Diakoniekonferenz in Temeswar: EKR-Hauptanwalt benennt die 3 wichtigsten Themen


In Temeswar tagten die Vertreter der Diakonie aus Baden-Württemberg mit ihren Partnern AIDRom und der EKR.

Am 16. und 17. Juli fand in Temeswar die Leitungskonferenz-Klausur der Diakonie Württemberg statt, an der sowohl der Vorstand als auch die Leiterinnen und Leiter der Referate im Diakonischen Werk der EK in Württemberg teilgenommen haben. Aus Rumänien waren die Partner eingeladen: die EKR und AIDRom. Unsere Kirche war vertreten durch den Hauptanwalt Friedrich Gunesch und Frau Erika Klemm, die Migrationsbeauftragte in der EKR.

Nach einer Vorstellungsrunde am Abend folgten einige Grußworte, bzw. eine kurze Vorstellung der spezifischen Projekte durch Frau Prof. Dr. Nöller, Vorsitzende des Vorstandes des DW Württemberg und Friedrich Gunesch, bzw. die Geschäftsführerin von AIDRom, Frau Katalin Zóltani und Frau Erika Klemm, Migrationsbeauftragte der EKR.

Auch wenn immer weniger Geld zum Verteilen da ist, teile man gerne Kenntnisse und Erfahrungen, das gemeinsame Erleben, die Besuche und den Austausch, wie die Redner betonten. Die Hilfsbereitschaft bestehe weiter und die Kooperationen lebten  und bereicherten Einrichtungen und Menschen.

Frau Zóltani macht auf die großen Schwierigkeiten aufmerksam, die durch das Wegfallen der Hilfen aus der USA im Bereich „Flüchtlingsarbeit“ entstanden sind. Das ausschließliche Finanzieren von AIDRom aus Projekten und Kooperationen sei darum in Frage gestellt und bedroht, während die Ungewissheit und die Unberechenbarkeit die Mitarbeitenden an ihr Limit bringe.

Frau Klemm dankte für die vielseitige Hilfe in den Migrationsprojekten der EKR, vornehmlich im Bereich Menschenhandel. In seinem Grußwort ging Hauptanwalt Gunesch auf drei Themen ein, die die EKR aktuell im besonderen Maße beschäftigen:

1. Die Implementierung des Strategiekonzepts „Zukunft Kirche“, das von der Landeskirchenversammlung im November 2013 beschlossen worden ist, erfährt neuen Schwung, speziell auch mit der Erarbeitung eines neuen Organigramms. Man sei bemüht, diesen Prozess im Bezug auf Effizienz in der Verwaltung, der Nutzung von Ressourcen und des Controllings erfolgreich umzusetzen. Eine Implementierung landesweit, das heißt in den Kirchengemeinden, Bezirkskonsistorien und Gemeindeverbänden, steht aus.Wie das dann umzusetzen ist, hängt meistens auch mit dem Finanz- und Personalbedarf zusammen.

2. Projektarbeit. Auch wenn die EKR im den Jahren 2023 und 2024 jeweils mit  rund 40 Gemeindegliedern kleiner geworden ist, zählte sie am 31. Dezember 2024 immerhin noch 10790 Mitglieder. Diese Gemeindeglieder leben verstreut in zum Teil extremen Diasporasituationen, in insgesamt 230 Kirchengemeinden. Davon ist die Hälfte dieser Gemeinden unter 20 Gemeindeglieder gefallen, 50 Kirchengemeinden haben keine Gemeindeglieder, und keine Kirchengemeinde hat aktuell über 1000 Gemeindeglieder.

28 Kirchengemeinde werden als eigenständige Kirchengemeinden geführt, alle anderen sind Diasporagemeinde, die von den Kirchenbezirken betreut sowie rechtlich und administrativ vertreten sind. Die Kanzlei des Landeskonsistoriums ist mehr den je ein Dienstleister und Vermittler geworden und Amtshilfe ist in allen Gemeinden aber auch in den Bezirkskonsistorien nötig und wird meistens auch in Anspruch genommen.

Diese Zahlen sollen verdeutlichen, warum die Projektarbeit, die Vertiefung der partnerschaftlichen Beziehungen, das Fundraising und die Mittelakquise so wichtig geworden sind. Aus einer Übersicht für 2025 kann entnommen werden, dass in Kooperation mit Partnern aus dem Ausland 485 000 Euro in solche Projekte fließen.  Wichtige Projektpartner in diesem Bereich sind Missionswerke und christliche Hilfsorganisationen wie das Evangelische Werk für Diakonie und Entwicklung (Brot für die Welt, Diakonie Katastrophenhilfe), Hoffnung für Osteuropa (Diakonie Württemberg u. a.), Missionswerk Berlin, sowie kirchliche Organisationen und Verbände (z. B. Lutherischer Weltbund, Gustav-Adolf-Werk) und Partnerkirchen.

Eine zentrale Zielgruppe unserer Projektarbeit sind Geflüchtete als besonders Bedürftige und sozial Benachteiligte. Zählt man die anderen Projekte, die aus Mitteln aus dem Inland bedient werden (Landeskirchliche Fonds, Evangelische Partnerhilfe, Rumänischer Staat u.a.), so ergibt das ein Volumen von über einer Million Euro und das ist ein Drittel des Budgets der Landeskirche im Jahr 2025.

3. Projekte für Geflüchtete aus der Ukraine. Diese Vorhaben beinhalten die Unterbringung und Verpflegung dieser Personen, ihre psycho-soziale Betreuung, Integrationsprojekte, etwa mit Rumänisch-Kursen und Sommercamps für Kinder, Stipendienprogramm für geflüchtete Studenten sowie rechtliche Unterstützung und Beratung. Das Gesamtvolumen der Projektmittel belief sich auf  1.031.521 Euro.

Den Abend beschlossen freie und Open-end-Gespräche zu verschiedenen Themen. Ein interessantes Programm mit Vorträgen und Besuchen von sozialen und diakonischen Einrichtungen am Donnerstag, den 17. Juli, rundeten die Veranstaltung ab. Der Tag endete mit einem Gemeinschaftsessen in den Räumen der Reformierten Kirche.

Die Gäste aus der Diakonie Württemberg machten sich sodann auf den Weg nach Budapest, um auch dort die Partner aus Kirche und Diakonie am Abend und am nächsten Tag zu treffen.

Friedrich Gunesch/hk