Transilvanian Brunch in Kleinschenk - „Kulturkirche“ – EIN mögliches Zukunftsmodell


Cristian Cismaru, Carmen Schuster und Elisabeth Ochsenfeld eröffnen den Transilvanian Brunch in Kleinschenk. Bild: hk

Transilvanian Brunch – nächste Runde: Anfang Oktober fand eine weitere Veranstaltung der Stiftung Kirchenburgen der Evangelischen Kirche in Rumänien statt – diesmal in Kleinschenk (Cincșor). Das Besondere hier: Es ist eine gelungene Mischung aus Kunst, Literatur, Musik, Geschichte – natürlich abgerundet  durch ein gastrononisches Angebot, das keine Wünsche offen lässt.

In Kleinschenk hat Carmen Schuster, eine der „Heruntergekommenen“ oder Rückkehrerinnen, wie die Sachsen sie nennen, die ehemalige evangelische Schule – ein Bau nach den Entwürfen des Architekten Fritz Balthes, das ehemalige Pfarrhaus und die umliegenden sächsischen Bauernhöfe renoviert. Es ist ein Ensemble entstanden, in dessen Mittelpunkt die Kleinschenker Kirchenburgburg steht – die Kleinschenker Kulturkirche. So wird dieses kleine Dorf zu einer touristischen Attraktion.

Carmen Schuster ist aber auch Landeskirchenkuratorin, und das hat man spätestens in ihrer Begrüßung der rund 100 Gäste gemerkt. Mit großer Leidenschaft warb sie dafür, neue Konzepte zu entwickeln für den Erhalt der über 160 Kirchenburgen Siebenbürgens. Es braucht Ideen und Menschen, die sich nicht nur um den Erhalt der Gebäude kümmern, sondern die Kirchenburgen, dieses wertvolle Kulturerbe der Sachsen, auch für Menschen unterschiedlichster Herkunft attraktiv gestalten, so daß sie sich für deren Erhalt engagieren. Das Projekt in Kleinschenk geht mit gutem Beispiel voran.

Der Tag, an dem der Transilvanian Brunch stattfand, bildete auch den Abschluss der Kleinschenker Künstlerwoche. Eine Woche lang waren acht bildende Künstler aus Deutschland und Rumänien Gäste der Kleinschenker Kirchengemeinde, des Vereins CONTRAFORT und der Kleinschenker Gästehäuser. Thema dieses Jahres war die kreative Auseinandersetzung mit Natur in ihrer transilvanischen Einzigartigkeit. Die Auswahl der Künstler und die Gestaltung der Ausstellung FLORILEGIUM trägt die Handschrift der Künstlerin und Kunstexpertin Elisabeth Ochsenfeld.

Die ausgestellen Bilder werben für die Einzigartigkeit dieses besonderen Ortes, der Kleinschenker Kirche. Ergänzt wurde die Vernissage durch einen Literaturdialog zwischen Autor Mircea Mihaieș und Oana Maria Doboși, der Kulturmanagerin und Inhaberin der bekannten Temeswarer Buchhandlung „La două bufnițe“ („Zu den zwei Eulen“). Ziel war es, das Publikum im Zeitalter digitaler Medien verstärkt an das Buch, an das Lesen heranzuführen. Die Bibilothek in der ehemaligen evangelischen Fritz-Balthes-Schule ist ein geeigneter Ort dafür. Hier treffen sich Leser,  Autoren und Buchliebhaber.

Doch im Mittelpunkt des Kultursamstags stand die Kleinschenker Kirchenburg. Cristian Cismaru, Geschäftsführer der Stiftung Kirchenburgen, führte die Gäste durch die Kirchenburg und erläuterte kurzweilig und sehr bildhaft, was es mit diesen besonderen Bauten der Siebenbürger Sachsen auf sich hat. Den Abschluss der Führung bildete ein Quiz, das seine Kollegin Andreea Mănăstirean für die Kleinschenker Burg erarbeitet hat. Das Wissen über die Burg wird spielerisch abgefragt. Für Kinder konzipiert, machen die Eltern ebenfalls begeistert mit – und motivieren so ihre Kinder, die Kleinschenker Kirchenburg zu entdecken.

Auf unterschiedlichen Wegen wurden die Gäste mit dem Konzept KULTURKIRCHE bekannt gemacht.  Elisabeth Ochsenfeld stellte die Künstler und ihre Bilder in der Kirche vor. Kreativität, sehr persönliche Bildsprache und schöpferische Phantasie bekommen so in der Kleinschenker Kulturkirche einen eigenen Raum – es entsteht ein farbenfrohes Potpourri einzigartiger Kreativität. Auch so wird Kirche einladend für viele unterschiedliche Menschen! 

Abschliessender Höhepunkt war der Auftritt der Art-Rock-Gruppe BYRON DUO - Dan Byron und Sergiu Mitrofan. Eine der originellsten Bands Rumänien, wie einige Zuhörer betonten. Das war auch daran zu erkennen, dass das Publikum bei einigen Melodien begeister mitsang. Am Rande sei erwähnt, dass die Band für eine ihrer Melodien die Kleinschenker Samuel-Mätz-Orgel entdeckt hat. 

Und damit kommen wir wieder zur Begrüßungsansprache von Carmen Schuster, die im Konzept „Kulturkirche“ eine gute Möglichkeit sieht, sächsisches Kulturerbe, insbesondere die Kirchenburgen, im Bewußtsein der rumänischen und internationalen Öffentlichkeit zu verankern und somit einen Sinn für den Wert dieser einzigartigen Kulturdenkmäler zu schaffen. Neue Wege in der Nutzung der Kirchenburgen sollen dabei helfen. Dass dafür besondere Voraussetzungen geschaffen werden müssen und sehr engagierte Menschen nötig sind, steht auf einem anderen Blatt.

hk