Staffelläufer Hans Gärtner


Hans Gärtner spricht zu tausenden Besuchern am Sachsentreffen in Hermannstadt (August 2017).

Am 28. Oktober 2017 trat der Vorsitzende des Verbandes der Heimatortsgemeinschaften, Hans Gärtner, zurück. Mit ihm wurden auch seine Stellvertreter Heinz Walter Hermann (Heltau) und Alfred Gökeler (Mediasch) von der Verantwortung entbunden. Neben dem stehenden Applaus, den sich der scheidende Vorsitzende und dessen Gattin verdient hatten, sind auch einige weitere Worte ziemlich.

Die Leichtathletik kennt sowohl Sprintwettbewerbe als auch Langstreckenläufe. Beide haben ihren Reiz und ihre Fans. Beide haben auch ihre individuellen Herausforderungen, auf die hin die Sportler speziell trainiert werden. Diese Unterscheidung kann man durchaus auch auf Leistungsträger anderer Sparten, außerhalb des Sportes, übertragen.

Als im Oktober 2013 Hans Gärtner an die – seit längerem verwaiste -Spitze des HOG-Verbandes gewählt wurde, war es noch nicht klar, was für eine Art Läufer er sein würde. Seine Ziele waren hoch gesteckt und der Elan war da. Er brachte die Erfahrung des HOG-Vorsitzenden aus Schönau und die Zusammenarbeit in der HOG-Regionalgruppe „Zwischenkokelgebiet“ mit. Mit ihm wurden Heinz Walter Hermann (Heltau) und Dr. Hans Georg Franchy (Bistritz) gewählt. Letzterer musste aus Gesundheitsgründen bald zurücktreten und fand in Alfred Gökeler (Mediasch) einen guten Nachfolger. Der neue Vorstand wandte sich entschieden der Arbeit in Siebenbürgen zu. Er wollte nicht nur Heimattreffen, Heimatbücher und Friedhofspflege auf seiner Agenda haben, sondern er wollte sich stärker der Aktualität stellen. Er verstand die HOGs als komplementär zu dem Verband der Siebenbürger Sachsen. Wenn der Verband vorwiegend in Deutschland aktiv war, so übernahmen dafür die HOGs Aufgaben im Herkunftsgebiet. So stieg er sofort in die Arbeit für Kirchenburgen ein und organisierte zwei Fachtagungen für die HOGs, in Gunzenhausen (2014) und in Schässburg (2015). Das am meisten motivierende Ziel von Hans Gärtner war es aber, jungen Menschen, die zu der Bekenntnisgeneration gehörten, Siebenbürgen nahe zu bringen. Das tat er konkret mit dem Plan, das ursprüngliche Birthälmer Sachsentreffen einmal in die Urlaubs- und Ferienzeit zu verlegen, um auch jungen Siebenbürger Sachsen aus Deutschland die Teilnahme verstärkt möglich zu machen. Mit seiner Idee fand er bei Martin Bottesch, dem Vorsitzenden des Siebenbürgenforums offene Ohren. Nach und nach zogen alle Organisationen der Gemeinschaft nach. So wurde mit großer Intensität das bekannte Sachsentreffen 2017 in Hermannstadt auf die Beine gestellt, das dann über zehntausend Besucher zusammenführte und für alle ein positiver Meilenstein bleiben wird.

Und als jeder darüber nachdachte, wie es nun weitergehen sollte, kam die überraschende Ankündigung von Hans Gärtner, dass er aus beruflichen Gründen nicht weitermachen wolle. Die Arbeit war zu aufreibend gewesen und war auf Kosten von Beruf und Familie gegangen. Das soll es dann gewesen sein?

Hans Gärtner ist aber nicht nur der Sprinter eines einzigen Sachsentreffens sondern er ist auch Staffelläufer der Gemeinschaft. Den jenseits des großen Sprints hat er Dinge verändert, die vielleicht nicht so sichtbar sind, die aber seine Nachfolger verpflichten. Unter seiner Führung ist der HOG-Verband nicht mehr nur eine Austauschplattform von rund 130 HOG geblieben, sondern hat sich als eigener Akteur profiliert, der im Namen aller handelt und klare Ziele verfolgt. Damit hat er eine Umwandlung geschaffen, die für die Evangelische Kirche A. B. in Rumänien (EKR) äußerst wichtig ist. Der HOG Verband ist nicht mehr nur Partner für Höflichkeiten, sondern teilt auch die Arbeit. Unter seiner Regie haben sich die Regionalgruppen so strukturiert, dass sie geographisch und institutionell zu den Bezirken der EKR passen. Damit wurde erst das Gespräch auf Augenhöhe möglich. In vielen Anläufen hat er die Bezirke und deren Dechanten mit ins Boot genommen, damit diese feststellen, dass der HOG Verband nicht Störfaktor ist, sondern sich um Lösung der vielen Aufgaben vor Ort mit bemüht. Auch die doppelte Kirchenmitgliedschaft wurde durch den HOG Verband mitredigiert und verbreitet. Dazu hat er sich in viele Einzelprojekte impliziert, für die man stellvertretend die Bizykelfahrt Bike&Like nennen kann.

Und dann hat Hans Gärtner noch ein Lieblingssteckenpferd: die Stiftung Kirchenburgen. Er hat das geistige Erbe für die von den Vätern vererbten Denkmäler angenommen und versucht, über die Stiftung Kirchenburgen zum Erhalt des Kulturerbes beizutragen. Dafür hat er Erwartungen geweckt, für die Arbeit der Stiftung geworben und Projekte initiiert. Dass am großen Sachsentreffen und in den Gottesdiensten und Heimattreffen vor Ort die größte Kollekte der Nachwendezeit für die Stiftung Kirchenburgen gesammelt werden konnte, ist hauptsächlich sein Beitrag gewesen.

Somit hinterlässt die Mannschaft um Hans Gärtner eine Stimmung und eine Struktur, die den Kirchengemeinden in Rumänien entgegenkommt. Dafür sein Ihm und den beiden Stellvertretern Dank gesagt.

Die Stafette ist nun weitergegeben. Hans Gärtner schließt sein Mandat mit den schriftlichen Worten: „Dem neuen Vorstand, Ilse Welther und ihrem Team wünsche ich alles Gute und viel Erfolg. Ich bin überzeugt, dass wir unsere Siebenbürgisch Sächsische Gemeinschaft auch in Zukunft mit vielen schönen Momenten gestalten können und dabei Gutes tun.“

Dr. Stefan Cosoroabă, HA Friedrich Gunesch