekannte wie als Gemeinde und Kirche zahlreich und von überallher gekommen um uns von unserem Bruder Stadtpfarrer i.R. Hermann-Wolfgang Rehner zu verabschieden. Auch wenn sein Leben in seinem 85 Lebensjahr am letzten Tag des Jahres 2020 ausgeklungen ist, so wird sein Wirken weiter nachklingen in Gemeinde und Kirche, in dies und die kommenden Jahre und Jahrzehnte hinein. Ein Leben in der Hingabe an Gott, im Dienst der Kirche und für die Menschen, so könnten wir sein Leben überschreiben.

Als Pfarrer von Gergeschdorf, 1959-1964, Lektor am Theol.Institut, 1964-1968, Pfarrer von Großpold, 1968-1976, Stadpfarrer von Hermannstadt, 1976-1993, Pfarrer von Sächsich Regen, 1993-2001 und ab seiner Verrentung bis Dez.2020 als Bibliothekar im landeskirchlichen Zentralarchiv des FTH diente er seiner, unserer Kirche 42 Jahre im Pfarrdienst und fast 20 Jahre als Pfarrer in Reichweite und theologischer Fachbibliothekar, also über 60 Jahre im Dienst der Kirche und das bis zum letzten Atemzug.

Von 1974 bis 1994, in den schweren Jahren unter dem kommunistischen Regime und über die Wende hinaus, übernahm er zusätzliche Verantwortung in unserer Kirchenleitung, als Landeskonsistorialmitglied und davon 16 Jahre als Bischofsvikarstellvertreter. Zudem vertrat er über lange Jahre unsere Kirche im Exekutivkomitee des Lutherischen Weltbundes und im Kuratorium des Ökumenischen Forschungsinstitutes Straßburg und mehrte das Ansehen unserer Kirche in der lutherischen und ökumenischen Weltfamilie. 

Seine Pioniertätigkeit in der Jugendarbeit sowie in der Diapora sind die wohl am ehesten hörbaren Klänge und das an mannigfachen Orten und in vielen Herzen bis heute. Mutig und barmherzig, vorbildlich und wegweisend erklingt sein Einsatz für die Heranziehung der Jugend zu Kirche und Glauben und sein Gang von der Stadtpfarrstelle in Hermannstadt in das Diasporapfarramt nach Sächsisch Regen hell auf. Die großen Jugendrüstzeiten und die Jugendarbeit, stets unter dem Damoklesschwert der Securitate, sowie die Zuwendung zu den zerstreuten Gemeinden und vereinsamten Seelen, in der stets größer werdenden Diaspora, suchen bis heute Nachahmende. Diese Zuwendung schlägt sich nieder auch in seinen zuletzt herausgegeben Büchern, dem Predigtband, der in der Diasporatätigkeit und bei geistlichen Aushilfsdiensten quer durch Siebenbürgen entstanden ist und zur Siebenbürgischen Reformation, was ihn zuletzt besonders beschäftigte. Für viele war er ein väterlicher gütiger Freund und Seelsorger. Wie man bis ins hohe Alter begeisterungsfähig, interessiert und zuversichtlich und dazu bescheiden und gütig sein kann war uns geschenkt bei ihm zu sehen. All das bleibt uns als Vermächtnis erhalten.

Seine Hingabe, Dienst und Zuwendung ist von Gott zum Wohl der anvertrauten Menschen reichlich gesegnet worden. Die Auszeichnung mit der Honterusmedaille vom Siebenbürgenforum und unserer Kirche im Jubiläumsjahr der Reformation 2017 für seine Verdienste für unsere evangelisch-siebenbürgisch-sächsische Gemeinschaft hat er mehr als verdient. Sie war und bleibt ein Zeichen unserer großen Wertschätzung seines Lebens und Dienstes.
Wir sind gewiss er lebt und erklingt weiter durch sein Werk und Leben für Gott und Menschen in unserer Kirche. Die Jahreslosung 2021 „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!“  im Kreise der Lieben zu lesen war ihm nicht mehr gegeben. Aber Gott hat ihn für würdig erachtet die Barmherzigkeit zu leben und zu erfahren. Für uns zum Vorbild und Anregung. Daher sage ich, im Namen des Landeskonsistoriums und der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien: Danke Hermann-Wolfgang Rehner. Danke Gertrud und Großfamilie Rehner die ihr lebenslang hinter ihm und ihm zur Seite gestanden seid.  Der Herr schenke ihm zu sehen die barmherzige Gerechtigkeit Gottes in seinem Friedensreich und euch Trost, Kraft und Glauben in den barmherzigen Gott.

Bischof Reinhart Guib, Hermannstadt am 5. I. 2021