Die Orgel mit den Papageien


Die Orgel von Deutsch-Tekes ist optisch und akustisch ein Erlebnis. Bild: Steffen Schlandt

Dieses Instrument ist zum Verlieben! In der evangelischen Kirche von Deutsch-Tekes (Ticușu Vechi) thront es über dem Altar, akustisch und optisch ein Blickfang. Man mag es kaum glauben, dass diese harmonische Einheit nicht schon immer bestand. Ursprünglich wurde die Orgel vom Meister Johannes Baumgarten für das Dorf Galt (Ungra) erbaut und wanderte im 19. Jahrhundert nach Tekes.

So viel Gotteslob, so viel Aufforderung zum Musizieren kennt man von keiner anderen Schauseite einer Orgel: „Laudate Dominum omnes gentes, laudate eius, omnes populi“ (Psalm 116, 1) prangt in goldenen Lettern oben am Gehäuse. Mitten im Orgelprospekt: „Halleluja, Halleluja“ und unter den Pfeifen „Alles, was Odem hat, lobe den Herren“ (Psalm 150, 6). Über all diesen Aufforderungen, mit der Jahreszahl 1892 versehen, ist eine Tafel angebracht. „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen“ lesen wir dort an prominenter Stelle. Wer genau hinschaut, entdeckt darunter, in einer Kartusche in Gold auf edlem Blau, den Namen Gottes, „Jahwe“.  

Von den sichtbaren Orgelpfeifen sind einige kunstvoll verziert, andere glänzen mit bemalten Labien. Die dort aufgemalte Jahreszahl 1757 sagt Heutigen, dass dies in der siebenbürgischen Orgellandschaft ein altes Instrument ist. Zum Glück ist es in großen Teilen original erhalten.

Und: Seit fast drei Jahrhunderten sitzen zwei bunte Papageien links und rechts von den Orgelpfeifen, verstecken sich im goldenen Schnitzwerk, ein dreiblättriges Blümchen im Schnabel. Draußen führt die Via Transsilvanica vorbei. Wanderer machen Halt, werfen einen Blick in die Kirche. Wer sich Zeit nimmt und genauer hinschaut, wird staunen wie wir Fachleute auch. Die Orgel mit den Papageien! Einzig in Siebenbürgen, lustig, einladend, einen Hauch Exotik verbreitend.

Der Orgelmotor wird angelassen. O weh, das Instrument klingt, ohne dass jemand spielt! Es heult leise, manchmal auch lauter vor sich hin. Tapfer greift der Organist in die Tasten, probiert die klangvollen Register einzeln und in Kombinationen. Das wäre ein vielversprechendes Instrument! Hoffentlich kommt der Tag, an dem es in alter neuer Fülle und Schönheit wieder erklingt!

Ursula Philippi