Wien: gewachsene Beziehungen weiterführen


Bischof Michael Chalupka (Bild: epd/Uschmann)

Am 13. Oktober 2019 feierte in der Gustav Adolf Kirche in Wien die Evangelischen Kirche A. B. in Österreich die Einführung ihres neuen Bischofs Michael Chalupka. Rund tausend Feiernde aus Kirche, Ökumene und Politik waren an diesem Nachmittag dabei. Der neue Bischof ist ein Mann der Diakonie, hatte er doch 24 Jahre lang die Leitung der österreichischen Diakonie inne. Aus dieser Position heraus hat er Freude und Erfahrung an und mit gesellschaftlichen Themen.

Letzteres konnte man sowohl aus der Predigt heraushören, als auch an dem Setting des Einführungsgottesdienstes feststellen. In seiner Predigt sprach der neue Bischof die Anwesenden mit “Liebe CO2-Emittenten und Emittentinnen” an und forderte von den Christen ein, Vorreiter der Klimagerechtigkeit zu sein. Der ganze Gottesdienst war medial ausgerichtet, da er im öffentlichen Fernsehen direkt übertragen wurde. Einen Höhepunkt bildete die Ansprache des österreichischen Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen, der auf das geistige Legat des kürzlich verstorbenen Altbischofs Dieter Knall hinwies, die Kirche in die Welt hinauszuführen. Er gab als Frucht der Arbeit das Beispiel der “Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa”, die ihren Sitz nicht ohne Grund gerade in Wien eingenommen hat. Dass er dadurch gerade an einen Siebenbürger anknüpfte, freute die von dort Angereisten und auch Stammenden natürlich.

Im Gottesdienst selber hatte Bischof Reinhart Guib eine prominente Stellung, durfte er doch zusammen mit weiteren Nachbarbischöfen Michael Chalupka einsegnen (siehe Foto). Er tat es zusammen mit den Kollegen aus Ungarn, Slowenien, Schlesien, Tschechien und Estland. Ihren Segen und Zuspruch gaben auch Vertreter der unterschiedlichsten Gruppen der Evangelischen Kirche in Österreich, begonnen mit Altbischof Dr. Michael Bünker. Eindrücklich war, als der neue Bischof sich vor evangelischen Schülern eines Gymnasiums “klein machte”, damit diese zu ihm reichen konnten.  Es war nicht nur eine äußere sondern auch  eine innere Geste. Das anschließenden Miteinander auf dem Kirchhof war eine gute Gelegenheit Kontakte zu knüpfen oder aufzufrischen, Anfragen zu stellen und Absprachen zu treffen.  Dabei wurde erneut die Rolle der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien (EKR) als “Brückenkirche” sichtbar, waren ihre Vertreter doch die einzigen ökumenischen Freunde aus dem eigentlichen Ostens.

Den 14. Oktober nutzte Bischof Reinhart Guib in Begleitung von Dr. Stefan Cosoroabă zu direkten Gesprächen in der Wiener Kirchenkanzlei. Michael Chalupka, der in dieser Zeit viel Information aufnehmen muss, nahm sich Zeit die Kontakte nach Rumänien zu verinnerlichen. Von den Gemeindepartnerschaften über die siebenbürgischen Pfarrer und Kirchengemeinden in Österreich bis hin zu Diakonieprojekten in österreichisch-rumänischer Trägerschaft sowie akademischem Austausch wurde die ganze Bandbreite angesprochen. Sichtbar höher schlug sein Herz aber bei der Frage der siebenbürgischen Landler, weil daran die Verantwortung der Republik Österreich für die evangelische Geschichte und Prägung des Landes sichtbar ist und vor allem sein sollte. Er knüpfte an die letztendlich vergeblichen Bemühungen von Bischof Knall an, den Landlern nach der Wende die gesetzliche Rücksiedlung nach Österreich zu ermöglichen. Der neue Bischof tat das aber auch angesichts der anhaltenden innerösterreichische Auseinandersetzung zum Karfreitag, ein Thema, welches er noch nicht für abgeschlossen hält. Den Termin des Sachsentreffens 2020 in der siebenbürgischen Landlergemeinde Grossau hat er fest in den Kalender eingetragen.

Selbstverständlich wurde die Gelegenheit genutzt, das 2017 in der Severin-Schreiber-Gasse gepflanzte Batull-Apfelbäumchen zu besuchen. Es steht inzwischen hoch und fest als Symbol der vielfältigen und 500-Jahre-langen Beziehungen zwischen siebenbürgischen und österreichischen Protestanten.   
 
Dr. Stefan Cosoroabă