Orthodoxe Ostern im Ausnahmezustand


Orthodoxes Wegkreuz im Butschetsch-Gebirge (Munții Bucegi)

Das Orthodoxe Osterfest fiel in diesem Jahr nach – nach „julianischer“ Berechnung – auf den Sonntag, der im evangelischen Kalender als „Quasimodogeniti“ verzeichnet ist, also auf den 19. April. In der orthodoxen Karwoche wurde in Rumänien dementsprechend leidenschaftlich darüber diskutiert, wie die Angehörigen der Mehrheitskonfession das wichtige Fest im Ausnahmezustand begehen sollen.

Zur Monatsmitte sorgte Innenminister Marcel Vela (PNL) für Erstaunen, als er für das orthodoxe Osterwochenende großzügige Sonderregeln auf der Grundlage eines speziellen Abkommens zwischen seinem Ministerium und der Rumänisch-Orthodoxen Kirche ankündigte. Nachdem er mehrmals eindringlich die Ernsthaftigkeit der Militäverordnungen zum Ausnahmezusantand hervorgestrichen und die Bevölkerung immer wieder scharf zu deren Einhaltung ermahnt hatte, sollte es nun für 18. und 19. April deutliche Lockerungen für die Auferstehungsgottesdienste geben.

Nach zahlreichen Protesten der Opposition sowie von Staatspräsident Klaus Johannis machte Vela nach nur einem Tag einen Rückzieher, sodass – nach den protestantischen und katholischen, eine Woche zuvor – nun doch auch die orthodoxen Gottesdienste ohne physische Beteiligung der Gemeinde erfolgen mussten. Das Heilige Licht aus Jerusalem wurde mit Flugzeugen über das Land verteilt und konnte unter Einhaltung der gesundheitlichen Sicherheitsbestimmungen abgeholt werden. Die meisten Rumäninnen und Rumänen nutzen die Gelegenheit, Ostergottesdienste im Fernsehen oder über das Internet zu verfolgen. In manchen Orten benutzten die orthodoxen Geistlichen auch große Beschallungsanlagen, um das Dorf an der Liturgie teilhaben zu lassen.

Weitgehend positive Polizeistatistik

Eine von der Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien (ADZ) veröffentlichte Bilanz der rumänischen Polizei zeigt, dass an den Osterfeiertagen insgesamt 24.000 Sanktionen verhängt wurden, von denen sich 14.000 auf Verstöße gegen die Bestimmungen des Ausnahmezustandes bezogen. Dies ist zwar eine durchaus bemerkenswerte Zahl, doch – so die ADZ – stünden diese Vorkommnisse im Gegensatz zum allgemeinen Trend, denn die Kriminalitätsrate des Jahres 2020 liege bislang um 17 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres. Die Anzahl an Gewaltdelikten sei offiziell gar um immerhin fast die Hälfte gesunken.