"Wir suchen die lebendige Begegnung"


Vikar Heinrich Rosinger (Bild: zVg)

Geistliches Wort für Freitag nach Ostern zu Psalm 71,3 von Vikar Heinrich Rosinger (Kleinscheuern) „Sei mir ein starker Hort, dahin ich immer fliehen kann, der du zugesagt hast, mir zu helfen! Denn Du bist mein Fels und meine Burg. (Ps. 71, 3) 

Zwischen Ostern und Pfingsten ist die schönste Zeit im Kirchenjahr! Die ganze Schöpfung geht ihren Weg und das immer neu entstehende Leben in der Natur, begonnen mit dem Blumengarten vor unseren Wohnungen, über Fluren, Wiesen und Wälder - dort wo die Farben und die Luft Freude schenken  - ist der Bewies dafür!

Wir haben vor fünf Tagen das Fest der Auferstehung Jesu Christi von den Toten gefeiert. Das Wunder der Erweckung Jesu ist der Ursprung aller Freude. Die Wahrheit und die Gerechtigkeit aus dem Wort Gottes, welche uns täglich begleiten, wollen in dieser Zeit mit aufblühen, mitwirken! Gott hat uns das Leben geschenkt, er will nicht ohne seine Ebenbilder diese schöne Erde verwalten. Er liebt die Gemeinschaft mit uns Menschen und aus dieser Liebe heraus wurde Gott Mensch in Jesus. Jesus erfüllt praktisch das Wort, das Gebot und den Willen Gottes. Dadurch entsteht eine neue Glaubensgrundlage für alle Menschen. So wird Jesus für jeden von uns zur Zusage Gottes. Gott will, dass sein geliebter Sohn mit uns geht, dass er bei uns ist, um uns helfen zu können!
Wollen wir das auch? Jesus hat uns versprochen, bei uns zu sein alle Tage bis an der Welt Ende. Durch dieses erneuerte Leben mit Jesus entsteht aber auch eine neue Verantwortung für uns. Wir müssen lernen, Rechenschaft abzulegen über unsere Zeit, unsere Worte und Taten. Jesus hält was er verspricht. Er wüscht sich diese neue Gemeinschaft für und mit jedem von uns, nicht nur mit seinen zuerst erwählten Jüngern. Erst die Begegnung mit dem auferstandenen Herren stärkte ihr Vertrauen in eine Gemeinschaft mit Gott. So konnten sie ihren Unglauben überwunden, die Angst beseitigen und Mut für ihren Lebensauftrag schöpfen.

So eine lebendige Begegnung sucht auch der Psalmbeter, der fleht: „Sei mir ein starker Hort, dahin ich immer fliehen kann, der du zugesagt hast, mir zu helfen. Psalm 71, Vers 3. Wenn wir genau hinhören  - oder auch wiederholt lesen -  kann sich folgende Schlussfolgerung ergeben: Gott und der Psalmbeter wollen dasselbe! Was der Psalmbeter nur erträumt, hat Gott schon getan. Bevor wir uns an Gott bewusst wenden, hat er uns schon eine Aufgabe, einen Weg, einen Sinn, gezeigt und einen starken Hort und eine Burg bereitet.

Sie haben bestimmt schon von Mark Twain gehört oder von ihm gelesen? Bei ihm war es genau wie bei Martin Luther, wenn er bei seinen Tischreden nach einem Glas Bier, bei gelockerter Atmosphäre ein bisschen entspannte. Mark Twain sagte einmal: „Zwei von den besten Tage eines Menschenlebens sind gewiss: der Tag, an dem er geboren wurde, und der Tag, an dem sich der Mensch Rechenschaft gibt, warum und wofür er geboren wurde!“ Jesus wusste wofür er geboren war! Jesus wurde ein Mensch mit Gefühlen, mit Bedürfnissen, wie wir es sind, mit Erwartungen, mit einem Gehorsam, der für seine Nächste von Anfang an nicht so leicht zu begreifen war. Jesus schenkte auch deswegen seinen Jüngern die notwendige Zeit, um im Glauben zu wachsen, um begreifen zu lernen, worum es wirklich in diesem Leben geht. Das Gebot der Gottesliebe und die daraus wachsende Nächstenliebe darf lebendig und aktiv bleiben! Vergesst nicht, Wert und Preis stehen im direkten Zusammenhang mit dem Zweck!  Wir sind teuer erkauft, nicht mit vergänglichem Gold oder Silber, sondern mit dem heiligen Blut Christi. Jesu Blut ist für dich geflossen, für jeden, der ihm von seiner Zeit, seinem Willen, seiner Kraft und seiner Liebe zurückschenkt.

Der Psalmbeter ist ehrlich mit Gott und ehrlich mit sich selbst und versinkt nicht im Unglück. Er weiß, dass wenn er das siebente Mal fällt, dass Gott ihn bislang sechsmal aufgehoben hat. Trotz seiner Schwächen vertraut er Gott. Unser Schöpfer sieht das Herz an und hilft uns nach seiner Zusage - nicht nach unseren Vorstellungen! -  wenn wir dran bleiben. Der aufrichtige Ruf des Hilfesuchenden: „Herr ich glaube, hilf meinem Unglauben!“ bleibt nicht unerhört!

Am Ende - wenn Gott es fügt - können wir uns in Vertrauen an das Timotheus Wort anschließen: „Der Herr wird mich erlösen von allem Übel und mich retten in sein himmlisches Reich!“, auch wenn dieses angesagte Übel noch so klein ist, wie etwa der Virus Covid-19 in unserer Zeit!

Amen.

Herr Gott, himmlischer Vater, Du hast Deinen Sohn für uns in den Tod gegeben und ihn zu unserem Heil wieder auferweckt, wir bitten Dich: Schenke jedem Suchenden neues Vertrauen, dass wir mit Leib und Seele am wahren Leben Anteil haben und durch die Kraft der Auferstehung unseres Herrn Jesus zu ein Segen für unsere Nächsten werden.

Gesegnete Osterzeit!

Diakon Heinrich Rosinger (Kleinscheuern)

Lied: EG Nr. 78 „Ich sag es jedem, daß er lebt!