Der herausragende Brückenbauer
„Menschlichkeit und Empathie“ lautet der Titel der Festschrift für den Hermannstädter Theologieprofessor Stefan Tobler zu seinem 65. Geburtstag. Und diese beiden Begriffe zogen sich auch wie ein roter Faden durch die meisten Wortbeiträge derjenigen, die in Dankesreden und Grußworten anlässlich einer Festveranstaltung Ende Februar gratulierten.
Dies vorweg: Es war eine feierliche, würdige Verabschiedung eines Menschen, der sowohl für seine hervorragenden wissenschaftlichen Arbeiten, vor allem seinen Einsatz für die Ökumene, aber auch für seinen besonderen Umgang mit den Studenten gefeiert wurde.
Stefan Tobler ist seit frühen Jahren Mitglied der Fokolarbewegung, einer ursprünglich römisch-katholischen Laienbewegung, die sich inzwichen zu einer internationalen Organisation mit Mitgliedern aus allen großen Weltreligionen entwickelt hat. 2003 kam Tobler nach Rumänien, zunächst als Dozent, danach als Professor für Systematische Theologie am Protestantisch-Theologischen Studiengang an der „Lucian-Blaga“ Universität in Hermannstadt. Ein wichtiger Schwerpunkt seiner theologischen Forschungsarbeit liegt beim Thema Ökumene, und eben dieses ökumenische Engagement zu würdigen hat sich die Festschrift zum Ziel gesetzt.
Bester Beleg dafür war die große Anzahl der Laudatoren aus dem orthodoxen Umfeld auf der festlichen Verabschiedung des Professors. Es las sich fast wie ein Who´s Who der rumänischen bzw orthodoxen akademischen Welt, wie der Rektor der Lucian-Blaga-Universität, Dr. Sorin Radu, Dr. Anamaria Tudorie, Direktorin des Departements für Geschichte, Kulturerbe und Protestantische Theologie, dem Prodekan der Orthodoxen Fakultät Hermannstadt, Dragos Boicu und dem Dekan der Bukarester Orthodoxen Fakultät Dr. Cosmin Pricop sowie dem Dekan des Bukarester Theologischen Instituts der Pfingstgemeinschaft (ITP), Dr. Romulus Ganea.
Sie alle betonten Toblers besondere Funktion als „Brückenbauer“ zwischen den Religionen, einer der das nicht nur gepredigt, sondern auch richtig gelebt und umgesetzt habe. Auch seine Rolle als Pädagoge, der immer wieder den Dialog mit seinen Lernenden „auf Augenhöhe“ sucht, wurde gewürdigt – auch vom Studentenvertreter Roger Parvu und dem wissenschaftlichen Mitarbeiter Andras Bandi. Und Pfarrer Gerhard Servatius-Depner, als Leiter des Zentrums für Evangelische Theologie Osteuropa (ZETO), hofft, auch noch weiterhin die leuchtenden Augen des Professors am Institut sehen zu können, den auch Niederlagen nicht abschrecken, sondern einer ist, der immer den Dialog auf Augenhöhe sucht.
Nicht fehlen durften die Grußworte der weltlichen Vertreter. So bedankte sich der Hauptanwalt der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien (EKR), Friedrich Gunesch beim gewürdigten Professor, dass dieser gerne mit theologischen und kirchenrechtlichen Antworten aushelfen konnte und ein gerngesehener Gesprächspartner und Mentor der EKR war. Forumsvorsitzender Dr. Jürgen Porr erinnerte an den schwierigen Stand der kleinen Theologischen Fakultät, wo es zur Zeit der Fusion mit der „Lucian-Blaga“-Universität mehr Professoren als Studenten gab und seine Existenz auch darum immer schon in Gefahr war. Dass man sich dann doch mit der Universitätsleitung auf einen tragfähigen Kompromiss einigte, der auch heute noch die Existenz dieser Einrichtung sichert, lässt viele einfach dankbar sein und ebenso zurückblicken.
Zum Schluss packte dann Dr. Johannes Klein als Leiter des Studiengangs und Moderator der Abends die Festschrift endlich aus und ging mit einigen Sätzen auf die Themen und Autoren dieses umfangreichen Werkes ein, die, so sagte es Johannes Klein, vor allem seinen ökumenischen Einsatz betonen soll.
Den musikalischen Rahmen bildete das „Duo Marmor“ – sprich der Mediascher Vikar Gerwald Maximilian Braisch mit seiner Gattin Theresa, die aus ihren Blasinstrumenten Fagott und Klarinette und Soxophon großartige Klänge zauberten. Auch der byzantinische Chor unter der Leitung des langjährigen orthodoxen Kollegen Dr. Alexandru Ioniţă vom Ökumenischen Institut hat die Anwesenden mit seinen zwei Gesängen in eine andächtige Stimmung versetzt.
Eine gute und beruhigende Nachricht hatte der Professor für seine Gäste am Ende des Abends - vor allem für die wissenschatlichen Kollegen und Studenten: Er werde den Lebensabend nicht im Liegestuhl in seinem Häuschen in Michelsberg verbringen, sondern weiter forschen und am Theologischen Institut tätig sein.
Hans Königes