"Kinder des Lichts"


Angelika Beer, Vikarin im Gemeindeverband Neppendorf

Geistliches Wort für Freitag der Woche Judika zu Epheser 5, 8–9 – von Vikarin Angelika Beer (Neppendorf)

„Wandelt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts aber ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.“ (Epheser 5, 8–9)

Liebe Lesende,

wie gut tut es in diesen Tagen, wenn die Sonne scheint, Licht in die Häuser und in die Wohnungen fällt, auf den Küchentisch, auf den Schreibtisch im Homeoffice, auf das eigene Gesicht. Nach beinahe drei Wochen im Ausnahmezustand legt sich Müdigkeit auf das Land und auf viele Seelen – erst recht, wenn es draußen trüb ist. Und in aller Stille und gleichzeitigen Angespanntheit entdecke ich den Mittagsschlaf neu. Eine Stunde schlafen, Pause machen mitten am Tag, Kraft schöpfen und mit klarem Kopf wieder aufwachen.

Als „Mittagsdämon“ bezeichneten die Wüsternväter dieses Phänomen, jene Einsiedler, die in den ersten Jahrhunderten der christlichen Zeitrechnung als Mönche in der Wüste lebten und in der Kargheit der Natur und im Geworfensein auf sich selbst geistliche Nahrung suchten. Heute könnte man sagen, die Wüstenväter waren Meister in dem, was wir gerade angesichts der Corona-Pandemie „Social Distancing“ nennen.

„Du bist wie ein Einsiedler, ein Eremit, musst klar kommen mit dem, was du vorhanden hast“, sagt ein Erwachsenenkonfirmand in diesen Tagen beim Konfirmandenunterricht via Skype. Und: „Du kannst nicht produktiv sein.“ Das Geworfensein auf das, was unmittelbar ist – ohne die üblichen Beschäftigungen, Ablenkungen, Pläne und Ziele – zieht viel Kraft und Energie. Und gleichzeitig führt es in eine ganz eigene Klarheit: „Es zählen andere Sachen: Sicherheit, Zufriedenheit und Liebe.“ „Lebt in der Liebe, wie auch Christus uns geliebt hat“ (Epheser 5, 2) steht ein paar Sätze vor dem Bibelwort für heute und unmittelbar davor: „Ihr wart früher Finsternis; nun aber seid ihr Licht in dem Herrn. Lebt als Kinder des Lichts.“ In einem der ältesten christlichen Glaubensbekenntnisse, im Bekenntnis von Nicäa aus dem Jahr 325 heißt es von Jesus Christus, er ist „Gott von Gott, Licht vom Licht“ und in vielen Liedern – vor allem in jenen für die Epiphaniaszeit – wird Jesus als Morgenstern, als Morgenglanz und als Licht besungen. Von und in diesem Licht, das erschienen ist, können wir leben, es bescheint uns, auch wenn der Himmel draußen wolkenverhangen ist, auch wenn es in uns drinnen trüb ist. Auch wenn wir mit leeren Händen dastehen, zu Hause sitzen und abwarten: „Lebt als Kinder des Lichts.“ In Jesu Licht wandeln, der in die tiefste Finsternis hineingegangen ist, sich darin bewegen, regen und weben – im Bogen der nächsten Woche, von Palmsonntag über Gründonnerstag und Karfreitag zu Karsamstag, Ostersonntag und Ostermontag ist all das enthalten. Die Liebe, die sich hingibt und das Lebenslicht, das da ist und das Zukunft eröffnet. „Die Frucht dieses Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.“ Einander zugewandt trotz körperlicher Distanz, freundlich, mit großen Herzen und im Licht des Herrn können wir weitergehen, jeden Tag, jeden Morgen, Mittag, Abend und jede Nacht als Kinder des Lichts.

Gott mich euch!

Herr Jesus Christus, Licht des Lebens, in diesen Tagen der Unsicherheit, der Sorgen und der Müdigkeit bitten wir Dich, lass uns Deine Liebe und Dein Licht spüren.

Besonders bitten wir für alle, die in Krankenhäusern arbeiten, für alle, die einer Infektion ausgesetzt sind und für alle, die unermüdlich Lösungen zur Linderung suchen.

Gott des Lebens, stärke sie und leite sie mit Deinem Heiligen Geist, in Deiner Liebe und in Deinem Licht.

Schenke uns allen Deinen Frieden und lass uns unseren Weg gehen in Deinem Licht.

Amen.

Lied 422: Morgenglanz der Ewigkeit (Youtube)