Beispielhafte Erforschung des Kirchendaches in Deutsch-Weißkirch


Die Beteiligten am Deutsch-Weißkirch-Projekt: Master-Absolvent Cedric Siffermann, Professor Olaf Huth, Initiator Dietmar Gross, Dozent Thomas Eißing, Master-Absolvent Marius Moldovan.

Ende Mai  fand der vorläufige Schlusspunkt einer einzigartigen Arbeit statt, nämlich der umfangreichen Erforschung des Dachtragwerks der Kirchenburg in Deutsch-Weißkirch. Dies geschah im Rahmen einer Masterarbeit von Cedric Siffermannn und Marius Moldovan, betreut von den Wissenschaftlern Thomas Eißing und Olaf Huth von den Universitäten in Bamberg und Coburg.

Im Rahmen einer Veranstaltung in der Kirchenburg stellten nun die beiden jungen Absolventen die Ergebnisse ihrer Masterarbeit vor, und die beiden Wissenschaftler skizzierten die Rahmenbedingungen dieses einzigartigen Projektes, das auf Initiative von Dietmar Gross zustandekam und der nun zu dieser Abschlussveranstaltung in seinem neuen Heimatort Deutsch-Weißkirch einlud.

Bekanntlich ist die Kirchenburg in Deutsch-Weißkirch Teil der einzigartigen siebenbürgischen Kulturlandschaft und gehört seit  1999 gehört dem UNESCO-Welterbe. Dank der Mihai Eminescu Stiftung und Caroline Fernolend wurde die Dorfstruktur erhalten und saniert. 2019 führte eine Exkursion von Studierenden und Professoren der Universitäten Bamberg und Coburg zu mehreren Kirchenburgen, um Forschungsthemen zu entwickeln. So entstand dann auch die Idee der Masterarbeit über das Dachtragwerk der Kirche in Deutsch-Weißkirch.

Ihre Arbeit begann mit einer detaillierten Vermessung der Kirche, um präzise Pläne zu erstellen. Ein 3D-Modell des Innenraums und der Außenwände wurde ebenfalls erstellt. Durch systematische Beobachtung und zeichnerische Dokumentation wurden bautechnische Eigenheiten erfasst. Eine zentrale Untersuchung galt den Abbundzeichen der Zimmerleute, die den Dachstuhl errichteten. Diese Zeichen wurden katalogisiert, wobei drei unterschiedliche Systeme entdeckt wurden: Buchstaben, dreieckige Aussparungen und römische Zahlen. Um eine Bauchronologie aufzustellen, wurden dendrochronologische Analysen durchgeführt, die von Experten des „Anno Domini Dendrolab“ überprüft wurden.

Die dendrochronologische Untersuchung ergab, dass das Dachwerk 1643 in einer einzigen Bauphase errichtet wurde. Zudem konnte die Entstehung des Kirchturms ins Jahr 1473 datiert werden, wodurch ältere Hypothesen widerlegt wurden. Weiterhin lieferte die Arbeit eine Schadensaufnahme des Dachwerks sowie Grundlagen für zukünftige Restaurierungen.

Die Publikation der Forschung enthält detaillierte Dokumentationen, Bestandspläne und dendrochronologische Analysen. Neben der akademischen Bedeutung bietet sie wertvolle Erkenntnisse für die langfristige Erhaltung der Kirchenburg und künftige Sanierungsmaßnahmen. Sie ist alles Buch erhältlich und wurde gedruckt mit Unterstützung des Departements für interethnische Beziehungen im Generalsekretariat der Rumänischen Regierung und des Demokratischen Forums der Deutschen in Siebenbürgen.

hk