Pfarrdienst in „neuen Kleidern“


EKR-Premiere: Die virtuelle Pfarrversammlung (Bild: zVg)

Erstmalig in der Geschichte fand am Mittwoch, dem 22. April 2020, eine offizielle, virtuelle Versammlung der Pfarrerinnen und Pfarrer der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien (EKR) statt. Unter dem Vorsitz von Bischof Reinhart Guib konnten die Geistlichen ihre Erfahrungen der jüngsten Zeit vertiefen.

Über die Plattform Zoom einberufen, fanden sich 33 Pfarrerinnen und Pfarrer, Vikarinnen und Vikare im online Sitzungssaal ein. „Mehr als sonst in physischer Gestalt“, wie ein Teilnehmer bemerkte. Nach einer Andacht von Bischof Guib übernahm Elfriede Dörr die Moderation und lud zu Berichten aus unterschiedlichen Gemeindesituationen ein. Es sprachen Walter Sinn aus dem Banat, Hildegard Servatius-Depner aus Mediasch, Christian Plajer aus Kronstadt und Hans-Georg Junesch aus Hermannstadt. Bei aller Sorge leuchtete bei jedem von ihnen die Freude durch, über die online Medien neue Erfahrungen zu sammeln und verstärkte Relevanz in der Gesellschaft zu haben.

Nachdenkliches, wie die Frage nach der Authentizität der Arbeit, regte zum Weiterarbeiten an. Stefan Cosoroabă stellte Zusammenfassend die Arbeit des „geistlichen Netzwerks“ vor und nannte die jetzt anstehenden Aufgaben: Klärung der Ziele, Professionalisierung der online Arbeit, Konzentration auf weniger.

In einer Bibelarbeit widmete sich Bruno Fröhlich dem Bild vom „großen Hirten“ aus dem Hebräerbrief. Seine Schlussfolgerung war, dass die heutige Zeit als eine Bußzeit verstanden werden sollte. Aus Schässburg wird auch der nächste online Gottesdienst der Landeskirche ins Netz eingespeist werden. Danach wurden Fragen der persönlichen diakonischen Hilfe und von Notstand in den Gemeinden besprochen. Besonders die von Tourismus aber auch Einzelmietern finanziell abhängigen Pfarrämtern rutschen in absehbarer Zeit in eine schwierige Lage.  Bei aller Harmonie war die Pfarrversammlung auch nicht konfliktfrei, stand doch die Frage im Raum, ob man „Gott mehr gehorchen solle als den Menschen“, und zwar in der konkreten Zuspitzung, bis zu welcher Grenze man die Verordnungen der Isolation zu tätiger Hilfe ausreizen solle, oder nicht?

Geschlossen wurde mit gemeinsamem Gebet und dem Segen, den der Bischof den Menschen und deren Wirken aussprach. Es wurde eines jedoch klar deutliche: Anders als im Märchen von den neuen Kleidern des Kaisers, steht die EKR nicht nackt da, sondern die online Auftritte erzeugen erstaunliche Resonanz. Diese Resonanz wiederum führt zur Frage, was aus den Erfahrungen dieser besonderen Zeit auch nachhaltig weitergeführt werden sollte. 

Dr. Stefan Cosoroabă