'Bike & Like' im Burzenland; Zeiden Dreh- und Angelpunkt des Events


Die Radsportler vor der Kirchenburg in Zeiden. (Bild: Rainer Lehni)

Zum dritten Mal veranstaltete der Bukarester Verein „No Stress“ zusammen mit der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien (EKR) das Fahrradevent „Bike & Like“. Ziel dieser Fahrradtour, die im Rahmen des Landeskirchenprojektes „Entdecke die Seele Siebenbürgens“ stattfindet, ist das Promoten der siebenbürgisch-sächsischen Kirchenburgen. Die Besuche in den Kirchenburgen werden jeweils mit einem ortstypischen Programm ergänzt.

Die ersten beiden Touren fanden 2014 und 2015 rund um Hermannstadt bzw. Mediasch statt. Die diesjährige „Bizikel“-Tour führte ins Burzenland, Dreh- und Angelpunkt war dabei Zeiden. Zielgruppe ist hauptsächlich der inländische Großstädter, der bisher überhaupt keinen Bezug zu den Kirchenburgen in Siebenbürgen hatte. Die Zahl der Radfahrer aus dem Ausland ist noch stark ausbaufähig. Rund 240 Bizikelfahrer aus ganz Rumänien und ein paar wenige aus Deutschland nahmen in diesem Jahr an dem Event vom 25. bis 26. Juni 2016 teil.

Start und Ziel der beiden Tagesetappen war Zeiden, auf dessen Promenade hinter der Kirchenburg sich die Radfahrer einfanden und unter Polizeibegleitung nach Weidenbach, Neustadt und Wolkendorf fuhren, wo jeweils die Kirchenburgen besichtigt wurden. In Weidenbach erklärte Kuratorin Monika Toader-Rausch die Ausstellung über das Schulwesen der Siebenbürger Sachsen, während man sich mit Nussstriezel, Kaffee und kühlen Getränken im Kirchhof versorgen konnte. Einem kurzen Orgelkonzert von Organist Paul Cristian an der frisch renovierten Orgel in Neustadt folgte die Verpflegung mit herrlich schmeckendem Evangelischen Speck. In Wolkendorf erzählte Pfarrer Uwe Seidner in seiner humorvollen Art über die Geschichte der Siebenbürger Sachsen, während sich das Team um Hermann Kurmes um die Verpflegung mit Holundersirup und köstlichem Baumstriezel kümmerte.

In Wolkendorf startete dann die erste Offroad-Tour als Zeitrennen hinauf in das malerisch gelegene rumänische Bergbauerndorf Holbach (Holbav), quer durch dessen Streusiedlung bis hinter den Zeidner Berg und zurück nach Wolkendorf. Das heiße und sonnige Wetter bot den Radfahrern herrliche Ausblicke auf die Gebirgsmassive von Butschetsch und Königstein sowie den Zeidner Berg.

Nach Zeiden zurückgekehrt, nahmen die Radfahrer sowie die Helfer aus allen teilnehmenden Gemeinden an einem abendlichen Programm auf der Zeidner Promenade teil. Bischof Reinhart Guib begrüßte die Teilnehmer und dankte allen Beteiligten, die sich an diesem Event beteiligten, mit dem die Kirchenburgen mehr und besser in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt werden. Die siebenbürgisch-sächsische Jugendtanzgruppe Zeiden zeigte mehrere Volkstänze aus ihrem Repertoire, im Anschluss bot das Petra-Acker-Trio ein hervorragendes Konzert. Erfreulich war auch die Teilnahme von Vertretern der Heimatortsgemeinschaften in Deutschland (HOG-Verband – Hans Gärtner, HOG-Regionalgruppe Burzenland – Karl-Heinz Brenndörfer, Heldsdorf – Thomas Nikolaus, Förderverein Heldsdorf – Dr. Heiner Depner, Neustadt – Helfried Götz, Zeiden – Rainer Lehni), die zum größten Teil auch in das Geschehen in der jeweiligen Heimatgemeinde mit eingebunden waren. Hinzu kamen noch die extra angereisten Helfer von der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland (Heike Mai-Lehni, Christine und Mark Penkert). Bei Gulasch, Mici und kühlen Getränken konnten Helfer wie Radfahrer den Abend im Schatten des Zeidner Berges gemütlich ausklingen lassen.

Am nächsten Tag ging die erste Etappe von Zeiden nach Heldsdorf. In Heldsdorf konnte man frisch gebackenen Baumstriezel probieren, in der Kirche erhielt man Informationen rund um die Kirche und die Ende des 19. Jahrhunderts abgetragene Kirchenburg. Die Offroad-Strecke des Tages führte von Heldsdorf über das ungarisch dominierte Nachbardorf Neudorf (Satu Nou / Barcaújfalu) ins „Delta Siebenbürgens“, wie die Veranstalter bemerkten. Entlang der Schnakendorfer Seen führte der malerische Weg in das rumänische Dorf Schnakendorf (Dumbrăviţa) und zurück nach Zeiden.

In der Zeidner Kirchenburg wurden die Radfahrer schon sehnsüchtig mit dem Mittagessen erwartet. Der Frauenkreis der Evangelischen Kirchengemeinde hatte für reichlich Hackbraten mit Kartoffelsalat und Krautsalat gesorgt. Unterstützt bei der Essensausgabe wurden die Zeidner Frauen von der Zeidner Jugendgruppe und Vorstandsmitgliedern des Zeidner Deutschen Forums. Nach der kurzen Mittagspause im Kirchhof versammelten sich die Radfahrer zum Abschlussprogramm in der evangelischen Kirche. Nach der Begrüßung der Teilnehmer durch Pfarrer Andreas Hartig referierte Rainer Lehni, Nachbarvater der Zeidner Nachbarschaft in Deutschland, über den ersten siebenbürgisch-sächsischen Flugpionier Albert Ziegler, der aus Zeiden stammte. Etwas ganz Besonderes war die Vorstellung der Prause-Orgel durch den Zeidner Organisten Klaus-Dieter Untch. Per Videoübertragung stellte Untch die einzelnen Register, Manuale und Pfeifen vor, so dass jeder im Kirchenschiff auf der Leinwand sehen konnte, was auf der Orgelempore passiert. Anschließend erklangen zwei Orgelstücke von Bach und Reger. Zum Abschluss gab es einen besonderen musikalischen Leckerbissen. Die Burzenbläser (Pfarrer István Barcsa, Pfarrer Andreas Hartig, Pfarrer Dr. Peter Klein, Andreas Philippi, Klaus-Dieter Untch) präsentierten das Zeidner Lied „Grüße mir Zeiden“, das Burzenlandlied sowie das Siebenbürgenlied. Extra für das Event hatte auch das Zeidner Museum sonntags geöffnet, so dass viele der Teilnehmer auch einen Blick in das noch kleine, aber feine Museum werfen konnten.

Mit der Siegerehrung auf der Zeidner Promenade und dem Dank der Organisatoren an die vielen Helfer ging das schöne und sportliche Wochenende im Burzenland zu Ende.

Aus Zeidner Sicht ist noch zu erwähnen, dass auch mehrere Zeidner bei der Fahrradtour mitgemacht haben. Darunter waren Magnus Zeidner (aus Gummersbach) sowie die beiden Museumsangestellten Corina Slăveanu und Paula Rişcoi. Übrigens haben alle Museumsmitarbeiter im Vorfeld der Tour die Veranstalter tatkräftig unterstützt. Auch die Anmeldestelle für die Teilnehmer wurde in den Verwaltungsräumen des Museums eingerichtet.

Das Fazit dieser Veranstaltung kann allgemein als positiv betrachtet werden. Die Zahl der Teilnehmer an diesem Bizikel-Event ist konstant, die Kirchenburgen wurden – wenn auch nur für kurze Zeit – mit Leben gefüllt, konnten aber dadurch ihren Bekanntheitsgrad steigern. Das Projekt „Entdecke die Seele Siebenbürgens“ ist auf einem guten Weg. Die beteiligten Burzenländer Kirchengemeinden und Heimatortsgemeinschaften können äußerst zufrieden sein, mit ihrem Beitrag zu diesem Projekt beigetragen zu haben.

Rainer Lehni