Das Netzwerk in Mitteleuropa


Synodalsenior Daniel Ženatý eröffnet die Ausstellung in Prag. Rechts von ihm das Lebensbild von Hermann Rehner. (Bild: Stefan Cosoroabă)

Eine Kontaktreise in die Tschechische Republik und in die Slowakei hat Bischof Reinhart Guib Anfang November 2019 unternommen. Mit auf dem Weg waren Stadtpfarrer Zorán Kézdi (Heltau), Dr. Stefan Cosoroabă (München/Michelsberg) und die Ausstellung des Projektes „Gesichter – Grenzen-Geschwister“.

Die erste Station der Reise war am 5./6. November Teschen (tch.: Český Těšín und pl.: Cieszyn), eine Stadt die im Laufe der Jahre das Schicksal hatte, zwischen zwei Staaten geteilt zu sein: Polen und Tschechien. Die Schlesisch-Evangelische Kirche A. B. hat im tschechischen Teschen ihren Bischofssitz, aber paradoxer Weise steht die Mutterkirche („Gnadenkirche“) im polnischen Teil. Die schlesische Kirche ist eine tief geistliche Kirche, die großes Gewicht auf Gemeindeaufbau und Diakonie legt, wobei beides miteinander verbunden ist. Bei rund 15.000 Gemeindeglieder haben die diakonischen Einrichtungen 1.400 Angestellte (!). Unter der sorgsamen Organisation von Bischof Tamas Tyrlik konnte die Delegation hier die Situation der Kirche, mit deutschen, polnischen und tschechischen Wurzeln, verstehen lernen. Wobei schon diese Sprachaufteilung so falsch ist, da ehemals „schlesisch“ als gemeinsamer Dialekt alle verband und es eine gemeinsame Identität gab. Bischof Guib hielt einen Vortrag im Rahmen des „Historischen Vereins Schlesien“ über die Siebenbürger Sachsen und die Evangelische Kirche A. B. in Rumänien (EKR). Ebenfalls fand die Finnissage der Ausstellung „Gesichter“ statt, in der Władysław Santarius gedacht wurde, der in der Zeit des Kommunismus im Untergrund Gemeindeaufbau geleistet hat.

Die nächste Station war am 7. November Prag, wohin die Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder geladen hatte. Es ist eine Nationalkirche, die nach dem Ersten Weltkrieg alle tschechischsprechende Lutheraner und Reformierte aus Böhmen und Mähren zusammenband. In der zentralen Salvatorkirche wurde nun die Ausstellung „Gesichter“ eröffnet. Im Mittelpunkt stand die Gestalt von Alfréd Kocáb, dem ehemalige Pfarrer dieser Kirche. Die Vernissage war ein richtiges Freundestreffen, kamen doch von überall Freunde der EKR und ganz Rumäniens dazu. Die rumänische Botschafterin aus Prag, der ehemalige tschechische Botschafter in Bukarest, Dr. Harald Roth (Deutsches Kulturzentrum östliches Europa), Frau Doris Hutter (Verband der Siebenbürger Sachsen), Vertreter der Gemeinde Streschowitz (tch.: Střešovice; Partnergemeinde von Hermannstadt), aber auch ökumenische Freunde wie Oliver Engelhard, Daniela Hamrová und Gerhard Reininghaus. Dass der landeskirchliche Kantor Moravec -  der die Veranstaltung musikalisch untermalte -  aus Deutschpereg (rum.: Peregu Mare / ung.: Németpereg) im Banat stammt (!), rundet das Bild nur ab. Die Ausstellung eröffnete Synodalsenior Daniel Ženatý zusammen mit Bischof Reinhart Guib. Bewegend war das Auftreten der Witwe von Alfréd Kocáb, der Psychologin Darja Kocábová, aber auch des Sohnes Michael, der sich in Tschechien großer Berühmtheit erfreut: aktives Mitglied der Charta '77, Rockmusiker und Minister a. D., der in seiner Amtszeit die russischen Truppen aus Tschechien verabschieden konnte.

In Pressburg (slk.: Bratislava / ung.: Pozsony) war die Delegation am 8. November Gast der Evangelischen Kirche A. B. in der Slowakei. In einem intensiven Gespräch mit dem (neuen) Generalbischof Ivan Eľko wurde versucht, sich in die Situation einzufühlen, die sich nach dessen vollzogenen Wahl 2018 zum Generalbischof ergeben hat. Natürlich wurde das Gespräch auf den zweiten evangelischen Bischof von Siebenbürgen, Mathias Hebler gebracht, für den die EKR 2017 in dessen Geburtsort Karpfen (slk.: Krupina / ung.: Korpona) in der Mittelslowakei, ein Batullbäumchen gepflanzt hat. Auf der Hinreise ist die Delegation dort auch stehen geblieben, um sich zu überzeugen, dass es ihm wohl geht.        

Pfr. Dr. Stefan Cosoroabă