Inhaltsreiche Pressekonferenz im Bischofspalais


Bischof Reinhart Guib und Hautanwalt Friedrich Gunesch während der Pressekonferenz im Bischofspalais.

Zu einer Pressekonferenz über zwei auf den ersten Blick schwer in Verbindung zu bringende Themen lud das Landeskonsistorium der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien (EKR) am 24. Februar in den Festsaal des Hermannstädter Bischofspalais. Bischof Reinhart Guib und Hauptanwalt Friedrich Gunesch sprachen zum Deportationsjubiläum und zum "Jahr der Bildung".

Nach einer Reihe von Gedenkveranstaltungen zum siebzigsten Jahrestag der Deportationen von Rumäniendeutschen in die damalige UdSSR, wurde das schicksalshafte Thema im Rahmen der Pressekonferenz noch ein letztes Mal präsentiert, weil es damals wie heute von trauriger Aktualität ist: Nach wie vor werden Menschen deportiert, misshandelt, terrorisiert und getötet. Ungerechte Kollektivbestrafungen wie jene, die damals an den Angehörigen der deutschsprachigen Minderheit vollzogen wurde, sind bis zum heutigen Tag in vielen Teilen der Welt gängige Praxis. In diesem Sinne ruft die EKR auf, im Andenken an die Opfer von 1945 und in Solidarität mit den Opfern von heute für jene Menschen zu beten, die weiterhin verfolgt und grausam unterdrück werden.

Vielfältige Initiativen zum Jahr der Bildung

Den aktuellen inhaltlichen Schwerpunkt der Pressekonferenz stellte das vom Landeskonsistorium ausgerufene "Jahr der Bildung" dar. Landeskirche, Bezirke, Gemeinden und kirchennahen Einrichtungen widmen dem Thema unterschiedliche Schwerpunkte und Projekte. So hat etwa das Begegnungs- und Kulturzentrum Friedrich Teutsch eine Ausstellung über die siebenbürgische Lehrer- und Erzieherausbildung in Geschichte und Gegenwart in sein Programm aufgenommen. Eine von der Michael-Schmidt-Stiftung geförderte Fotoausstellung des bekannten Fotografen Martin Eichler, der auch den EKR-Bildkalender 2015 zum Thema Bildung gestaltet hat, zeigt aktuelle Aufnahmen von den Bildungseinrichtungen. Im Kirchenbezirk Mediasch wird das Bildungsthema mit sozialen Aspekten verknüpft: Dort sollen in diesem Jahr verschiedene Initiativen zur Unterstützung sozial schwacher Schüler auf dem Land gestartet werden. Ein „Ökumenesemester Hermannstadt“ führt anlässlich des Jahres der Bildung das Ökumenische Forschungsinstitut ein: Hier wird es Studierenden der orthodoxen bzw. der protestantischen Theologie aus Deutschland und Rumänien ermöglicht, ein Semester in dem jeweils anderen Land zu verbringen.

Gemeinsam mit dem DFDR plant die EKR auch eine Veranstaltung, die sich mit den Perspektiven des Bildungssystems in Rumänien auseinandersetzen soll und in deren Rahmen auch ein öffentliches Rund-Tisch-Gespräch mit Betroffenen und Experten stattfinden wird. Als Austragungsort dafür ist Hammersdorf vorgesehen, in dessen Kirchenburg sich auch das 2009 rückerstattete Schulgebäude befindet und welches sich seit einiger Zeit zu einer Heimstätte für soziale und ökologische Projekte entwickelt hat.

Ebenfalls in Zusammenarbeit mit dem DFDR möchte sich die EKR auch weiter verstärkt für die Interessen des  deutschsprachigen Bildungswesens einsetzen, wie etwa im Rahmen von „Begegnungstagen“, durch die auch der Kontakt zu den Leitern und Lehrern jener Schulen vermehrt gepflegt werden soll, an denen deutsch unterrichtet wird.  – Bereits im Herbst vergangenen Jahres fiel die Entscheidung des Deutschen Bundestags, das deutschsprachige Schulwesen in Rumänien finanziell zu fördern. Dadurch könnte der Lehrermangel an den deutschen Schulen nun effizienter denn je bekämpft werden.

Aktuelle Fragen zur Religionsunterrichtsdebatte

Die anwesenden Journalistinnen und Journalisten zeigten hohes Interesse zum Standpunkt der EKR in der aktuellen Debatte über den konfessionellen Religionsunterricht an staatlichen Schulen. Religion soll nach einem Urteil des rumänischen Verfassungsgerichtshofes nur noch auf explizites schriftliches Ansuchen unterrichtet werden. Bischof Guib und Hauptanwalt Gunesch äußerten gegenüber einer Zurückdrängung des Religionsunterrichtes im Allgemeinen Skepsis. Konkret sei jedoch keine Panik angebracht: Die Qualität des gebotenen Unterrichtes wird künftig mehr denn je entscheiden, ob und wie viele Schüler den Religionsunterricht besuchen.

Link: Presseunterlagen in rum. Sprache