"Die Krise bis zum Ende aushalten"


Pfr. Andreas Hartig (Zeiden - Heldsdorf)

Geistliches Wort für Mittwoch nach Jubilate zu Losung und Lehrtext des Tages – von Pfarrer Andreas Hartig (Zeiden und Heldsdorf)

Gott spricht durch den Propheten: „Ich will die Finsternis vor ihnen her zum Licht machen und das Höckerige zur Ebene.“ (Jesaja 42,16) sowie „Durch die herzliche Barmherzigkeit unseres Gottes wird uns besuchen das aufgehende Licht aus der Höhe, auf dass es erscheine denen, die sitzen in Finsternis und Schatten des Todes, und richte unsere Füße auf den Weg des Friedens.“ (Lukas 1,78-79)

Verheißungsvoll klang die vorgestrige Ankündigung des rumänischen Präsidenten in einer  Pressekonferenz, dass der Ausnahmezustand in unserem Land am 15. Mai auslaufen wird. Doch werden wir wieder zu unserem alten Leben zurückkehren können? Wohl kaum. Denn es werden weiterhin viele Restriktionen bestehen bleiben. Z.B. sollen Versammlungen mit mehr als drei Personen weiterhin nicht zugelassen werden. Was das für unsere Gottesdienste und für unsere Kirchen bedeutet, können wir erahnen. Doch wollen wir uns von all dem beirren lassen in unserer Überzeugung, in unserer Zuversicht, in unserem Glauben, dass Gott uns auch in dieser Zeit beisteht und uns Wege der Hoffnung weist? Wenn dem so wäre, dann könnten wir gleich unser Christsein aufgeben. Der Prophet aus dem Jesaja-Buch, den uns die heutige Tageslosung nahebringen möchte, hat sich auch nicht davon beirren lassen, dass das auserwählte Volk Gottes nun seit so endlos langer Zeit fern der Heimat, in der babylonischen Deportation ihr Leben führen muss. Nichts mehr war wie einst. Ihr Leben wurde auf den Kopf gestellt. Kein Zuhause mehr, keine gewohnten Abläufe. Auch ihren Glauben konnten sie nicht mehr richtig ausüben, denn der Jerusalemer Tempel war nicht mehr da. Er wurde zerstört. Merken Sie einige Parallelen zu uns heute?

Doch die Stimme des Propheten hat in jener Zeit nicht aufgehört die betrübten Seelen der Israeliten mit der Verheißung Gottes zu stärken, dass Er Befreiung und Erlösung seinem Volk gewähren wird. Und dabei hat er sich bestimmt auch neue Formen der Verkündigung, des Dienstes an Gott und den Menschen überlegen müssen. Nicht alle Israeliten haben die Worte des Propheten angenommen. Zu viel Zeit ist inzwischen vergangen, ohne dass Gott sichtbar eingreift. Diese sind in der babylonischen Gesellschaft untergegangen. Andere hingegen haben den Worten des Propheten Glauben geschenkt und sie haben aus ihrer Situation heraus das Beste gemacht. Sie haben es aber mit Hoffnung und Zuversicht gemacht, mit dem Glauben, dass Gott zu seinen Verheißungen, die er bereits den alten Vätern zugesprochen hat, stehen wird.

Und Gott hat dann zur rechten Zeit eingegriffen und den Israeliten den Weg zurück in die Heimat, ins Vertraute geebnet. Das zeigt nichts anders als die Barmherzigkeit Gottes mit der Er diejenigen segnet, die nicht von Ihm lassen. Von dieser Barmherzigkeit spricht auch unser Lehrtext. Es ist wichtig, dass das Wort Gottes auch in unseren Zeiten der Krise nicht aufhört zu erklingen, egal über welches Medium. Denn das Wort Gottes will uns auch heute bewusst machen, dass unser himmlischer Vater diesen, unseren Weg mitgeht, genauso wie Er mit den Israeliten durch die Geschichte hindurch gegangen ist und immer wieder auch seine Barmherzigkeit über die Menschen hat walten lassen. Spätestens seit Jesus Christus wissen wir auch, wie groß diese Barmherzigkeit ist. Denn Gott hat uns Seinen Sohn, das aufgehende Licht geschickt, das uns aus all unserer Finsternis herausführen möchte. Mögen wir in diesem Licht bleiben und darin auch den Frieden für unsere Welt, aber auch für unsere Seelen erfahren.

Gesegnete Woche!

Pfarrer Andreas Hartig

Choral 221:
"Mir ist Erbarmung widerfahren"