"Weil er uns so lieb hat."


Pfr. Dr. András Bándi

Das Geistliche Wort für den 9. Mai 2021, Sonntag "Rogate", kommt aus Hermannstadt. Pfarrer Dr. András Bándi, der im 'Begegnungs- und Kulturzentrum Friedrich Teutsch' arbeitet, hat uns seine Gedanken für diesen zweiten Sonntag im Mai zur Verfügung gestellt.

Zuflucht ist bei dem alten Gott und unter den ewigen Armen. (5. Mose 33,27)

Der Segen bezog sich im alten Israel bezieht primär auf die Fruchtbarkeit, wie sie hauptsächlich an Bäumen und in der Tierwelt festgestellt wurde. Man sprach den Segen v. a. in einer Begegnungs- oder Abschiedssituation. Eine der ältesten Segensformeln finden wir in 1. Mose 24, 28‒29: “Gott gebe dir vom Tau des Himmels und von der Fettigkeit der Erde und Korn und Wein die Fülle.

Völker sollen dir dienen, und Stämme sollen dir zu Füßen fallen. Sei ein Herr über deine Brüder, und deiner Mutter Söhne sollen dir zu Füßen fallen. Verflucht sei, wer dir flucht; gesegnet sei, wer dich segnet!” Es ist der Segen, den Isaak über seinen Sohn Jakob sprach, den er allerdings für seinen Erstgeborenen Esau hielt. Fruchtbarkeit und Wohlstand sind der Inhalt jeden Segens. Hier wird er vom Hausvater gesprochen, eine Sitte, die mit der Zeit zur Norm werden sollte. Auch tritt in zunehmender Weise Gott als Spender des Segens in den Mittelpunkt. Wo der Segen gesprochen wird, erwartet man, dass Gott dafür sorgt, dass die Menschen sich vermehren, dass die Familien wachsen, dass das Gottesvolk bestehen bleibt. Er ist im Grunde genommen ein Wunsch zur Lebenssicherung und Lebenssteigerung. Darum ist das Segnen von Gegenständen der Bibel fremd, denn sie sind ja leblos und können sich nicht vermehren, können das Leben nicht steigern. Im 33. Kapitel des 5. Buch Mose lesen wir den Segen, mit dem Mose die Israeliten vor seinem Tod segnete. Wir stellen also fest, dass der Segen über die Begegnungs- und Haushaltssituation hinausgewachsen ist und sich nun auf ganze Völker beziehen kann. Auch gebührt es sich, dass Mose, der von Gott bestimmter Anführer des Gottesvolkes aus dem Hause der Knechtschaft und Begleiter auf der langen Wüstenreise sich von seinem Volk verabschiedet, bevor er zu seinem Schöpfer zurückkehrt. So spricht der sich auf den Tod vorbereitende Greis allen 12 israelitischen Stämmen je einen Segenswunsch zu, wobei er sie mit dem Kosenamen Jeschurun (der Aufrichtige, der Holde, der Geliebte) anspricht und nimmt also für immer Abschied von ihnen: “Wohl dir, Israel! Wer ist dir gleich? Du Volk, das sein Heil empfängt durch den HERRN, der deiner Hilfe Schild und das Schwert deines Sieges ist! Deine Feinde werden dir huldigen und du wirst auf ihren Höhen einherschreiten.” (5. Mose 33,29) Der Segen des Mose gilt einem Volk, welches im Begriff ist ein neues Land in Besitz zu nehmen. Und wie der Schlussvers des Segens es suggeriert, wird die Landnahme nicht friedlich verlaufen. Israel war ein Wüstenvolk, welches nun in ein Kulturland eindringt und tobt vor Freude, dass es darin gedeihen und aufblühen darf, dafür ist es seinem Gott ewiglich dankbar. Unsere Dankbarkeit ergeht in dieser Zeit der Unsicherheit und des Umbruchs in ein neues Zeitalter an denselben Gott, der wie kein anderer Gott ist, der von alters her die Zuflucht der Gläubigen ist, der uns trug auf seinen ewigen Armen, die niemals müde werden. Er ist nicht müde geworden der Zufluchtsort der Menschheit zu sein, sei es im Garten Eden oder an den fleischerinnen Töpfen Ägyptens oder an den Füßen des goldenen Kalbes.

Niemals wird Gott müde einen neuen Bund mit uns einzugehen, einen Bund, in dem er sich uns mitteilt, sich von seiner Erhabenheit trennt, damit wir aufgehoben und behütet bleiben können jetzt auf Erden und einst in der Ewigkeit. Weil er uns so lieb hat. Alle Heiligen sind in seiner Hand.

Amen.