Wünsche zu Weihnachten!


Jesu Geburt: Detail vom Barock-Altar aus Großau aus dem Jahre 1719.

Reinhart Guib, Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien

Weihnachten ist das Fest, an dem unser Wünschen und Sehnen zum Zuge kommt. So unterschiedlich wir Menschen sind, so vielfach sind auch unsere Wünsche und Erwartungen.

Eine Legende erzählt von drei Bäumen, die einander ihre Wünsche äußerten. Der eine wollte eine reich geschnitzte Schatztruhe werden, in der die kostbarsten Juwelen ihren Platz fanden, damit jeder seine Schönheit wahrnehmen kann. Der andere wünschte sich zum mächtigsten Schiff gebaut zu werden, das Könige sicher über das Wasser bringen sollte. Und der dritte stellte sich seine Zukunft vor auf der Spitze eines hohen Berges - nahe zum Himmel stehen zu kommen und die Menschen an Gott zu erinnern.

Nach einer gewissen Zeit kamen Waldarbeiter und fällten die drei Bäume. Der erste Baum kam in die Werkstätte eines Tischlers, der daraus eine Futterkrippe schuf. Sie bekam ihren Platz in einem Stall und wurde mit Heu gefüllt. Das war ganz und gar nicht das, was er sich gewünscht hatte. 

Der zweite Baum wurde zu einem kleinen Fischerboot verarbeitet. Sein schöner Wunsch löste sich im Nichts auf. Der dritte Baum wurde in Stücke gesägt und vorerst liegen gelassen. Was für eine Enttäuschung!  Jahre vergingen. Eines Tages aber ereignete sich, dass ein Mann mit seiner Frau den Stall betrat. Und siehe, sie brachte da ein Kind zur Welt und legte es just in die Krippe, aus dem Holz des ersten Baumes.

Der erste Baum spürte, dass hier etwas Außerordentliches geschah und wurde gewahr, dass er den größten Schatz aller Zeiten in sich tragen durfte.  Einige Jahre später bestiegen einige Männer das Fischerboot, das aus dem zweiten Baum gebaut wurde. Einer der Männer wurde müde und legte sich im Boot schlafen. Plötzlich kam ein großer Sturm auf und der Baum fürchtete, nicht stark genug zu sein um die Männer zu beschützen. Diese weckten den Schlafenden auf. Der erhob sich und rief: „Ruhe!“, und der Sturm legte sich im Nu. Da wusste der zweite Baum, dass er den König aller Könige in seinem Innersten trug.

Nicht lange danach wurde der dritte Baum abgeholt. Er wurde durch die Straßen geschleppt, während die Leute den Mann, der ihn trug, verspotteten. Auf einmal hielt die Menge an und der Mann wurde an die zwei Balken aus dem dritten Baum festgenagelt. An diesem Kreuz aufgerichtet auf der Spitze des Hügels sollte er sterben. Am Sonntag begriff der dritte Baum, dass er für würdig erachtet wurde, oben auf dem Hügel zu stehen und Gott so nahe wie nur möglich zu sein, weil der Heiland der Welt an ihm gekreuzigt wurde.

Zu wünschen, zu erwarten, zu sehnen ist menschlich und es gehört zu unserem Leben und zu Weihnachten mit seinem Geben und Empfangen dazu. Diese Legende spricht eine wahre Lebensweisheit aus: Auch wenn die Dinge im Leben wie zu Weihnachten nicht so laufen zu scheinen, wie wir uns das wünschen, dürfen wir wissen, dass Gott einen Plan für uns hat. Wer ihm vertraut wird erfahren, dass Gott über Bitten und Verstehen große Gaben schenkt.

Jeder der drei Bäume bekam letztlich, was er sich gewünscht hatte, nur nicht so, wie er sich das vorgestellt hatte. Tatsächlich ist oft nicht erkennbar, welche Pläne Gott mit uns hat. Doch wir können vertrauen: Auch wenn seine Wege nicht unsere Wege sind, werden sie uns zum Besten dienen.

Was kann uns denn Besseres passieren, als dass es Weihnachten wird! Gott mit seiner Liebe in unsere Welt und unsere Herzen kommt! Und unser Herz zur Krippe, zum Boot, zum Kreuz wird! In diesem Sinne wünsch ich Euch ein Weihnachten 2025 und Neues Jahr 2026 mit dem schönsten, dem königlichsten und dem höchsten Geschenk, dass Gott uns machen konnte: seinen Sohn, Jesus Christus!