Der zehnte „Runde Tisch“ der EKR: Besondere Herausforderung häusliche Gewalt


Unter dem Titel "Von Opfern zu Siegerinnen" diskutierte der zehnte Runde Tisch der EKR das Thema der häuslichen Gewalt. Bild:hk

Der zehnte „Runde Tisch“ der EKR: Besondere Herausforderung häusliche Gewalt

Anfang Oktober fand in der Evangelischen Akademie Siebenbürgen (EAS) in Hermannstadt die zehnte Gesprächsrunde zum Thema der Prävention häuslicher Gewalt in der Gesellschaft statt. An der Veranstaltung nahmen über 30 Vertreter staatlicher Institutionen, Psychologen, Sozialarbeiter, Polizeibeamte und Lehrkräfte teil.

Unter dem Titel „Von Opfern zu Siegerinnen“ stellte die erfahrene Psychologin Eniko Gall von der Organisation ALEG wirkungsvolle Möglichkeiten vor, wie man Missbrauchsopfern helfen kann und welche vorbeugende Maßnahmen zu empfehlen sind.

Im zweiten Teil folgte eine Podiumsdiskussion unter der Moderation von Frau Prof. Dr. Ioana Crețu von der „Lucian Blaga“-Universität Hermannstadt. Das Publikum hatte die Möglichkeit, Fragen zu stellen und sich aktiv an der Diskussion zu beteiligen.

Zum Fachgremium gehörten:

- Frau Lumința Hadăr und Frau Liliana Popa vom Bereich häusliche Gewalt des DGASPC Sibiu

- Frau Violeta Solomon, Vorsitzende des Frauenvereins Sibiu

- Psychologin Ioana Henegar vom DGASPC Alba

- Juristin Viorica Nedel mit Expertise in der Unterstützung von Opfern häuslicher Gewalt

- sowie erneut Eniko Gall von der Organisation ALEG.

Die Notwendigkeit, so eine Veranstaltung zu organisieren, ergibt sich allein schon aus der Tatsache, dass häusliche Gewalt trotz der Bemühungen zahlreicher humanitärer Organisationen und engagierter Fachkräfte weiterhin stark präsent ist, wie die Initiatorin dieser Tagung und Migrationsbeauftrage der Evangelischen Kirche in Rumänien, Erika Klemm, in ihrer Begrüßung sagte. So stamme die größte ethnische Gruppe der Opfer von Menschenhandel und insbesondere Zwangsprostitution in Europa aus Rumänien. Häusliche Gewalt sei dabei oft der erste Schritt bei Personen, die später Opfer von Menschenhandel werden.

Die Gespräche mit den eingeladenen Fachleuten zeigten einen Anstieg der gemeldeten Fälle häuslicher Gewalt. So wurden im Jahr 2023 allein beim DGASPC Hermannstadt 140 Fälle registriert und bearbeitet, und im Jahr 2024 stieg diese Zahl deutlich an.

Die Herausforderungen für die Behörden bestehen unter anderem darin, dass Täter Beratungszentren nur dann aufsuchen, wenn sie durch ein Gerichtsurteil oder den  Bewährungsdienst dazu verpflichtet werden. Zudem fehlt es auf lokaler Ebene an sozialen Dienstleistungen, wenn es darum geht, Opfer wieder in die Gesellschaft zu integrieren.

Der Appell der Fachleute und Organisatoren lautet: Nicht gleichgültig bleiben bei Missbrauchsfällen! Solche Situationen können unter der nationalen Notrufnummer 119 gemeldet werden – diese ist für die Anzeige von Missbrauch, Vernachlässigung, Ausbeutung oder jeglicher Form von Gewalt gegen Kinder vorgesehen.

Die Gesprächsrunde wurde organisiert von der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien, der Evangelischen Akademie Siebenbürgen (EAS) in Hermannstadt und der informellen Arbeitsgruppe Arca Binecuvântării Sibiu (ABS). Ziel der Arbeitsgruppe ABS ist es, Kirchen mit NGOs und Behörden aus dem sozialen Bereich zu vernetzen und zu mobilisieren, insbesondere im Hinblick auf Probleme im Zusammenhang mit dem Menschenhandel.