"Es ist vollbracht"


Pfr. Ulf Ziegler, Dechantenstellvertreter in Mediasch

Geistliches Wort für Karfreitag zu Johannes 3,16 von Pfarrer Ulf Ziegler

Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf das alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.

Karfreitag heißt sich dem Leiden Christi auszusetzen, mit ihm zu leiden und zu trauern. Damit setzt sich Gott selbst dem Leiden aus und dem Sterben. Die Vorsilbe „Kar“ kommt aus dem Althochdeutschen und steht für Sorge, Leid, Trauer. Der Evangelist Johannes beschreibt mit knappen Worten die Ereignisse von Karfreitag, von der Kreuzigung Jesu. Jesus trägt auch die dunkle Seite unseres Lebens. Gott wird Mensch und ist uns nahe im Leben aber auch im Leid und im Tod. Das zu wissen, hilft Schweres zu tragen. Er nimmt den Schmerz und das Leid auf sich, erträgt sie liebend und nimmt sie mit sich hinein in den Tod. Im Glauben haben wir aber die Gewissheit der erfüllten Hoffnung auf das, was danach kommt - die Auferstehung. Jesus ist am Kreuz gestorben und am dritten Tag auferstanden. Es klingt wie ein Wunder, für den nüchternen Verstand unbegreifbar. Aber ein Wunder ist es, auf das wir gerade in schweren Zeiten wie diesen gerne hoffen. Unausweichlich begleiten uns die Bilder der Nachrichten mit Massenbeerdigungen von hunderten Toten in Europa und der ganzen Welt. Es ist schwer dieses Leiden auszuhalten. Der Leipziger Dichter und Philosoph Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769) dichtete ein Passionslied, in dem es heißt: „Herr, stärke mich, dein Leiden zu bedenken, mich in das Meer der Liebe zu versenken, die dich bewog, von aller Schuld des Bösen, uns zu erlösen.“

Die Auferstehung stellt man sich gerne wie den Frühling nach dem Winter vor. Alles wird neu. Auch du wirst dich wandeln! Neues Leben ist uns verheißen. Wenn wir das Apostolische Glaubensbekenntnis sprechen, sagen wir: „Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben.“ Ist diese Überzeugung aber noch in den Köpfen und Herzen der Menschen? Oder ist sie längst dem wirtschaftlichen Wohl zum Opfer gefallen? In Krisenzeiten besinnen sich die Menschen und suchen Hoffnung. Der Tagesablauf hat sich in den letzten Wochen geändert. Das Haus wird nur selten verlassen und home office sowie Schule werden zu Hause durchgeführt. Der Tagesablauf will neu erfunden werden und bringt plötzlich Freiräume. Wir verfolgen regelmäßig die Nachrichten in der Presse und im Internet. Wir sind auf der Suche nach einer guten Nachricht. Gibt es Hoffnung auf Besserung?

„Es ist vollbracht!“ - So lauten Jesu letzte Worte am Kreuz. Wir verstehen diesen letzten Ausruf Jesu dann richtig, wenn wir bedenken, dass Jesus ihn nicht über sich sondern zu uns sagt. Der Auftrag Jesu - der am Kreuz vollendet wird - ist die Versöhnung zwischen Gott und dieser Welt. Paulus schreibt den Korinthern im seinem zweiten Brief (5,19): „Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selber.“ Vom Kreuz her schaut Jesus uns an, von dort spricht er zu uns. Und von dort streckt er seine segnenden Hände nach uns aus. Er stirbt als der Heiland dieser Welt. In seinem Tod geschieht die Versöhnung unsres Lebens. Und wir wissen schon: Er bleibt nicht im Tod. Er, der uns die Versöhnung und das Leben schenkt, wird auch selbst von den Toten auferstehen. Im Glauben haben wir die Gewissheit der Erfüllung der Hoffnung auf das, was danach kommt - die Auferstehung. Jesus ist am Kreuz gestorben und am dritten Tag auferstanden. Und dann gilt erst recht auch für uns und unsere Erlösung - Es ist vollbracht!

Herr Jesus Christus, Du hast Dich wie ein Bruder an unsere Seite gestellt und am Kreuz für Deine Feinde gebetet. Wir bitten Dich, vergib auch uns unser Versagen und stärke uns, dass auch wir bereit sind zu vergeben.
Du hast die Anfechtung bis in die Tiefe der Gottverlassenheit erlitten. Wir bitten Dich tröste und stärke alle, die von Angst und Zweifel zerrissen sind. Du bist den Weg des Leidens bis zum Kreuz gegangen und hast das Heil der Welt vollbracht. Wir bitten Dich, lass auch uns mitten in allem Leid, Dein Heil und Deinen Trost erfahren.

Du hast bis in den Tod für die Deinen gesorgt, so bitte wir Dich sorge auch für uns alle, die wir auf Dich hoffen und Dir vertrauen;  für Deine Gemeinde und Deine ganze Kirche auf dieser Welt.

Amen.

Lied: 58,1-2,7 „Herr, stärke mich