Abschluss der Arbeiten in Dobring


3. Novmeber 2022: Begehung der abgeschlossenen Baustelle in Dobring

Nach knapp einem halben Jahr wurden am 3. November diesen Jahres mit einer offiziellen Begehung der evangelischen Kirche von Dobring (Kirchenbezirk Mühlbach) die Arbeiten an den jüngsten Rettungsmaßnahmen abgeschlossen. Das Gebäude ist nun vorerst gesichert und es können weitere Planungen für das bauliche Ensemble in Erwägung gezogen werden.

Mit einem reparierten und nagelneu gedeckten Dach am Chortrakt sowie den entsprechenden Dachrinnen  präsentiert sich die evangelischen Kirche von Dobring seit kurzem den interessierten Besucherinnen und Besuchern! Im Innenbereich fällt Kennern des wichtigen Baudenkmals sofort auf, dass der vom Einsturz bedrohte Triumphbogen nachhaltig saniert wurde, wodurch der gesamte Gebäudeabschnitt als gerettet bezeichnet werden kann. Durch denkmalgerechte und verhältnismäßig kleine Eingriffe konnte im Altarbereich des Kircheninneren die Wiederherstellung des Mauerwerks unter Verwendung von Materialien erreicht werden, die mit dem Originalbestand kompatibel sind.

Um den Zustand des Gebäudes beurteilen zu können, wurde zuerst eine Beurteilung durch den Experten Ing. Csaba Bodor in Auftrag gegeben, welche leider die drohende Einsturzgefahr bestätigte. Als Generalplaner konnte danach von Architekt Emil Crișan ein technisches Projekt erstellt werden, das als Grundlage für eine Ausschreibung der Bauarbeiten diente. Die Entscheidung bezüglich der Umsetzung der Arbeiten fiel schließlich auf  das Unternehmen S.C. Coloana S.R.L. Der offizielle Titel des 200.000-Lei-Projektes lautete "Punerea in siguranta si consolidarea corului si a arcului de triumf la biserica evanghlica din Dobarca, judetul Sibiu" und ist Teil des Programmes "Timbrul Monumentelor 2022, componenta Interventii de urgenta".

Der Chor und der dazugehörige Triumphbogen, die sich aufgrund des jahrelangen Vandalismus, Vernachlässigung und Diebstahl am Dach sowie im Innenraum in einem einsturzgefährdeten Zustand befanden, waren vor über einem Jahr ausschlaggebend dafür, dass die aktuellen Notmaßnahmen beschlossen wurden. Am 3. November 2022 trafen nun Generalplaner, Bauleiter, Vertreter des Bauunternehmens S.C. Coloana S.R.L., des Landeskonsistoriums der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien (EKR) sowie der Bauleiters seitens der Nationalen Denkmalbehörde / Institutul Național al Patrimoniului (INP) vor Ort zur offiziellen Bauabnahme zusammen. Alle Beteiligten zeigten sich glücklich über die umgesetzten Maßnahmen an der Kirche. Im Hinblick auf die langfristig gewünschte Wiederinstandsetzung des gesamten Kirchenburgenensembles waren die nun erledigten, fachgerecht durchgeführten Arbeiten ein essentieller erster Schritt.

"Schlüssel zur Nachhaltigkeit"

Stefan Bichler, Referent für Öffentlichkeitsarbeit am Landeskonsistorium der EKR freut sich über die Resultate: "Seit Jahren bereitet uns der Zustand der Dobringer Kirchenburg Kopfzerbrechen. Mehrfach wurde von unterschiedlichen Akteuren versucht, das Gebäude wieder herzurichten oder zumindest zu sichern. Leider ist dies bisher nie dauerhaft gelungen.” Ein entscheidener Vorteil wird im aktuellen Fall aber die bei der Gesamtplanung berücksichtigte Einbindung der lokalen Bevölkerung sein, meint Bichler: “Das nicht oder nur mangelhaft vorhandene Verständnis für die Kirchenburg seitens der Dorfbewohner hat in den letzten Jahren den Verfall des Gebäudeensembles stark beschleunigt. Wie wichtig die Rolle dieser Menschen ist, sehen wir auch in anderen Dörfern, gerade auch dort, wo die Rettung der Kirchenburgen funktioniert hat. Ich denke, diese Strategie wird sich als ein wichtiger und entscheidender Schlüssel zur Nachhaltigkeit herausstellen.”

Das kleine Dorf Dobring, in dem nur etwa 750 Menschen leben, wurde bereits im Jahr 1309 erstmals urkundlich erwähnt. Heute gehört es politisch zur Gemeinde Reussmarkt (Kreis Hermannstadt). Die evangelische Kirchenburg ist das zentrale und wichtigste Baudenkmal in der Ortschaft. Um diese Sensibilität unter den Menschen im Dorf zu erreichen, haben die Verantwortlichen dieses Mal verstärkt auf die Jugend gesetzt. Am 25. September fand im Hof des Zeckescher-Land-Museums (Muzeului Țării Secașelor) in Reussmarkt eine heimatkundliche Veranstaltung statt, bei der zum ersten Mal auch das Thema der Kirchenburgen in Form einer Präsentation ihrer konkreten Bedeutung für die Region im Zentrum stand. In speziell auf das Thema maßgeschneiderten Workshops für Kinder kamen die Kirchenburgen-Kiste und das Memory-Spiel der Stiftung Kirchenburgen der EKR zum Einsatz. So konnte den jungen Menschen der Wert dieser Denkmäler auf spielerische Weise vermittelt werden. Das Zeckescher-Land-Museum ist Teil des Netzwerkes des ASTRA-Museums, das zusammen mit dem Kreisrat von Hermannstadt Partner des Dobringer Projektes ist.

“Als Evangelische Kirche sind wir dem Hermannstädter Kreisrat, dem ASTRA-Museum, der nationalen Dekmalbehörde INP sowie allen an der Umsetzung beteiligten Menschen und Institutionen sehr dankbar. Jetzt ist es wieder möglich, sich für dieses Baujuwel weitere, auch mittel- und langfristige Planungen vorzunehmen”, erklärt Stefan Bichler.

Die in ihren Ursprüngen auf das 13. Jahrhundert zurückgehende Kirchenburg von Dobring gehört zu den Perlen dieser Kirchenburgenlandschaft. Sie stellt eine Mischung aus romanischem, gotischem und neugotischem Stil dar und verfügt über Verteidigungselemente, die in dieser Gegend zum Teil eher selten sind. Im Bereich des Chorraumes befinden sich an den Wänden Spuren vorreformatorischer mittelalterlicher Malereien, die laut einer Studie höchstwahrscheinlich aus dem 14. Jahrhundert stammen.

Der Mühlbacher Stadtpfarrer Alfred Dahinten, seit dem 15. Oktober diesen Jahres auch neuer Dechant des westlichen Kirchenbezirkes der EKR und daher zuständig für die Gemeinde Dobring, zeigt sich über die neuen Perspektiven in der Unterwaldgemeinde sehr glücklich: “Durch die Unterstützung des INP und der anderen Projektpartner ist es möglich, wieder etwas positiver über das Schicksal der Kirche von Dobring nachzudenken. Seitens des Bezirkskonsistoriums Mühlbach möchte ich mich dafür bei allen ganz herzlich bedanken! Sollte es uns nun gemeinsam gelingen, weitere wichtige Schritte in Richtung einer Wiederinstandsetzung der gesamten Kirchenburg zu unternehmen, wäre dies segensreich für das Dorf sowie für die gesamte Region.”