Landeskirchlicher Gottesdienst aus Kronstadt


Die Honterusgemeinde ist in vielen Dingen „auf der Höhe“. (Bild: Evangelische Kirche A. B. Kronstadt)

Am 14. März 2021, dem Sonntag Lätare, wird der landeskirchliche Gottesdienst aus der Mitte der Honterusgemeinde Kronstadt übertragen. Wie die Gemeinde funktioniert und wie sie mit den heuten Herausforderungen umgeht, erzählt Frank Thomas Ziegler.

Kronstadt liegt scheinbar abseits im südöstlichen Zipfel Siebenbürgens; tatsächlich aber steht die Gemeinde mit ihrer traditionellen Vorreiterrolle im Herzen der Landeskirche. Der erste offizielle Gottesdienst Siebenbürgens nach lutherischem Ritus fand im Herbst 1542 in der Schwarzen Kirche statt; das „Reformationsbüchlein“ des Johannes Honterus wurde zum Ausgangspunkt für die Neuordnung der gesamten Landeskirche der Siebenbürger Sachsen, und erst vor kurzer Zeit, 2017, war dieselbe Gemeinde Gastgeberin des großen Kirchentages zum 500jährigen Reformationsjubiläum.

Als die Pandemie im vergangenen Frühling auch in Kronstadt das Gemeindeleben in die Knie zwang, wurde zunächst über alle Menschen, die man besonders betroffen wusste, ein Netz der Fürsorge gespannt. Das Bedürfnis nach Gemeinschaft suchte sich neue Wege: Für Gemeindeglieder wurde eine eigene Facebook-Gruppe gegründet und die sonntäglichen Gottesdienste wurden ohne Unterbrechung im Internet fortgeführt. Ein Online-Gottesdienst kann die Teilnahme an einem Präsenzgottesdienst nicht ersetzen, hieß es zuerst. Und dennoch versammelte sich die Gemeinde jeden Sonntag erneut zum Online-Gottesdienst, getreu des Christus-Wortes: Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen (Mt.18,20) Bereits der Gottesdienst vom Sonntag Judika wurde von mehr als 1000 Youtube-Nutzern verfolgt. In den Online-Gottesdiensten waren nicht nur die Pfarrer, sondern auch zahlreiche Gemeindeglieder über eigene Videobeiträge präsent. Und der Kreis der Gottesdienstbesucher weitete sich: Eine der Teilnehmerinnen schrieb zum Beispiel in ihrem Facebook-Kommentar, dass sie den Gottesdienst von zuhause aus Washington D.C. verfolge. Deshalb gibt es das Live-Streaming der Gottesdienste auch jetzt, lange nach der Ausgangssperre, noch immer. In der kleineren „Winterkirche“ in der Blumenau wurde schnelles Internet verlegt und ein permanentes Filmset eingerichtet.

Auch die Konfirmandengruppen und die Jugendgruppe führten während der Ausgangssperre ihre Treffen regelmäßig im Internet fort. Im Sommer fand der traditionelle Orgelsommer unter dem Titel „Organ Nights“ als Freilichtveranstaltung statt; auch diese Konzerte wurden live gestreamt und stießen auf begeistertes Echo. Im Dezember wiederum entstand ein aus 24 Kurzvideos zusammengestellter Adventskalender, bei dem sich sowohl die Gemeindeglieder als auch die Angestellten des Pfarramts vielfältig beteiligten.

Und mitten in der Pandemie lancierte die Gemeinde das neue Konzept INSPIRATIO, das mehrere, im Geiste christlicher Wirtschaftsethik gestaltete und für das breite Publikum bestimmte Angebote bündelt; auch dieses wurde und wird weiterhin vielfach über Video vermittelt.

Eine christliche Gemeinschaft lebt, wie Dietrich Bonhoeffer es ausgedrückt hat, aus der Fürbitte der Glieder füreinander. Und die Fürbitte der Menschen ist nicht an Räume gebunden; ja, sie hat die Fähigkeit, sich darüber hinwegzusetzen und zu wirken in weit entfernten Gegenden. In dieser Überzeugung wollen wir gemeinsam über alle Grenzen, über alle Hürden und Hindernisse hinweg in Gemeinschaft Gottesdienst feiern.