Alles picobello beim „Transylvanian Brunch“ in der Wehrkirche von Roseln


Die rumänischen Gäste zeigten sich ganz angetan von der schmucken Dorfkirche mit ihrer funktionierenden Orgel in Roseln. Bild: hk

Wie ist das möglich? Es lebt doch kaum noch ein Sachs oder eine Sächsin in Roseln und die Handvoll Verbliebener engagiert sich nicht in und für die Kirche - mit einer Ausnahme: Daniel Andree, der Kurator. Er kümmert sich mit seinen gut siebzig Jahren um alles. Auch er ist ausgewandert, wie fast alle, aber zurückgekehrt, wie die wenigsten. Er braucht dringend Hilfe.

Von wo nehmen und nicht stehlen - wie es so schön umgangsprachlich heißt. Andree tut, was er kann, auch wenn er oft müde ist. Seine Frau Anisoara umsorgt ihn, wie das die Frauen früher so gut konnten, sieht aber auch, dass ihn die Aufgabe manchmal überfordert. Aber wie aufhören, wenn kein Nachfolger in Sicht ist? „Solange ich kann, mache ich weiter und wenn es nicht mehr geht …“ sagt er mit feuchten Augen. Ihm und seiner Frau Anisoara ist es zu verdanken, dass „Transylvanian Brunch“ am Samstag, den 26. Juli, in Roseln stattfinden konnte.

Über das Konzept des „Transylvanian Brunch“ wurde schon mehrfach berichtet. Christian Valentin Cismaru sorgt im Rahmen der Evangelischen Landeskirche für den Erhalt und die Revitalisierung der 160 Kirchenburgen. Das Konzept beinhaltet Kulinarisches und Kulturelles mit dem Ziel die Bevölkerung jedweder Nationalität für die von den Sachsen hinterlassenen Kulturgüter zu sensibilisieren. Von der Teilnahmegebühr gehen 5 Euro an den Veranstalter vor Ort, diesmal für den Bau einer Wasserauffangstation, da die Wasserknappheit auf dem Hügel ein Problem ist.

Die Kirche von Roseln zeigte sich im Festtagsgewand. Sie wurde mit Fördergeldern von der Europäischen Union und einem kleinen Eigenanteil der Gemeinde umfassend renoviert. Auf die Frage, ob es schwierig war mit den Handwerkern, meinte Andree, dass er nur mit ungarischen Handwerkern gearbeitet habe, die eine hervorragende Arbeit leisteten, entsprechend den Vorgaben der Architekten und Denkmalschützern. Jetzt müssten nur noch die Orgelpfeifen (1803 gebaut von Samuel Joseph Metz) gereinigt und gestimmt werden.

Es begann wie immer schon in der Früh, als die freiwilligen Helfer anreisten, um Frau Anisoara und deren Töchter zur Hand zu gehen, etwa Brote schmieren, Gemüse zerkleinern, Salate anrichten, Kuchen schneiden, Tische herrichten und vieles mehr. Die Hauptarbeit hatte das Ehepaar Andree natürlich im Vorfeld geleistet: grüne Bohnensuppe, Kümmelsuppe, Sarmale, Zwiebeltokana, Aufstriche, Kuchen zubereiten. Man kann gar nicht alles aufzählen. Jeder Bissen war ein Gaumenschmaus, auch ohne jeglichen Zusatzstoff oder Geschmacksverstärker.

Als die Gäste ankamen, es waren mehrheitlich Rumänen - interessierte und aufgeschlossene Menschen - ging es nach einer kurzen Begrüßung durch Cismaru und die Gastgeber zum Büffet. Einfach, authentisch und köstlich. Auch die Getränke kamen aus dem Garten der Natur, Sirup, Limonade, kalter Tee und Wasser. Kein Alkohol.

Satt und nüchtern konnten die Teilnehmer den Worten des Veranstalters folgen. Cismaru führte in die Geschichte der Region ein und betonte die Einmaligkeit der Kirchenburgenlandschaft der Siebenbürger Sachsen. 160 gilt es zu erhalten.  Immerhin 85 Prozent der Finanzmittel für den Erhalt dieser Denkmäler kommen von der Europäischen Union. 15 Prozent teilen sich der rumänische Staat, der deutsche Staat, die Ortsgemeinden und die HOGs (2 bis 3 Prozent).

Das Erhalten dieser Monumente ist der erste Schritt. Nicht weniger wichtig ist die Nutzung. Und die wird mehr und mehr touristisch sein. Deshalb werden auch Gästezimmer in den Pfarrhäusern oder gar Kirchtürmen eingerichtet. So auch in Roseln. Für Menschen, die der Hektik des Alltags in die Natur entfliehen wollen, ist Roseln der perfekte Ort.

Anschließend stellte Andree die Kirche vor, in der alle zwei Wochen noch Gottesdienst gehalten wird. Für die Kinder, aber auch für die Erwachsenen, gab es ein Quiz zu dem Gehörten und Gesehenen. Sie machten begeistert mit. Aufgrund der Hitze - es waren 35 Grad - fiel der Spaziergang in die Umgebung des Dorfes aus. Man freute sich, im Schatten der Bäume auf Decken den Tag ausklingen zu lassen.

Es wird kommenden Samstag wieder siebenbürgisch „gebruncht“, diesmal in Weingartskirchen (Vingard). Der Beitrag ist 150 Lei. 25 Lei davon werden für kleine Projekte vor Ort eingesetzt.

Annette Königes