"Das göttliche Startkapital"


Pfr, Kurt Boltres

Zum Pfingstfest 2020 kommt das Geistliche Wort erneut aus dem Burzenland: Pfarrer Kurt Boltres (Rosenau und Honigberg) hat uns die Predigtgedanken für den feiertäglichen Hausgottesdienst unter dem Titel "Das göttliche Startkapital" zu Verfügung gestellt.

Im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Lied EG. 90,1-3

Tagespsalm Nr. 118,24-29 „Dankbares Bekennen zur Hilfe Gottes

Gebet:

Allmächtiger Gott. Du schenkst deiner Gemeinde den Heiligen Geist und erleuchtest sie mit deiner Wahrheit. Wecke durch seine Kraft unsere toten Herzen, tröste uns in aller Verzagtheit und führe uns aus dem Irrtum und Zweifel heraus zum wahren Licht. Herr erbarme dich unser!

Wir lesen Gottes Wort in der Apostelgeschichte des Lukas 2, 1-22:

1 Den ersten Bericht habe ich gegeben, lieber Theophilus, von all dem, was Jesus von Anfang an tat und lehrte 2 bis zu dem Tag, an dem er aufgenommen wurde, nachdem er den Aposteln, die er erwählt hatte, durch den Heiligen Geist Weisung gegeben hatte. 3 Ihnen zeigte er sich nach seinem Leiden durch viele Beweise als der Lebendige und ließ sich sehen unter ihnen vierzig Tage lang und redete mit ihnen vom Reich Gottes. 4 Und als er mit ihnen zusammen war, befahl er ihnen, Jerusalem nicht zu verlassen, sondern zu warten auf die Verheißung des Vaters, die ihr, so sprach er, von mir gehört habt; 5 denn Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber sollt mit dem Heiligen Geist getauft werden nicht lange nach diesen Tagen. 6 Die nun zusammengekommen waren, fragten ihn und sprachen: Herr, wirst du in dieser Zeit wieder aufrichten das Reich für Israel? 7 Er sprach aber zu ihnen: Es gebührt euch nicht, Zeit oder Stunde zu wissen, die der Vater in seiner Macht bestimmt hat; 8 aber ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde. 9 Und als er das gesagt hatte, wurde er zusehends aufgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf vor ihren Augen weg. 10 Und als sie ihm nachsahen, wie er gen Himmel fuhr, siehe, da standen bei ihnen zwei Männer in weißen Gewändern. 11 Die sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und seht zum Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg gen Himmel aufgenommen wurde, wird so wiederkommen, wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen. 12 Da kehrten sie nach Jerusalem zurück von dem Berg, der heißt Ölberg und liegt nahe bei Jerusalem, einen Sabbatweg entfernt.
13 Und als sie hineinkamen, stiegen sie hinauf in das Obergemach des Hauses, wo sie sich aufzuhalten pflegten: Petrus, Johannes, Jakobus und Andreas, Philippus und Thomas, Bartholomäus und Matthäus, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Simon der Zelot und Judas, der Sohn des Jakobus. 14 Diese alle waren stets beieinander einmütig im Gebet samt den Frauen und Maria, der Mutter Jesu, und seinen Brüdern.

15 Und in den Tagen trat Petrus auf unter den Brüdern – es war aber eine Menge beisammen von etwa hundertzwanzig – und sprach: 16 Ihr Männer und Brüder, es musste das Wort der Schrift erfüllt werden, das der Heilige Geist durch den Mund Davids vorausgesagt hat über Judas, der denen den Weg zeigte, die Jesus gefangen nahmen; 17 denn er gehörte zu uns und hatte dieses Amt mit uns empfangen. 18 Der hat einen Acker erworben mit dem Lohn für seine Ungerechtigkeit. Aber er ist vornüber gestürzt und mitten entzweigeborsten, sodass alle seine Eingeweide hervorquollen. 19 Und es ist allen bekannt geworden, die in Jerusalem wohnen, sodass dieser Acker in ihrer Sprache genannt wird: Hakeldamach, das heißt Blutacker. 20 Denn es steht geschrieben im Psalmbuch (Psalm 69,26; 109,8): »Seine Behausung soll verwüstet werden, und niemand wohne darin«, und: »Sein Amt empfange ein andrer.« 21 So muss nun einer von diesen Männern, die bei uns gewesen sind die ganze Zeit über, als der Herr Jesus unter uns ein- und ausgegangen ist 22 – von der Taufe des Johannes an bis zu dem Tag, an dem er von uns genommen wurde –, mit uns Zeuge seiner Auferstehung werden.

Das göttliche Startkapital

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Gemeinde,

wer die Nachrichten verfolgt und irgendwie von der großen Globalisierung, die bereits vor 45 Jahren begann, ein wenig Kenntnis hat, der weiß, wie schwer es heute ist, den Puls der Wirtschaft und der Welt zu verstehen. Selbst in den Medien, und das gerade jetzt in der Coronakrise, hören wir oft vom fallenden Börsenindex, von einem gewissen rating, von einem FMI (Internationalen Währungsfond), von Konjunktur und Rezession. Das sind lauter unbekannte Benenungen für uns einfache Menschen, die uns vor den Augen schwimmen. Aber, auch wenn wir sie nicht gerade verstehen, wissen wir, dass damit etwas Wichtiges in der großen Weltwirtschaft gemeint ist.

Auch die Fachsprache der Computerwelt ist uns fremd und selbst mit einem einfachen smart-phone, einem Handy, kommen wir schwer zurecht. Alles ist für uns spanisch und selbst die Diskussionen unserer jungen Kinder sind gespickt mit vielen Modernismen, ja für uns eine Rätselsprache.

Aber umgekehrt gedacht ist unseren Zeitgenossen, den Bankern, den IT-Fachkräften, den Ingeneuren und den Jugendlichen unsere Kirchensprache fremd geworden. All diesen Zeitgenossen, die der Kirchensprache entfremdet sind, klingt die Sprache dieser Predigt sonderbar, wie ein ausgestorbener Dialekt, sie kommt ihnen wie eine „tote Sprache“ vor.

Es fällt mir in den letzten Jahren immer schwerer den Konfirmanden und den Jugendlichen das christliche Gedankengut und die Bibel nahe zu bringen. Ich quäle mich mit vielen Assoziationen und Worterklärungen, die zeitaufwendig sind, um ihnen das Wesentliche unseres Glaubens zu geben. Und umgekehrt müssen auch diese jungen Menschen lange lernen, bis sie die biblische Sprache verstehen. Denn die Bibel deckt viele Bereiche des Lebens, sie gibt Aufschluss und führt in eine begnadete Erkenntnis. Das wissen wir, weil diese Erfahrung wir, unsere Eltern und Uhreltern gemacht haben. Doch trotz dieses Wissens rückt die kirchliche Sprache, so wie wir sie heute hören, immer mehr ins Abseits des Weltgeschehens. Da nimmt es auch kein Wunder, wenn fundamentalistische Religionen, so aggressiv gegen Nichtwissende und Unreligiöse vorgehen.

Was ist da zu machen, um dieses zu verhindern, das fragen wir uns heute am Pfingstfest ? Wir fragen auch weiter: wie soll es in dieser weltweiten Krise der Verständigung zu einem neuen Pfingstwunder kommen? Wir fragen auch nach einer verlorenen Kirchensprache?

Oder – sollen neue Erwckungsprediger her. Oder soll das charismatische Zungenwunder der Apostelgeschichte wieder her, um Generationen, Völker und Mentalitäten zusammen zu führen ? Wichtig ist mir jetzt hervorzuheben, dass etwas geschehen muss ! Wichtig ist mir auch, eine Brücke zu schlagen zwischen dem Pfingswunder vor 2000 Jahren zu den Menschen von heute, und dem was heute aus Pfingsten geworden ist. Aber wer soll diese Übersetzungsarbeit leisten, wo es mir selber schwer fällt in die Gedankenwelt der jungen Generation einzudringen. Wie soll ich das Pfingswunder nuancieren, damit es von allen verstanden wird ? Seht, das sind die Probleme unserer Zeit !
Doch um zumindest einen Anfang zu starten, müssen wir von einer Grundkenntnis ausgehen und zwar, dass Pfingsten nicht eine menschliche Gedankensache ist, sondern dass zu Pfingsten Gott, der Herr, in Aktion tritt. Es wird nicht ein historisches Ereignis wiederholt, sondern zu Pfingsten wir an den Ursprung der lebendigen Quelle unseres Glaubens erinnert. Und wer uns daran erinnern soll ist kein anderer, als der Heilige Geist. Vor 2000 Jahren zu Pfingsten wurde die christliche Kirche geboren. Damals kam es zum ersten Mal zur Gemeinschaft der Heiligen, als die Kirche mit dem Heiligen Geist ein göttliches Startkapital erhielt.

Aber diese christliche Kirche, die damals ihren Ursprung nahm, ist bis heute nicht ihrem Schicksal überlassen worden, sondern sie wurde von Gott ständig begleitet. Zu Pfingsten wird deshalb auch nicht ein tolles Event einer Geisteserfahrung gefeiert, ein Event einer göttlichen Intervention, sondern hier hat eine neue Begleitphase Gottes für die Menschen begonnen.

Wir wissen auch nicht in welcher Gemütsstimmung die Jünger von damals dieses Pfingstwunder aufgenommen haben. Sie hatten sich ja aus Angst versteckt und sie kamen selbst mit der Auferstehung auch nicht zurecht. Sollte hier eine Seelenstärkung stattfinden, wie es Jesus angedeutet hatte, wo er sagte: „Ich will euch einen anderen Tröster geben“. Diese Ungewissheit ist aus den Berichten über Pfingsten heraus zu hören.

In dieser Krise also standen die Freunde Jesu vor 2000 Jahren. In einer ähnlichen Krise stehen auch wir heute. Unsere Kirche ist in vielen religiösen Dingen  ratlos geworden. Sie ist auch entscheidungsarm oder verwandlungsscheu geworden. Doch zu dieser Krisenkirche ist sie aus eigenem Verschulden gekommen, denn sie leidet unter einer ICH-Krankheit. Auch die Jünger standen zuerst unter diesem ICH-Einfluss. Denn sie fragten sich, nachdem Jesus nicht mehr unter ihnen weilte: was wird aus uns, was wird aus mir und wie wird es weiter gehen?

Eugen Zeller, ein weniger bekannter Psychologe, erzählte seinen Komilitonen über die ICH-Krankheit folgendes: - Ein Drucker in einer Druckerei sollte einmal einen Beitrag setzen. Dieser Artikel war aber von einem Menschen geschrieben worden, der sehr von sich eingenommen war, Auch war er sehr mit sich selber beschäftigt, so dass das Wörtchen „ich“ so oft vorkam, dass der Buchstabe „i“ schließlich im Setzkasten ausgegangen war, noch bevor er den Bericht richtig fertig bringen konnte. So ist es auch mit der ICH-Krankheit. Die I-Buchstaben reichen nicht aus, um alles zu bringen. Es ist nie die Rede von WIR, sondern nur allein vom ICH.

Ich will hier nun nicht sagen, dass ICH den Geist Gottes habe. Ich habe es eigentlich nur einmal erlebt, das ein Gläubiger Bekehrter aus der Pfingstgemeinde von sich behauptete, er habe den Heiligen Geist, weil er sich der Geistestaufe gestellt hatte. Er war daher auch sehr eingenommen von sich und deutete jedes Geschehen um ihn herum, von dieser Geistesgabe her. Selbst das Lächeln des Zollbeamten bei der Paketeentzollung in der damaligen kommunistischen Zeit, wurde auf die Güte des Heiligen Geistes zurück geführt. Bei diesem sind bei seinen Berichten und Darbringungen auch die I-Buchstaben im Setzkasten ausgegangen.

Der wahre Geist Gottes erlaubt es jedoch nicht, dass die Sprache der Predigt zu einer toten Sprache  wird. Er erlaubt es auch nicht, dass die Buchstaben im Setzkasten ausgehen, wenn von der Gemeinschaft gesprochen wird. Das überwältigende Brausen beim Pfingstwunder vor 2000 Jahren war keineswegs ein göttlicher Überfall. Es war einfach ein Ansporn das Wort Gottes in allen Situationen zu verkündigen. Der Apostel Petrus war ergriffen oder eingenommen vom Heiligen Geist, so dass er lebendig und verständlich das Wort Gottes verkündigen konnte. Dasselbe auch bei den anderen Apostel. Sie hatten ein Startkapital erhalten um mi diesem eine Kirche zu bauen. So ergreift uns der Heilige Geist und treibt uns an, die Sache Christi in Wort und Tat zu bezeugen. Auch Petrus wurde einer der größten Zeugen Christi, der aber das ICH zurück stellte und Jesus Christus voran stellte.

An ihm sollen wir uns ein Besispiel nehmen und alle ICH-bezogenen Beiträge streichen. Alle Vorträge und Predigten, alle schriftlichen Werke und Briefe, wie auch Erzählungen und Gespräche in denen der ICH-Gedanke vorherrscht, sollen wir entfernen und an dieser Stelle das WIR einsetzen, als ein Zeichen einer brüderliche-christlichen Gemeinschaft. Der Geist Gottes hilft uns diese Rokade zu machen und ist mit seiner Kraft aus der Höhe dabei, wenn wir unser Herz und unsere Seele für den Nächsten, für die Gemeinschaft  öffnen. Dann tritt Gott wieder in Aktion und hilft uns diese Verständigungskrise zu überwinden. So kommen wir zu einer lebendigen Geminschaft in Christus, in welcher der auferstandenen Christus mit seinem großen Segen gegenwärtig ist. In einem solchen Fall wird Pfingsten ständig gegenwärtig sein, denn wir werden dann in allen unseren Gedanken, Worten und Werken direkt von Gott gespeist, um unserer Gemeinschaft im Sinne Christi zu dienen.

Nun, liebe Schwestern und Brüder, heute sind Pfingsten. Wollen wir doch Gott, den Herrn, um diesen Geist der Pfingsten bitten, damit die Krise in allen Bereichen überwunden werde, im persönlichen, im sozialen, im kulturellen und im wirtschaftlichen. Das wäre nicht nur mein Wunsch an euch, sondern auch der Wille Gottes. Lasst euch erneuern im Geist, lasst euch ergreifen, mit Glauben und göttlicher Wahrheit, durch die Liebe Christi die uns gegeben ist. Dann  finden wir auch zu einer neuen Kirchensprache, die die Welt versteht und uns zu dem hinführt, der uns Heil und Erlösung gebracht hat. Lasst euch im Glauben durch den Heiligen Gottes stärken. Amen.

Frohe Pfingsten!

Lied EG: 278,1-4

Gebet

Wir loben und preisen dich, allmächtiger Gott und Vater, dass du durch das Geschenk des Heiligen Geistes deine Kirche auf Erden gegründet hast und sie auch weiterhin in deiner Gnade erhältst. Erneuere die ganze Christenheit durch dein  Wort und dein Sakrament. Lenke durch deinen Geist unsere Herzen zur Verständigung, zur Einsicht und zum Glauben und hilf uns der Gerechtigkeit, der wahren Erkenntnis und dem Frieden zu dienen.

Wir beten für die ganze Christenheit und auch für ihre Feinde in dieser Welt. Mach es möglich, dass alle Menschen unabhängig von Volk, Mentalität und Glauben zueinander finden und wahre Brüder werden. Lenke die Mächtigen und Regierenden zu einem neuen Verständnis für das globale Wohl der Welt und beseitige du, duch deine allmächtige Kraft alle Gefahren die uns bedrohen. Denn wir sind deine Kinder und flehen zu dir. Lass bald den Tag kommen, da wir aus dieser Gesundheitskrise befreit werden.

Wir bitten dich um deinen Segen für die Notleidenden, die Bedürftigen, die Kranken und Schwachen in unseren gemeinden, wie auch auf der ganzen Welt. Lass alle konstruktive Arbeit gedeihen und alle destruktive Arbeit geschwächt werden, damit wir zur Vernunft kommen, um der Gemeinschaft mit neuen Kräften und neuen Erkenntnissen dienen können.

Wir bitten dich für unsere Verwandten, Bekannten und Freunde, ob sie in Schwierigkeiten stecken oder die Erfüllung haben. Sei mit ihnen nach deinem großen Willen und deinem wahrhaften Entscheiden. Sei mit den ärzlichen Helfern und unterstütze sie in ihren Ereforschungen und Initiativen, damit der ganzen Menschheit damit geholfen werde.

Schenke ihnen allen den Geist aus der Höhe, den Geist der Wahrheit, den Geist der Kraft und der Stärke, den Geist des Trostes und der Hilfe, den Geist des Glaubens.

Wir beten dich an und nennen in der Stille die Namen derer, die uns besonders am Herzen liegen und bitten dich um deinen Beistand ...

Du, Herr, bist unsere Glaubensstärke unsere Zuvericht und unsere Hoffnung. Dir vertrauen wir und beten dich an, hier und jetzt, sowie in Ewigkeit. Amen.

Vater unser ...

Segen

Der Herr segne und behüte uns.
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden.
Amen.