Morgenandacht von Bischof Reinhart Guib; 16. März 2020


Der leere Festsaal im Bischofspalais.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landeskonsistoriums sind traditioneller Weise eingeladen, sich jeden Montagmorgen zu einer gemeinsamen Andacht im Festsaal des Bischofspalais einzufinden. Obwohl das Landeskonsistorium aufgrund der aktuellen Entwicklungen (Covid-19) ab 17. März nicht besetzt sein wird, dürfen wir im Folgenden die am 16. März 2020 gehaltene Morgenandacht von Bischof Reinhart Guib widergeben.

Lesung: Luk.14,27-33

Losungen: „Ich rufe zu Gott, dem Allerhöchsten, zu Gott, der meine Sache zum guten Ende führt.“ (Ps.57,3) - „Wer beharrt bis ans Ende, der wird selig.“ (Mk.13,13)

Liebe Hausgemeinde! Liebe Schwestern und Brüder!                 

Die beiden Losungsworte für heute sind wie in unsere Situation hinein gesprochen.

Vor 3000 Jahren floh David vor dem König Saul, der ihm nach dem Leben trachtete in eine Höhle. Dort fand er Unterschlupf und Schutz. Und er fand Zuflucht im Gebet bei seinem Gott. Gott erhört seine Klage und nicht nur, dass Gott den Saul in seine Hände gibt, sondern David beweist Respekt und Güte und schenkt Saul das Leben.

Uns heute rückt kein bösartiger König auf den Leib, aber ein unsichtbarer Feind: Ein Feind unseres Lebens, der Gesundheit und Gemeinschaft. Er setzt uns, unserem Land, ganz Europa und der Welt zu. Die Welt und wir mit ihr halten den Atem an. Die Frage ist, wie lange? Es ist schon schwer uns aus dem öffentlichen, dem gesellschaftlichen, dem beruflichen und gemeinschaftlichen Leben zurückzuziehen in die eigenen 4 Wände, in ein leeres Büro ohne Publikumsverkehr, ohne die Menschen die uns tagtäglich umgeben, zu allem was unser Leben ausmacht auf Distanz zu gehen.

Aber ist es nicht auch ein Zeichen? Für die einen leider ein Zeichen sich einfach zurückzuziehen in die eigene „Höhle“, übermannt von Angst, die dann selbst zur Panik potenziert andere verunsichert und einen zum Verzweifeln bringt!
Wird uns hier nicht eher die Chance gegeben Zuflucht bei Gott zu finden? Ist unser bisheriges Leben nicht eher ein Zeichen, dass Gott uns liebt, uns reich beschenkt hat und das Gute für uns will? Unser Herr steht zu uns, auch wenn es schwer wird. Sein Sohn ist deshalb für unsere Sünden ans Kreuz und in den Tod gegangen, damit er bei uns ist alle Tage bis an der Welt Ende. Und wir sind noch nicht am Ende. Nicht ein Corona-Virus, sondern allein Gott wird das Ende einläuten. Wir dürfen ihm vertrauen, dass er uns beisteht, unsere Sache zu seiner macht und zum guten Ende führen wird.

Das Wort Jesu aus dem Markusevangelium will uns auch angesichts der tausendfachen Not und Angst, Abschottung und Verzweiflung Mut und Kraft zusprechen diese Zeit der Prüfung zu bestehen. Die kommende Zeit wird uns was abverlangen und es gilt was auszuhalten. Bedenken wir dabei: Wir dürfen selbst für unsere Gesundheit was tun, verantwortlich einander gegenüber handeln, sowie beharrlich im Vertrauen zu Gott und hilfsbereit sein zu denen die uns gerade jetzt brauchen, Ja, noch mehr:

Wir sind gerufen die Zeit zu nutzen für die Gemeinschaft mit Gott im Gebet, für die Stärkung unseres Glaubens, für das Aufflammen der Liebe in unseren Familien, für das Nähren der Hoffnung auf den der kommt. Jetzt, in Krisenzeiten wie dieser, kommt es auf unser Durchhalten und Beharrlich- Bleiben bis ans Ende an. Für uns hat der Herr nicht den Corona-Virus bereit, sondern nicht mehr und minder als die Krone des Lebens. Darauf lasst uns vertrauen.

Amen.

Reinhart Guib, Bischof