Standing ovations für die „Messe von Kronstadt“ in Chemnitz


Die Evangelischen Kantoreien Siebenbürgen und die St. Petri-Schloßkantorei führten die "Messe von Kronstadt" in Chemnitz auf. Bild: hk

Kaum erklang das fulminante Ende dieses besonderen musikalischen Werkes, erhob sich das gesamte Publikum in der voll besetzten Chemnitzer St. Petri Kirche und hörte nicht auf zu klatschen, bis nicht die Dirigentin ans Pult trat, um noch eine Zugabe anzustimmen. Denn auf der Empore hatten gerade die Evangelischen Kantoreien Siebenbürgen gemeinsam mit der St. Petri-Schloßkantorei Chemnitz ihren Auftritt beendet, der im Rahmen des Kulturkirchentages am 30. August 2025 stattfand.

Chemnitz ist ja bekanntlich dieses Jahr Kulturhauptstadt Europas, und so bildete dieser Auftritt der beiden Chöre die ideale Plattform, um Verbindendes der evangelischen Kirchen in Ost und West zu zeigen. Viel mehr noch: Das Werk ist ein schönes Beispiel gelebter Ökumene und es wurde in fünf Sprachen komponiert: Rumänisch, Ungarisch, Deutsch – die Hauptsprachen Siebenbürgens, und in den Weltsprachen von gestern und heute: Latein und Englisch.

Das Besondere daran: Es ist ein interkulturelles und interkonfessionelles Gemeinschaftswerk: So stammt das „Kyrie“ vom ungarisch-katholischen Komponisten Zoltan Szalay, das Sanctus vom rumänisch-orthodoxen Serban Marcu, das deutschsprachige Gloria vom Kronstädter Musiker und Organisten Steffen Schlandt, das lateinische „Credo“ vom Heidelberger Musikprofessor Heinz Acker, und den englischen Teil komponierte die Hermannstädter Kirchenmusikerin Brita Falch Leutert.

Und das Geniale: Die Komponisten haben sich nicht abgestimmt – und dennoch hatte man als Zuhörer das Gefühl, einerseits, ein Stück wie aus einem Guß zu erleben, andererseits konnte man sehr wohl das Spezifische etwa eines ungarischen oder eines rumänischen Rhythmus heraushören.

Die großartige Idee für diese Komposition hatte der kreative Steffen Schlandt, der das Projekt 2017 initiierte - anlässlich 500 Jahre Reformation und 475 Jahre seit der ersten evangelischen Messe in Siebenbürgen. Das Stück wurde dann im gleichen Jahr in der Schwarzen Kirche in Kronstadt uraufgeführt.

Es wäre nicht zu zwei weiteren Aufführungen – eben jetzt in Chemnitz und im Mai in Hermannstadt - gekommen, hätte sich nicht Pfarrer Friedemann Oehme aus Dresden für diese Auftritte eingesetzt. Er war es nämlich, der im Rahmen der Ost-West-Zusammenarbeit der beiden evangelischen Kirchen darauf gedrängt hatte, dass auch der musikalische Aspekt dringend Teil dieser Kooperation sein soll und sich für diese Aufführungen stark gemacht hat.

Beim anschließenden Empfang hatte der Kirchenmusikdirektor der St. Petri-Kirche, Siegfried Petri, genau auf diesen Punkt Bezug genommen, als er sagte, dass das Projekt immer mal wieder in Gefahr war, weil man nicht wusste, ob es mit der finanziellen Unterstützung klappt, zumal sich die Stadt Chemnitz vorerst geweigert hatte, diese Veranstaltung im Rahmen ihres Kultur-Hauptstadt-Jahres zu unterstützen.

Landesbischof Tobias Bilz, der die Begrüßung und den Segen vornahm, zeigte sich schwer beeindruckt von der Aufführung, an der zusätzlich Werke Chemnitzer Organisten und Komponisten zu hören waren. Zur Kantate „Gott ist gegenwärtig“, Op.8, für Sopran- und Baritonsolo, Chor, Violine und Orgel von Paul Geilsdorf kam das Stück „Der Herr ist mein Hirt“ für Sopran und Orgel von Carl August Fischer.

Große Freude und große Erleichterung war bei den beiden Ensembles beim abschließenden Empfang spürbar, ob dieses gelungenen Abends, und so durfte es dann nicht überraschen, dass man zum Schluss einige Lieder gemeinsam anstimmte.

Nicht unerwähnt sollen die DirigentInnen, Musiker und SängerInnen bleiben, die natürlich diesen Abend zu einem perfekten Abend werden ließen. Am Pult wechselten sich die Mediascher Kantorin Edith Toth, das Musikerehepaar Jürg und Brita Falch Leutert und der Chemnitzer Siegfried Petri ab. An der Orgel spielten Jürg Leutert und Siegfried Petri, Hartmut Schill spielte Violine und Carsten Neppl Schlagzeug. Solistinnen waren Melinda Samson (Sopran) und Anamaria Archiudean (Alt), Solisten Adelin Ilca (Tenor) und Horațiu Coman (Bass), die selbst die schwierigsten Passagen souverän meisterten.

hk