Transilvanian Brunch, zum Zweiten: Kirtsch als ein Beispiel, was künftig geht

Die jungen Gäste hatten sichtlich Spaß mit dem Quiz rund um das Thema Kirchenburgen. Bild: Stiftung Kirchenburgen
Zwei Wochen nachdem das erste Transilvanian Brunch erfolgreich in Hunderbücheln (Movile) an den Start ging, folgte Mitte Mai in Kirtsch, in der Nähe von Mediasch, das nächste. Kurze Erinnerung: An diesen Wochenendveranstaltungen lädt die Stiftung Kirchenburgen der Evangelischen Kirche (EKR) alle Interessierten dazu ein, ein paar Stunden rund um eine der zahlreichen siebenbürgisch-sächsischen Kirchenburgen zu verbringen.
Und zwar mit einem höchst attraktiven kulinarischen Angebot, ein wenig Kunst, Kultur, Geschichte rund um die Kirchenburg, gute Gesprächen und Austausch unter interessierten Gästen, einem Spaziergang bzw kleiner Wanderung und auch Unterhaltung für die Jüngsten – indem sie an einem Quizz zum Thema Kirchenburgen mitmachen und so auch in der Praxis das einzigartige Denkmal erkunden und gemeinsam mit ihren Eltern noch einiges zu diesem Thema erfahren.
Diesmal war die Kirchenburg in Kirtsch dran, die bereits 1322 zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde, und heute ein absoluter Attraktionspunkt in der Landschaft im Dreieck zwischen Mediasch, Neumarkt und Schäßburg bildet. Nicht nur das, und um das gleich vorwegzunehmen: Sie kann als eine Möglichkeit dafür betrachtet werden, wie solche historisch-religiösen Monumente künftig genützt werden können.
Denn die Stiftung Kirchenburgen hat es mit ihren Partnern und mit Unterstützung von staatlichen Geldern aus der Bundesrepublik geschafft, einige Arbeiten zur Instandsetzung der Burg umzusetzen, um sie touristisch zu nutzen. Heißt, in diesem Fall: Der Hermannstädter Architekt Tudor Pavelescu hat in der Kirchenburg eine höchst attraktive Möglichkeit geschaffen, einige Räumlichkeiten so umzubauen, dass man sie als Wohn- und Übernachtungsort nutzen kann.
Pavelescu hat das Traditionelle, die alte Bausubstanz, mit moderner Wohnkultur kombiniert, so dass nun Gäste an einem ganz besonderen Ort Urlaub machen können. Zur Verfügung stehen 2 Schlafzimmer, Esszimmer, eine große Küche, Wohnzimmer, Aufenthaltsraum -und was alles so dazu gehört.
Um die Verwaltung kümmert sich Dana Crișan, die auch die Kirchenburgführung an diesem Samstagmittag vornahm. Crisan ist im Ort Deutsch- und Englischlehrerin und ist, wie sie stolz erzählte, mit den säschsichen Kindern im Dorf aufgewachsen, so dass sie auch noch diese Mundart akzentfrei beherrscht.
In ihrer Führung ging sie auf die sozialen Aspekte des Lebens der Siebenbürger Sachsen ein, was für die mehrheitlich rumänischen Gäste auf großes Interesse stieß. Sie erzählte von den so gut organisierten Nachbarschaften, den Bruder- und Schwesterschaften, wie durchdacht das Leben der Sachsen über Jahrhunderte rund um die Kirchenburg war und dass das gute Miteineinder einfach reibungslos funktionierte und es eine Selbstverständlichkeit war, sich gegenseitig zu helfen. Und schloss mit dem Bedauern, dass es ein großer Verlust ist, dass die deutsche Minderheit das Land (fast ganz) verlassen hat.
Ergänzt wurde die Darstellung durch einige Anmerkungen rund um das geistlichen Leben von Pfarrer Gerhard Servatius-Depner, der von Mediasch aus auch Kirtsch betreut. Allerdings finden in der Kirche nur noch zu besonderen Anlässen Gottesdienste statt, zum Beispiel, wenn die Heimatortsgemeinschaft (HOG) aus Deutschland zum Treffen einlädt. Aber angesichts dessen, dass mittlerweile weniger als eine Handvoll evangelischer Sachsen im Ort leben, holt Servatius-Depner diese dann mit dem Bus in einen der Nachbarorte ab, wo er gerade seinen Gottesdienst abhält.
Apropos HOG, und das rundete das Bild dieses Tages so gut ab: Wie der Zufall es wollte, besuchte der Kirtscher HOG-Vorsitzende Christian Alischer mit seiner Gattin an diesem Wochenende den Heimatort und sprach einige Grußworte. Er freue sich, dass sich die Kirche in solch einem guten Zustand befinde und vor allem, dass die touristische Nutzung hoffen lässt, dass dieses Monument gute Überlebenschancen hat, was – wie man von vielen Kirchenburgen weiß - nicht sagen kann.
Und natürlich – um auch das Wichtigste nicht unerwähnt zu lassen: kulinarisch blieben keine Wünsche offen. Die Gäste lobten in höchsten Tönen die Vielfalt der Aufstriche – ein Paradies für Vegetarierer und sogar Veganer, und auch die saure Suppe (cioarba) und das „Klausenburger Kraut“ kam diesmal ohne Fleisch aus. Und dass alles dank Frau Aurora, die die Speisen zu Hause zu- und und vorbereitet hatte.
Veranstalter und Kirchenburg-Geschäftsführer Cristian Cismaru weist in seiner Begrüßung immer wieder darauf hin, wie wichtig es ist, die Menschen aus den Städten rund um solche Kirchenburgen für den Erhalt und die neuen Nutzungsmöglichkeiten dieser Monumente zu sensibilisieren, um sie weiter am Leben zu erhalten. Deshalb fließt ein kleiner Betrag des Eintrittsgeldes direkt für ein aktuelles Projekt – in diesem Fall ist geplant, die Sakristei als Ausstellungsraum umzubauen – sozusagen für ein Minimuseum.
Es zeigte sich erneut, dass der Großteil der Besucher aus den Großstädten kamen, die Mehrheit waren Familien mit ihren Kindern aus Bukarest, Kronstadt, Hermannstadt, die zum einen einen schönen, abwechslungsreichen Tag verbringen wollten, aber durchaus auch Interesse an der Kultur und Geschichte der Siebenbürger Sachsen zeigten. Cismarus Wunsch und auch Hoffnung ist es, dass sich Familien zusammentun, eventuell einen Verein gründen, und sich dann um so eine Kirchenburg kümmern. Erste Anfragen hat er dazu, wie er erzählt. Er weiß aber auch, dass er dazu einen langen Atem braucht – und den will ihm die EKR geben.
Die nächste Transilvanian-Brunch-Veranstaltung findet in Baassen am 24. Mai statt, Beginn ist immer um etwa elf Uhr. Und weitere Infos zu Dana Crișan und zur Kirtscher Kirchenburg gibt es unter: Fokus >> Kirtsch – Stiftung Kirchenburgen.
hk