Ein Sommer voll harter Arbeit und voller Genugtuung


Diakonin Cristina Arvay (Bild Mitte) mit zwei ihrer Freiwilligen in einem der vom Jugendwerk organisierten Jugendcamps.

Viel Spaß haben, Deutschkenntnisse verbessern, aber auch Glaubensvermittlung - das erleben die Teilnehmer der Sommerlager des Jugendwerks der EKR. Diakonin Cristina Arvay berichtet über die besonderen Herausforderungen, aber auch Erfolge dieser Camps.

Was ist das Ziel der Feriencamps vom Jugendwerk?

Cristina Arvay: Das Jugendwerk möchte mit seiner Arbeit stark in die Gesellschaft hineinwirken und Kindern und Jugendlichen den christlichen Glauben vorstellen. Viele Eltern schicken ihre Kinder sicherlich wegen der deutschen Sprache zum Jugendwerk, aber wir sagen den Eltern auch klar, dass es sich um eine christliche Freizeit handelt.

Es gibt also keine Freizeit ohne eine biblische Botschaft?

Arvay: Richtig.  Es geht darum, den Kindern und Jugendlichen den Kern des christlichen Glaubens weiterzugeben. Dies wird den Eltern vorab mitgeteilt, um ihr Einverständnis einzuholen.

Wie sieht das in der Praxis aus?

Arvay: Biblische Texte oder Botschaften kommen täglich in Form einer Bibelarbeit am Vormittag und einer Abendandacht am Abend. Themen umfassen biblische Personen wie Josef, David, der Prophet Jona oder die Evangelien.

 Wie erreicht ihr die Kinder und jungen Menschen?

Arvay: Als Jugendwerk machen wir die Arbeit mit Haupt- und Ehrenamtlichen aus den Gemeinden. Umgekehrt haben wir vom Jugendwerk ein Format entwickelt, die „Karawane“, und besuchen die Gemeinden, um die lokale Jugendarbeit zu unterstützen. So entstehen Verbindungen und Freundschaften. Es kommen Menschen mit anderskonfessionellem Hintergrund.  Wir erleben es immer wieder, dass Jugendliche durch eine schöne Freizeit oder als Mitarbeiter „die evangelische Kirche“ für sich entdecken und dann den Wunsch äußern, evangelisch zu werden.

Welche Arten von Camps gibt es?

Arvay: Die Jugendcamps umfassen verschiedene Altersgruppen mit einem spezifischen Programm:

- Jungscharlager für Kinder ab neun Jahren. In diesem Jahr hatten wir 88 Kinder und 36 Mitarbeiter;

- Ferienlager für Jugendliche ab 13 Jahre. Ende Juli waren wir  98 Teilnehmer und 32 Mitarbeiter;

- neu ist das Camp für Jugendliche ab 16 Jahren, genannt „Pathfinder“. Für Ende August haben sich 60 Teilnehmer und 30 Mitarbeiter angesagt.

- Studenten sind Anfang August in Techirghiol gewesen, viele von ihnen sind Volontäre und diese brauchen wir sehr.

Wie sieht die Ausbildung der Volontäre aus?

Arvay: Die Volontäre, die als Betreuer in den Jugendcamps eingesetzt werden, durchlaufen ein spezielles zweijähriges Ausbildungsprogramm, das acht Module umfasst.

Nach welchen Kriterien nehmt ihr sie auf?

Arvay: Uns ist wichtig:

- Zuverlässigkeit: Sie sollen zu den Schulungen kommen;

die eigenen Talente entwickeln.

- Aktive Beteiligung zu Hause:  Wer sich lokal einbringt, hat Vorrang bei unseren Veranstaltungen.

Wie ist die Resonanz, bekommt ihr genug Bewerbungen?

Arvay: Das Interesse ist groß, da die jüngeren Teilnehmer die Volontäre als Vorbilder sehen und selbst den Wunsch entwickeln, Mitarbeiter zu werden. Die Volontäre sind viel interessanter als wir, die drei Angestellten des Jugendwerkes.

Das heißt, in diesem Punkt müsst ihr nicht viel tun?

Arvay: Am Ende des Summercamps werden 15-jährige (oder in die neunte Klasse kommende) Jugendliche eingeladen, an den Mitarbeiterschulungen teilzunehmen. Wer 1-2 Camps besucht hat und dann zu den vierteljährigen Treffen für Mitarbeiter kommt, der macht erstaunlich viele Fortschritte und das ist attraktiv! Erfreulich ist, dass die jungen Volontäre die Teilnehmer auch in geistlichen Fragen und sonstigen Krisen begleiten, ohne dafür eine spezielle Ausbildung zu haben. Sie bieten ihnen die Möglichkeit zum Gebet und zur Aussprache bei besonderen Belastungen und begleiten die Jugendlichen beim Übergang von einem kindlichen zu einem erwachsenen Glauben und kritischem Denken.

Welche Zielgruppe erreicht ihr am schwersten?

Arvay: Besondere Herausforderung ist das Erreichen der jüngeren Kinder, da Eltern in der heutigen Gesellschaft besorgter und kritischer sind, insbesondere wenn es um das Zelten geht. Wer zweimal im Jungscharlager war, kommt meist gerne wieder.

Wo finden die Camps statt?

Arvay: Die Camps finden an verschiedenen Orten statt:

- Rosenau wird als eine gute Adresse bezeichnet und ist ein häufiger Veranstaltungsort für Camps, sowohl für die 9-plus- als auch für die 13-plus-Altersgruppe.

- Gerne fahren wir auch nach Bekokten und Seligstadt, da wir da gute Preise bekommen und große Gruppen Platz haben.

Wie sieht so ein Tag im Camp aus?

Arvay: Der Tag beginnt mit einer Mitarbeiterbesprechung. Da wird gebetet und der ganze Tagesablauf besprochen, damit 30 Leute jeweils wissen, was sie zu tun haben. Wer hat Tischdienst, Putzdienst oder Abwasch beim Frühstück. Im Anschluss beginnt eine Gruppenzeit, in der die Teilnehmer in Kleingruppen arbeiten. Das Anspielteam übt in der Regel ein Theaterstück ein (z.B. die Lebensgeschichte Josefs) mit vielen Requisiten und schönen Kostümen, das ist interessant, aber auch verständlich für die Teilnehmer, welche nicht immer so gut Deutsch können. In Kleingruppen wird die biblische Botschaft auf die heutigen Probleme der Kinder und Jugendlichen projiziert, um aktuelle Bezüge herzustellen wie Verrat und Gottes Begleitung in jeder Lebenslage. Das Nachmittagsprogramm umfasst verschiedene Aktivitäten wie Geländespiele, Workshops, sportliche Turniere oder Wasserspiele, die ein Höhepunkt sind. Am Abend sitzt man beim Lagerfeuer, es gibt Quizabende, Just Dance oder Großgruppenspiele. Das Abendprogramm endet mit einer Abendandacht oder einer Gute-Nacht-Geschichte. Die Teilnehmenden sind oft so müde, dass sie direkt einschlafen. Schließlich findet für die Volontäre noch eine weitere Mitarbeiterbesprechung statt, bei der kritische Feedbacks zu den Programmpunkten gegeben wird.

Was hat sich zu früher verändert?

Arvay: Wir beobachten eine größere Offenheit für geistliche Fragen. Die Ursache hierfür wird in der zunehmenden Unsicherheit, Kriegen und Pandemien sowie in Zukunftsängsten gesehen. Je unsicherer Menschen sind, und das beobachten wir auch bei Kindern und Jugendlichen, desto offener sind sie auch für Gottes große Liebe, die in Jesus Christus sichtbar wurde. Sie sind empfänglich für Botschaften, die ihnen in den "Stürmen des Lebens" Orientierung bieten.

Was sind eure Überlegungen für die Zukunft, welche Pläne habt ihr?

Arvay: Ich habe zwei hauptamtliche Kollegen: Alex Arhire und die Studentin Sarah Bortmes. Wir arbeiten gerne und intensiv zusammen, doch dieser Sommer war sehr anstrengend für uns. Eine Wochenendveranstaltung für 50-60 Leute können auch zwei von uns bewältigen, doch besonders im Sommer sind wir alle drei gefragt, wenn wir über 100 Leute in Zelten haben.  Wir dürfen nicht vergessen, dass wir minderjährige Teilnehmer betreuen.

Wir wollen uns aber weiterentwickeln. Ab Herbst wollen wir zwei Studenten mit einem Minijob anstellen, da wir die lokalen Gemeinden in ihrer Jugendarbeit unterstützen wollen. Volontäre gibt es viele, doch die müssen fachlich angeleitet werden, um selber Programme vorzubereiten.

Wie ist die finanzielle Ausstattung? Kommt ihr gut über die Runden? Und habt ihr auch Hilfe?

Arvay: Wir erleben in der letzten Zeit viel Hilfe von Gemeinden, dem Landeskonsistorium und Partnern. Wir sind sehr erfreut, dass wir in diesem Sommer einen neuen Kleinbus kaufen konnten mit Hilfe von 11 Partnern. Das war richtig kompliziert, doch sind wir sehr dankbar: der Kärnter Landesregierung, der Gemeinde Bukarest und Kronstadt, dem Bezirk Kronstadt und dem Nachhaltigkeitsfond, der Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben, dem Martin Luther Bund und der Pürckhauer Stiftung, dem Ökumene Zentrum und dem GAW der Evangelischen Kirche Mitteldeutschland und dem Verein Novum.

Wir haben nicht immer so viel Unterstützung gehabt. Wie so vieles im Leben beginnt eine neue Richtung mit Träumen und Plänen, und dafür wenden wir jedes Jahr viel Zeit auf. Leute im Vorstand und Studenten haben voriges Jahr begonnen monatlich Geld zu spenden für die laufende Arbeit, und dann kam im Dezember der Verein Novum und versprach uns bei verschiedenen Veranstaltungen im Jahr 2025 zu unterstützen unter dem Projekt Omnia. Diese großzügige Spende und die Partnerschaft wird es uns auch ermöglichen, ab Herbst zwei Minijobs zu bezahlen.

Die Volontäre, ihre Energie, ihre Initiative und ihre Überzeugungen, ja, auch ihr Glauben an den auferstandenen Herrn ist Grundlage unserer Arbeit und dafür sind wir, die drei Jugendreferenten des Jugendwerkes, sehr dankbar.

hk