Über die Visitation der Gemeinde Engenthal durch den Schelker Dechanten.

Vor hundert Jahren in den 'Kirchlichen Blättern'


Aus dem Archiv der kirchlichen Blätter.

„Aus dem Schelker Kirchenbezirk.

(...) In der (…) Filialgemeinde Engenthal ist die Kirche wegen Baufälligkeit gesperrt worden. Das Gutachten des Architekten geht dahin, daß das Gebäude nicht mehr zu halten ist, da es in seinen Grundmauern morsch ist. Neue Sorgen für die Gemeinde, für die Landeskirche, für den Gustav Adolf-Verein. Der Vorbereitung des Neubaues und der Ordnung des Gottesdienstes galt der Besuch, den der Bezirksdechant der Gemeinde am 2. Adventsonntag abstattete. Wiewohl angesagt überraschte er doch, denn der vier Tage früher abgeschickte Brief langte erst ½ Stunde nach dem Absender ein. Die kleine Gemeinde war jedoch rasch zu einem improvisierten Gottesdienst im Pfarrhaus beieinander. Die Schriftlesung besorgte der ord. Lehrer Ludwig Wallitsch, die Ansprache und Schriftauslegung der Dechant. Auch eine Taufhandlung wurde vollzogen. Ein intimer Gottesdienst, bei dem der Geistliche unwillkürlich wärmer und herzlicher in seiner Rede wird.

In der Besprechung mit der Gemeinde wurde beschlossen und angeordnet, daß bis auf Weiteres der Gottesdienst im Pfarrhaus abzuhalten sei, das dafür zwei helle freundliche entsprechende Zimmer hat, wo auch das vorhandene Harmonium aufzustellen ist. Für den Bau der Kirche sind 20.000 Ziegeln erforderlich, die die Gemeinde in der Nähe des Bauplatzes schlagen lassen kann. Wasser und Sand sind auch dabei. So dürfte der Bau sich nicht allzuteuer stellen. Doch ist dazu noch die Unterstützung der Landeskirche zu erbitten.

Nachmittags wurde der Schulbetrieb visitiert. Es sind 14 Schulkinder da, lebhaft, gesund, kräftig und den Umständen entsprechend vorbereitet, jedenfalls nicht überlastet, denn erst seit 1911 wird in Engenthal das Magyarische unterrichtet. Auch das Rechnungswesen und die Pfarramtsagenden wurden einer Überprüfung unterzogen. Spät abends ging es auf schwerem Weg heimwärts. Es gab Stellen zum Versinken. Der Wagentritt hatte Mühe, den zähen Lehm zu durchschneiden.“

(Kirchliche Blätter, Hermannstadt, 13. Dezember 1913)