Kennenlernen in Zeiten der Herausforderung


Oberlandeskirchenrätin Claudia Brinkmann-Weiß, Bischof Reinhart Guib, Bischöfin Dr. Beate Hofmann und Pfarrerin Birgit Hamrich (v.l.n.r.) am 7. April im Festsaal des Bischofspalais

Eine hochrangige evangelische Delegation aus Deutschland, angeführt von der kurhessisch-waldeck’schen Bischöfin Dr. Beate Hofmann, besuchte von 6. bis 10. April 2022 die Evangelische Kirche A. B. in Rumänien (EKR). Aus aktuellem Anlass stand die Reise sehr stark unter dem Eindruck des Krieges in der Ukraine und seiner geistig-moralischen Auswirkungen auf Europa.

Die kirchliche Delegation aus Hessen, die an fünf Apriltagen Siebenbürgen besuchte, setzte sich aus drei Frauen aus zwei Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland zusammen: Bischöfin Dr. Beate Hofmann und Oberlandeskirchenrätin Claudia Brinkmann-Weiß von der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) sowie Pfarrerin Birgit Hamrich von der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN).

Die aus Bayern stammende Dr. Beate Hofmann wurde 2019 zur Bischöfin der EKKW gewählt. Zuvor war sie unter anderem Studienleiterin der Diakonie Neuendettelsau, Professorin an der Evangelischen Hochschule Nürnberg, an der Augustana-Hochschule sowie an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal-Bethel. Während ihrer Amtszeit als Bischöfin wurde unter anderem die Partnerschaft zwischen der EKKW und der EKR besiegelt. An den Verhandlungen über die Kirchenpartnerschaft war von Beginn an auch Oberlandeskirchenrätin Claudia Brinkmann-Weiß beteiligt. Sie ist als Dezernentin in der EKKW für die Ressorts Diakonie und Ökumene zuständig. Pfarrerin Birgit Hamrich stammt aus Siebenbürgen, wo sie von 1999 bis 2001 auch als erste in der EKR ordinierte Pfarrerin wirkte, bevor sie nach Hessen übersiedelte und als Pfarrerin in der EKHN arbeitete. Seit 2016 ist sie Referentin für kirchliche Partnerschaften in Europa und den USA am Zentrum Oekumene von EKHN und EKKW, wo sie auch für die Aktion Hoffnung für Osteuropa zuständig ist.

Dilemmata christlicher Friedensethik

Neben einem näheren persönlichen Austausch und Kennenlernen sollte eigentlich das Thema der kirchlichen Herausforderungen in Pandemiezeiten im Mittelpunkt dieser ersten Besuchsreise seit dem Abschluss der Kirchenpartnerschaft stehen. Doch seit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine hat die Welt sich wieder verändert – auch für die Kirchen. Im inhaltlichen Zentrum der Reise stand deswegen ein Vortrag von Bischöfin Hofmann am Hermannstädter Theologischen Institut, der sich unter dem Titel “Der Krieg in der Ukraine – eine Zäsur für die christliche Friedensethik? Eine deutsche Perspektive” vor allem mit den vielfältigen Dilemmata beschäftigte, die sich für Theologinnen und Theologen aus dem Umstand ergeben, dass sich das Bedürfnis nach Gerechtigkeit und der Wunsch nach Frieden in einem Konflikt befinden, der uns allen täglich durch erschreckende Berichte und blutige Bilder aus der Ukraine vor Augen geführt wird. Vor allem in Deutschland hat sich in kirchlichen Kreisen und weit darüber hinaus eine leidenschaftliche Grundsatzdebatte dazu ergeben, inwiefern sich etwa ein konsequentes Eintreten für den Frieden im konkreten Fall als Unterstützung des Aggressors herausstellen kann.

Zusätzlich zu mehreren Arbeitsgesprächen über die Kirchenpartnerschaft und über die Arbeit des Zentrums für Evangelische Theologie Ost wurden zahlreiche Begegnungen und Besuche organisiert: Gleich zu Beginn ihres Aufenthalts konnten die Gäste im Kultur- und Begegnungszentrum Friedrich Teutsch das Landeskirchliche Museum besuchen und erhielten von Dr. Gerhild Rudolf aufschlussreiche Erläuterungen über die Geschichte der EKR. Nach einem ausführlichen Besuch der Hermannstädter Kirchengemeinde sowie des Dr.-Carl-Wolff-Heimes führten weitere Ausflüge in Begleitung von Hauptanwalt Friedrich Gunesch nach Großau, Heltau, Kelling, Mediasch, Michelsberg, Pretai, Schweischer und nach Wolkendorf/Burzenland. Zeit für persönliche Gespräche zwischen Bereichsverantwortlichen und Kirchenleitenden war am Abend des 7. April bei einem Empfang im Festsaal des Bischofspalais in Hermannstadt, für dessen musikalischen Rahmen die Kirchenmusiker Jürg und Brita Falch Leutert sorgten.

Nach dem sehr intensiven Besuchsprogramm, das sich ähnlich abwechslungsreich wie das Aprilwetter gestaltete, fand die Reise am Palmsonntag, 10. April, im Rahmen eines Familiengottesdienstes in der Hermannstädter Stadtpfarrkirche seinen würdigen Abschluss. In dem von Pfr. Klaus Untch gestalteten und vom Kinderchor unter der Leitung von Elisa Gunesch und Brita Falch Leutert musikalisch begleiteten Gottesdienst hielt Oberlandeskirchenrätin Brinkmann-Weiß die Predigt und Bischöfin Hofmann richtete sich Seite an Seite mit Stadtpfarrer Kilian Dörr mit dem Friedensgebet und mit einem abschließenden Grußwort an die Gemeinde.