"Ohne zu wollen, eine Ernte"


Pfr. Kurt Blotres

Die schriftlich EKR-Predigt zum Sonntag Sexagesimae - das ist der 7. Februar 2021 - hat uns Pfarrer Kurt Boltres (Rosenau, Honigberg) aus dem Burzenland zugesendet. Er befasst sich in dem geistlichen Text mit einer Bibelstelle, die wir bei Lukas 8,4-8 nachlesen können.

Gebet: Allmächtiger Herr und Gott, der Vater, der Sohn und der Heiliger Geist. Du streust den Samen deines Wortes auf den Acker der Welt. Wir bekennen unsere Schuld, daß wir dieses Wort so oft überhören. Bewahre uns davor, daß wir unsere herzen verschließen und die Stunde deines Rufes versäumen. Wir verlangen nach deiner Nähe. Richte du uns auf. Wir rufen dich an: Herr erbarme dich unser!

Wir lesen Gottes Wort im Evangelium des Lukas LUK. 8,4-8 VOM SÄMANN (Mt 13,1-9; Mk 4,1-9)

4Als nun eine große Menge beieinander war und sie aus jeder Stadt zu ihm eilten, sprach er durch ein Gleichnis: 5Es ging ein Sämann aus zu säen seinen Samen. Und indem er säte, fiel einiges an den Weg und wurde zertreten, und die Vögel unter dem Himmel fraßen’s auf. 6Und anderes fiel auf den Fels; und als es aufging, verdorrte es, weil es keine Feuchtigkeit hatte. 7Und anderes fiel mitten unter die Dornen; und die Dornen gingen mit auf und erstickten’s. 8Und anderes fiel auf das gute Land; und es ging auf und trug hundertfach Frucht. Da er das sagte, rief er: Wer Ohren hat zu Hören, der höre!

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Gemeinde,

nicht unbekannt ist uns dieses Gleichnis aus der Bibel. Vor allem der Ausspruch: „wer Ohren hat zu hören, der höre“, ist uns gut bekannt. Denn vom rechten Hören ist es abhängig ob eine Arbeit richtig verstanden wurde, um zu gedeihen oder nicht. Denn oft hören wir nur mit halbem Ohr hin, oder haben nur ein Ohr der Nachricht gewidmet, oder wir machen gar Durchzug, ohne das Gehörte zu registrieren.

Doch hier im Gleichnis, welches der Evangelist Lukas uns erzählt, geht es um eine sehr wichtige Sache. Jesus stellt sich vor die Menschenmenge und erzählt ihnen vom Reich Gottes und der Herrschaft Gottes. Um die Wichtigkeit der Botschaft Gottes zu unterstreichen, vergleicht er das göttliche Wort in dieser Geschichte vom Sämann mit dem Samen, denn der Bauer auf sein Feld streut. Es geht also darum, dem Menschen die Augen zu öffnen. Denn die Herrschaft Gottes kann nicht auf ein fernes Jenseits gehoben werden, so dass Gott im Himmel thront und auf uns wartet, um uns die Seligkeit zu verleihen, sondern Seine Herrlichkeit ist bereits sichtbar in dieser Welt.

Diese Herrlichkeit wird sichtbar  in der 100-fältigen Frucht, dort, wo die Menschen sich nach dem Wort Gottes richten. Denn Jesus Christus spricht alle selig, die nach Gerechtigkeit hungern und auch dürsten, denn sie werden Barmherzigkeit erfahren, so auch die Friedfertigen. Allen aufmerksamen Menschen wird eine außerordentliche Seligkeit zugesprochen, wenn sie das Wort Gottes hören und auch befolgen. Die Herrlichkeit des Himmels werden sie erleben dürfen, wenn sie Ohren haben zum Hören.

Doch unser Alltag sieht anders aus. Er zeigt uns eine Realität, die nicht mit diesen Zusagen zu vereinbaren ist. Wir erfahren nämlich immer wieder, dass viele Menschen dieses Wort nicht richtig hören wollen, denn sie finden das Leben ohne die Weisungen der 10 Gebote und ohne die vielen anderen Richtlinien, die uns das Wort Gottes gibt, viel schöner, viel faszinierender, viel bequemer und trotz harter Arbeit ab und zu erfolgsreicher. – So hatte ich einen Jugendfreund. Wir haben sogar gemeinsam im Sand gespielt, Der sagte mir, als ich studierte: „Du mit deinem Christus kannst die Welt doch nicht ändern“. Sicherlich will Christus die Welt nicht ändern in unserem Sinne, aber er will uns durch sein Wort eine Richtung zuweisen, die zur Seligkeit führt. Mein Jugendfreund hat es nicht geschafft. Er hatte sich 1978 mit seiner Familie abgekauft und hatte die Schulden von 45.000 DM in der großen Freiheit von Deutschland nicht vollkommen rückzahlen können. Ein Onkel hatte für ihn bei der Bank bürgen müssen, und der Bürge wurde dann von der Bank zur Rechenschaft gezogen. Dieser Jugendfreund war nämlich arbeitsunfähig geworden, er hatte durchgedreht und war mit bösartiger Schitzophrenie behaftet, was Ärger und Streit und auch Hass innerhalb der Familie erzeugte. Er hat sich darauf das Leben genommen und die ganze Belastung der Familie überlassen. In einem solchen Fall kann keine Seligkeit sein bei denen, die das Angebot Gottes verachten. Sie wollen Gottes Wort nicht hören, denn sie finden das Leben ohnen Gottes Wort viel schöner und bunter und viel einfacher. Sie wollen auch ihren eigenen Interessen nachgehen, dennn das Angebot der Seligkeit bedeutet ihnen nicht viel. Doch sie werden recht böse, und sogar sehr grob, wenn man ihnen vom Gottes Wort und der Gerechtigkeit Gottes erzählt.
Gerade das hat Jesus Christus so gut erfasst und mitgeteilt, dass das Wort Gottes in regelmäßigen Handreichungen ausgestreut wird, so wie der Bauer sein Korn auf dem Feld ausstreut und heute in der Regelmäßigkeit der Landwirtschaftlichen Maschinen sichtbar ist. Doch denen es zu Gute kommen soll, die sind verschieden. Selbst vor 1000 Jahren gab es noch keine vollautomatisierte Sämaschine, dazu noch Computer gesteuert. Es wurde mit der Hand der Same über den Acker gestreut und danach eingeeggt. Doch die Bodenbeschaffenheit war verschieden. Lehmiger Boden brachte weniger hervor, steiniger Boden noch weniger, aber die fruchtbare Erde wurde immer wieder genutzt, und führte früher in der 3-Felderwirtschaft zu maximalen Ernten. Nicht zu vergleichen mit den Methoden der Erntebeschleunigung unserer Zeit, wobei die fruchtbare Erde ruiniert wird und nur noch die Chemie zu einer witschaftlich tragbaren Ernte führen kann. Dabei hat der heutige Bauer doppelte Mühe. Er muss studierter Landwirt sein und ein  Wissen auf breiter Ebene haben. Dabei bleibt ihm keine Zeit mehr Geduld, Zuversicht und Gottvertrauen zu üben.

Doch böse und auch noch grob zu werden, wenn ein kostenloses Angebot durch dieses Gleichnis vorhanden ist, das kann ich nicht verstehen. Ich kann  diese Art von Abwehr nur als Arroganz oder als volle Dummheit sehen. Man muss da nicht ab und zu mit Nachdruck und sanfter Gewalt nachhelfen.
Das taten früher die Nachbarschaften, die am Richtfest die säumigen Steuerzahler emahnten und Widerlinge aus der Gemeinschaft ausschlossen. Das zeigte die natürliche Art des Menschen sich vor jedwelchen Zwängen zu sträuben. Wir kennen dieses Verhalten aus der Zeit der Diktatur, wo sich Menschen unter die sozialistische Ideologie nicht beugen wollten. Sie haben deshalb große Opfer auf sich nehmen müssen. Es ist da nicht die Rede von der großen Säuberungsaktion der Kommunisten in den 50-ger Jahren. Damals wurden Pfarrer, Lehrer, Advokaten und Politiker in die Gefängnisse gesteckt, nur um mit diesem Exempel eine falsche Ideoligie durch zu zwingen.

Doch Jesus Christus sagt in allen diesen Fällen: NEIN, mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.

In diesem Gleichnis, das uns heute erzählt wird, hat der Bauer, der das Land bestellen soll, eine unglaubliche Geduld. Er weiß wieviel Mühe in seiner Arbeit ergebnislos bleiben wird und wieviel von seinem Saatgut auch verloren geht. Trotzdem streut er seine Samen regelmäßig aus, denn  er weiß, dass eben einiges auch auf guten Ackerboden fallen wird. Und diese Samen des guten Ackerbodens werden zu einer reichen Ernte führen, denn dann wird es Frucht in Fülle geben.

Wir sehen Duldsamkeit und Geduld sind gute christliche Tugenden. Deshalb streut Gott, der Herr mit viel Geduld sein Wort aus. Es mag wohl viel kargen Boden geben und auch viele tauben Ohren, es mag auch vieles verdoren, oder ersticken, oder zertreten werden, - der Ertrag bei Gott wird dennoch überwältigend sein. Trotz der Widerstände und auch der Rückschläge, wird sich die Königsherrschaft Gottes ganz ausbreiten. Um die Wirkung des Wortes Gottes, brauchen wir als Christen nicht zu kämpfen, oder uns zu bemühen, denn das Wort Gottes kommt nicht leer zurück. Es hat seine Wirkung ohne Rücksichtnahme auf nass oder kalt, viel oder wenig, hell oder dunkel, gut oder böse.

Auch wenn es in unseren Gemeinden oder gar in unserem Kirchenbezirk, nicht unbedingt sichtbar im Sinne des Evangeliums keimt und sichtbar gedeiht, weil noch viel Unkraut vorhanden ist, das diesen Prozess hemmt, so sind dennoch Teilerfolge zu sehen. Aber  wir sind es gewohnt, dass vor der Aussaat immer wieder mit Misserfolgen gerechnet werden musste. Erfog wird auch nicht in der Kirchentüte, in der Kirchenkasse gezählt, sondern immer wieder mit unerwarteten und unscheinbaren Dingen.

Ich habe es oft erlebt, dass solche Leute, die das Wort Gottes verachteten und oft an der Kirchentür vorbei gingen, oder sich nur die Lebensmittelhilfe abholten, dass diese dennoch die Kirche als Hilfe empfanden. Viele Male ist mir bestätigt worden: „Gut, dass es die Kirche noch gibt“ – sozusagen als letzte Chance gemeint. Es sind hier aber auch andere Kräfte im Spiel. Es ist Gottes Wille, der unser Wollen unterstützt und uns seie Wege bekannt gibt.
Auch wenn es etwas traurig um uns ausschaut.

Also, kleine Gruppen tragen die Kirche in der heutigen Zeit. Die große Masse ist nicht mehr kirchlich. Auch wir sind eine kleine Kirche geworden, und das ohne zu wollen. Ohne zu wollen sind wir eine kleine Gruppe in der Diaspora geworden. Ohne zu wollen sind wir aufgefordert unser geistliches und geistig-kulturelles Erbe zu vertreten. Auch als Minderheit wird uns dies gelingen. Ohne zu wollen sind wir aufgefordert unsere Position hier in unserem Land zu behaupten. Ohne zu wollen hat uns Gott, der Herr, zu einem Präsidenten aus unseren Reihen verholfen. So sind wir ohne zu wollen an die Öffentlichkeit getreten und die Mehrheit hat uns endlich wahrgenommen.

Das Größte jedoch ist die Tatsache, dass ohne zu wollen Jesus Chrtistus bei uns ist. Er hat es verheißen und er wird es auch tun. Sein Wort wird täglich ausgestreut im Gebet und im täglichen Gottesdienst, wo wir das Vaterunser beten oder ein „Herr hilf“ aussprechen. Er ist bei uns bis in Ewigkeit, so dass die Chace eine 100-fachen Frucht vorhanden ist.

Wer Ohren hat zu hören, der höre.

Amen.

Gebet: Wir danken dir, allmächtiger Gott und himmlischer Vater, für dein unermessliches Opfer. Herr Jesus Christus, du hast den Kampf gegen die Mächte der Finsternis siegreich bestanden und den Tod überwunden. Du befreist uns von Angst und nimmst uns die Furcht vor dem Tode. Du wandelst unsere Traurigkeit in getroste Zuversicht. Stärke in uns den Glauben an deine Barmherzigkeit und mache uns fest in der Gewissheit, daß wir für immer mit dir verbunden sind.

Du lässt dein erlösendes Wort überall verkündigen in der Welt, doch wir sind viel zu gering dein Wort zu hören. Gib uns deshalb offene Ohren, offene Augen und einen gerechten Sinn deine Botschaft zu vernehmen.

Wir bitten dich für deine Kirche auf Erden, für unsern Bischof und für die Prediger des Wortes Gottes, wie auch für die vielen Helfer in unseren Gemeinden. Gib Freude und Mut dein Wort zu verkündigen, deine Wahrheit zu lehren und deiner Gemeinde zu dienen. Erinnere alle Christen an das große Heil in Jesus Christus. Mach es möglich, dass alle Menschen im Glauben zueinander finden, einander helfen und wie Brüder in Christus zu leben. Lenke die Regierenden der ganzen Welt, dass sie sich für den Frieden in der Welt einsetzen. Wir dich um eine gute Lösung für diese Welt, damit Frieden, Gerechtigkeit und auch Wahrheit in unseren Dörfern und Städten einkehre. Mache es möglich, daß hinfort dem Wohl der Menschen gedacht wird und nicht der Gunst und des eigenen Profites.

Wir spüren, dass es in der ganzen Welt brodelt, dass diese Coronazeit nichts Gutes bringt, dass sich da etwas tut, doch nicht zum Guten. Beseitige, Herr, durch deine allmächtige Kraft die vielen Gefahren, die uns bedrohen. Lass auch bald den Tag kommen, da wir endlich aus dieser Gesundheitskrise befreit werden, dass wir uns wieder froh und freudig die Hände reichen können. Hilf durch diese Impfungen zu einem schnelleren, einem wirksamen Ergebnis.
Wir bitten dich um deinen Segen für die Witwen und Waisen auf der ganzen Welt. Wir bitten dich für Notleidenden, die Bedürftigen, die Kranken und Schwachen in unseren Gemeinden, und auch auf der ganzen Welt. Lass die Menschen zur Vernunft kommen,  um der Gemeinschaft mit neuen Kräften und neuen Erkenntnissen zu dienen. Auch den Sterbenden schenke ein seliges Ende, ein Ende ohne innere Not und argen Schmerzen.

Wir bitten dich für unsere Verwandten, Bekannten und Freunde, in der Nähe und in der Ferne, ob sie in Schwierigkeiten stecken oder ob sie zufrieden sind. Sei mit ihnen nach deinem großen Willen und deinem wahrhaften Entscheiden.
Sei auch mit den vielen ärztlichen Helfern in dieser Zeit und unterstütze sie in ihrem Einsatz und in ihren Initiativen, damit den Notleidenden und der ganzen Menschheit dadurch geholfen werde. Schenke allen Menschen Mut und Kraft zum wahren Bekenntnis an Jesus Christus.

Wir gedenken vor dir auch der Freunde, die in besonderer seelischer Not stehen. Wir denken an die Freunde, die ihre Not in Alkohol, Medikamenten und Drogen verdrängen wollen und daher Leid und Schmerzen über ihre Familie bringen. Wir wissen  manchmal nicht, wie wir ihnen helfen können  und suchen unendlich lange nach Lösungen. Wir bitten dich, gib uns die rechten Gedanken und Worte zu diesem allgemeinen Problem unter uns, damit wir helfen können. Herr, unser Gott, erhöre unser Gebet.

Wir beten dich an und nennen in der Stille unsere Anliegen, unsere Probleme und auch die Namen derer, die uns besonders am Herzen liegen, mit ihrer Not und ihrer Schwachheit, und bitten dich um deinen Beistand.

Du, Herr, bist unsere Glaubensstärke, unsere Zuvericht und unsere Hoffnung. Dir vertrauen wir und beten dich an, hier und jetzt, sowie in Ewigkeit.

Amen.