"Trost schöpfen auf dem Weg durch die Wüsten des Lebens"


Pfr. Nick Fernoldendt (Gemeindeverband Broos)

Das Geistliche Wort zum Sonntag Trinitatis, den 7. Juni 2020, hat uns Pfarrer Nick Fernolendt aus Broos zur Verfügung gestellt. Broos bildet einen Gemeindeverband mit neun weiteren Gemeinden (Batiz, Benzenz, Deva, Eisenmarkt, Kalan, Lupen, Petroschen, Rumes und Simeria) im Unterwald und im Schiltal.

Gnade sei mit euch und Friede, von Gott unserem Vater und unserem Herrn und Heiland Jesus Christus. Amen.

Der Predigttext für den heutigen Trinitatissonntag steht geschrieben im 4. Buch Mose, Kap. 6, die Verse 22 – 27:

Und der Herr redete mit Mose und sprach: Sage Aaron und seinen Söhnen und sprich: So sollt ihr sagen zu den Israeliten, wenn ihr sie segnet: Der Herr segne dich und behüte dich; der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der Herr hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden. So sollen sie meinen Namen auf die Israeliten legen, dass ich sie segne.

Soweit die Worte der Heiligen Schrift, der Herr segne sein Wort an unseren Herzen. Amen.

Liebe Gemeinde,

uns als Christen ist eine Tatsache voll und ganz bewusst, alles Gute und Heilsame ist nicht Werk unseres eigenen Tuns und Handels, nicht Verdienst unserer Hände, sondern vielmehr eine Gnadengabe unseres allmächtigen Gottes, der zu unserem Wollen das Vollbringen gibt und uns mit Güte und Gütern reichlich überschüttet, manchmal ohne dass wir es überhaupt merken. „Seht die Vögel unter dem Himmel an, sie sähen nicht, sie ernten nicht und der Herr ernährt sie doch.“ (Mt. 6, 26) So sagt unser Heiland Jesus Christus im Evangelium und beschreibt uns damit, dass der allmächtige Gott unsere Lebensgrundlage schafft und unsere Versorgung mit dem Notwendigen sichert. Seit alters her, seit den Tagen des Alten Testaments nennen wir diese Gnadengaben, diese Zuwendung Gottes mit all seiner Güte, diesen Moment, wenn Gott die Hand über uns öffnet und uns mit Reichtum – geistlichem oder weltlichem – überschüttet; den Segen. Sich den Segen Gottes immer neu zu vergegenwärtigen, sich stets daran zu erinnern, dass all das Gute aus der Segenshand Gottes kommt, dafür dient der gesprochene Segen, wie wir ihn auch jeden Sonntag und nach jedem Gottesdienst, ja praktisch nach jeder kirchlichen Veranstaltung hören und empfangen. Er soll uns erinnern, wie abhängig wir Menschen von der Gnade Gottes sind.

Im heutigen Predigttext hören wir, wie der s.g. Aaronitische Segen in die Welt kam. Ein Segenszuspruch, den Mose von Gott bekam und an seinen Bruder Aaron weitergeben sollte. Wir erinnern uns, dass nach dem Auszug der Israeliten aus dem Schilfmeer und aus der Sklaverei in Ägypten, war das Volk der Hebräer gezwungen 40 Jahre lang durch die Wüste zu wandern, bis sie endlich im gelobten Lande Kanaan eintrafen. Auf dieser Reise erhielten sie u.A. die zehn Gebote und eben auch den Aaronitischen Segen, wie wir es eben im Predigttext gehört haben. Aaron, der Bruder des Mose, und seine Söhne hatten von Gott die Aufgabe bekommen die Funktion der Priester auszufüllen. Sie sollten regelmäßig vor das umherwandernde Gottesvolk treten, die Gesetzestafeln verlesen und die Gebete sprechen. Und sie sollten dem Volk durch den Segen, der nach dem Bruder des Mose dann eben als Aaronitischer Segen benannt wurde, daran erinnern, dass es Gott der Herr ist, der ihnen Nahrung, Speise, Kleidung und Sicherheit in dieser lebensfeindlichen Wüste verschafft. Gott, mit seinen Gaben aus seiner reichen Segenshand und sonst keiner.

Ihr Lieben, bis auf den heutigen Tag – auch wenn Jahrhunderte und Jahrtausende vergangen sind, seit den Tagen des Mose und des Aaron – wiederholen wir diesen Segensspruch in Gottesdiensten und bei kirchlichen Festen. Wir wiederholen diese Worte um uns dadurch bewusst zu machen, dass für uns heute gilt, was damals galt. Wie die Israeliten diesen Segen hörten und daraus Trost schöpften, so sollen auch wir daraus Trost schöpfen auf dem Weg durch die Wüsten und die Dürrezeiten unseres Lebens. Denn es ist Gott allein, von dem wir gutes Gelingen und Güter jeglicher Art erwarten dürfen. Er erhebt sein Angesicht über uns und lässt es leuchten über uns, denn er schafft mit seinem strahlenden Wort Orientierung in unserem Leben, wie die Sonne oder wie der leuchtende Nordstern in der Antike den Menschen den Weg wiesen und Orientierung schufen. Er verschafft uns Gnade, denn die Dinge die er uns gibt, gibt er uns aus freier Entscheidung und um unseret Willen. Nicht aufgrund unseres Verdienstes, nicht aufgrund unseres Erwerbs durch gute Taten und Werke, sondern aus reiner Gnade, weil ihn unser Schicksal jammert. Und schließlich gibt er uns Frieden. Womit mehr gemeint ist als ein Zustand ohne Streit und Zank. Frieden im Alten Testament ist ein Zustand der Sicherheit, der Geborgenheit, der Angstfreiheit und der Konfliktfreiheit. Dieser Friede ist etwas, was uns nur Gott zuteilwerden lassen kann.

So wollen wir immer, wenn wir den Segen Gottes zugesprochen kommen, uns dieser Tatsache und dieser Hoffnung vergewissern. Gott tut das Nötige für uns, er gibt uns Sicherheit, Orientierung, er stattet uns aus mit allen materiellen und geistlichen Gütern, die wir zum Leben brauchen. All das ist Teil seines Segens. Und im Glauben, in der Hoffnung und in Erwartung dieses Segens Gottes erhalte uns unser Allmächtiger Herr, durch seinen Heiligen Geist. Amen.

Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in unserem Herrn und Heiland Jesus Christus. Amen.