Geistliche Betreuung von Honigberg und Rosenau

Pfr. Kurt Boltres (Honigberg und Rosenau)

Viele geistliche Gedanken und Worte werden im Gemeindebrief „Ein-Blick“ für die Gemeinden Rosenau und Honigberg veröffentlicht. Dieser hat bereits die Nummer  125 erreicht! (Nachzulesen auch in der Homepage www.honigberger.com). Von diesem Gemeindebrief werden an die Gemeindeglieder rund 75 gedruckte Exemplare verteilt und dazu elektronisch rund 120 in alle Welt versandt. Doch jetzt sind alle Aktivitäten – die im Gemeindebrief angesagt wurden - abgesagt und auf spätere Termine verlegt. Das gilt für die Konfirmation aber auch alle andere Sonntagsgottesdienste (9,00 Uhr Honigberg und 11,30 Uhr in Rosenau). Es betrifft auch Chorproben, Passionsandachten, Frauenrunden, Ausfahrten, einfach alles. Aber: Irgendwann werden wir uns wieder gemeinschaftlich umarmen können! Bis dann werden Lesepredigten für Sonntag gedruckt an die Gemeindeglieder verteilt.

Pfarrer Kurt Boltres

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Hausgottesdienst Sonntag Judika - 29. März 2020

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen Amen.

Wir lesen den Predigttext für den Sonntag Judika:

12 Darum hat auch Jesus, damit er das Volk heilige durch sein eigenes Blut, gelitten draußen vor dem Tor. 13 So lasst uns nun zu ihm hinausgehen aus dem Lager und seine Schmach tragen. 14 Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir. (Hebr. 13,12-14)

Liebe Schwestern, liebe Brüder in Christus!

Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir. Mit diesen Worten über das Bleibende, wollen wir uns in diese Bibelstelle vertiefen. Das gehörte Wort hat für uns Siebenbürger und heimatverbundene Menschen wenig Bedeutung, weil wir gerne zuhause bleiben wollen. Zuhause ist es am Besten, sagen wir als besonders heimatverbundene Menschen. Das Reisen macht uns deshalb Schwierigkeiten. Oft haben wir mehrere Tage davor bereits Lampenfieber. Unser vertrautes Haus, die vier Wände und alle Habseligkeiten ..., wem überlassen wir sie in unserer Abwesenheit. Das vertraute Heim ist uns viel lieber, als ein ungewisser Wohnort, ein Übergangswohnheim, ein Hotel oder ein Zelt.

Als ich zum ersten Mal für längere Zeit von zuhause wegblieb, so geschah dies in meiner Militärzeit. Bis dahin waren es nur kurze Aufenthalte gewesen. Doch jetzt waren dies schon Monate, in denen ich bei der Infanterieeinheit über Feld und Wald hasten musste, immer nur laufen und Schützengräben graben, und das in einem nassen Herbst und Winter. Keine gute Erinnerung haben ich von dieser Zeit, nicht wegen den Erniedrigungen, die ich hier erleiden musste, sondern wegen des schweren Rheumas, welches ich mir in dieser Zeit zulegte. Dieses Rheuma erinnert mich bei jedem Wetterwechsel an das erste längere Ausbleiben von zuhause. Es war nicht ein Ferienaufenthalt gewesen, oder ein Ferienlager, wo der Aufenthalt nur Tage dauert, sondern es war für längere Zeit, für Monate, doch ohne meinen Wohnsitz dabei zu ändern.

Wenn nun das Gotteswort im Hebräerbrief etwas von einer bleibenden Stätte aussagt, so wird ein bestimmter Wohnsitz damit bezeichnet. Ein Wohnort nämlich, der auch in unseren Personalakten, dem „buletin“, verzeichnet ist, ein sicheres, bleibendes Domizil. Als ich aber dann zum ersten Mal aus der Bequemlichkeit des Elternhauses auszog und durch meinen neuen Dienst eine konstante Bleibe in der ersten Pfarrstelle zugewiesen bekam, so ging dies unvorbereitet aus der Obhut des Elternhauses direkt in die Freiheit der Selbstbestimmung. Das hieß, ich musste mich selbst organisieren mit Waschen, Putzen, Kochen, Räume möblieren, den Dienst organisieren und einen neuen Freundeskreis finden, sozusagen die neue Bleibe von dem Löffel bis zur Wohnungeinrichtung bestellen. Das war eine schwerer Anfang, zumal die Auswahl damals 1980 zu Beginn der Ceaușescu-Krise nicht gerade groß war.

Dasselbe geschah auch beim Vater Abraham in der Bibel, welchem Gott, der Herr, eine neue Bleibe zugewiesen hatte. In 1.Mose 12,1 lesen wir: „Gott sprach zu Abraham: Geh aus deinem Vaterland und von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will“. Allein dieses Wort wurde zur Basis seiner langen Wanderung aus dem Lande UR in das neue Land Kanaan. Abraham verlässt damit die Sicherheiten seines bisherigen Lebens: - die Großfamilie, das alte Zuhause. Er verlässt die alten religiösen Vorstellungen, die Überlieferungen und Sitten seiner Kultur und seines Volkes. Abraham, der bisher in geregelten Verhältnissen gelebt hatte, begibt sich jetzt auf unsicheres Territorium. Er wird für lange Zeit ein Nomade sein, er wird ohne bleibende Statt, ohne Heimat und Domizil dastehn. Ab diesem Tag ist seine Lebensgeschichte ein Leben in immer neuen Aufbrüchen, in neuen Gefahren, in der Flucht, in manchen Hungersnöten, wie auch in familiären Streitigkeiten. Er ist auf ständiger Suche nach Nahrung und Weide für die Tiere. Das ist eine besondere Belastung, aber die Verheißung vom Segen Gottes geht mit. Das Wort Gottes mit seiner großartigen Zusage geht mit ihm, wandert mit ihm und bleibt bei ihm, in guten und bösen Tagen, bis zu seinem Heimgang.

Ich denke aber auch weiter an den großen Moses, den Mann Gottes, der das Volk Israel aus der Gefangenschaft Ägyptens befreite. Auch er hatte ein bewegtes Leben, auch als Heimatloser, der dann zwischen die Fronten gerät und fliehen muss. Er kann nicht seinem Gott und auch dem Pharao gleichzeitig dienen. Die Begegnung mit Gott im brennenden Dornbusch am Heiligen Berg verändert sein Leben ganz. Das verheißene und gelobte Land Kannan wird er nie betreten können. Er hatte jedoch einen Auftrag, eine Aufgabe, für die er von Gott berufen wurde. Sie hielt ihn Aufrecht in Tagen der Verzweiflung, ja ... und Gott war mit ihm.

Auch an den König Salomo erinnere ich mich. Das Volk Israel hatte jetzt einen weisen König, das gelobte Land war nach Gottes Auftrag bewohnt worden und das jüdische Volk hatte ein Domizil erhalten. Bereits seit Generationen lebten es im Lande Kanaan. Jetzt war es auch an der Zeit einen Tempel  für Gott zu bauen. Seinem Vater, dem König David war es nicht gegönnt, ein Haus für Gott zu bauen, einen Tempel, eine Kirche „wo seine Ehre“ wohnen soll.

Aber Gott lässt sich nicht einsperren in Häuser, oder in Tempel oder in Kirchen, das weiß der König Salomo in seiner Weisheit und betet bei der Einweihung:

„Sollte Gott wirklich auf Erden wohnen? Siehe, der Himmel und aller Himmel können dich nicht fassen – wie sollte es dann dieses Haus tun, das ich gebaut habe?“ (1. Könige 8,27)

Erstaunlich, was sich so ansammelt, wenn die Ereignisse der Bibel tiefer betrachtet werden. Darin wird wirklich berichtet von einem Umzug im Laufe von Generationen, was ein halbes Abbrennen bedeutet, so sagt man im Volksmund. Das kann ich auch bestätigen. Und ich habe in meiner Amtszeit viele Umzüge erlebt. Was da an Sachen bewegt werden, ist nicht zu beschreiben. Woran doch gedacht werden muss, damit kein Durcheinader entsteht. Heute nennt man das Management und Logistik, früher sagte man Aufbruch, oder Flucht, oder Umzug. Als ich zum ersten Mal vom Dorf in die Stadt zog, da schien mir dieser Umzug tatsächlich wie ein halbes Abbrennen. Am Dorf hatte ich mir nämlich eine große Wirtschaft angelegt, um in der harten Ceausescu-Zeit, in den 80-ger Jahren, zu überleben. 8 Jahre lang musste ich da eine kleine Microfarm führen, um Gäste und Familie über den Damm zu bringen. Die Sommerzeit war besonders schwierig, dann kamen nämlich viele DDR-Studenten und besuchten die Kirchenburgen. Einmal hatten wir 21 hungrige Studenten zu Tisch. Für diese Anforderung musste ich den großen Garten und die Friedhofverlängerung zusätzlich bearbeiten. Dazu gab es 50 Hühner zu füttern, 31 Gänse, 20 Hasen, 10 Schafe und ein Schwein. Ärger hatte ich nur mit der kommunistischen Partei, denn sie verpflichtete mich ein Schwein auch für den Staat um einen Spottpreis mit zu züchten („achizitie“ nannte man es damals).

Das ist Erinnerung an die kritische Ceausescuzeit, in der man die Grundnahrungsmittel auf Kartelle bekam, überall Schlange stand bei Mehl, Zucker, Öl und Brot, sonst aber die Geschäfte leer waren. So stand auch ich da mit einer Microfarm, die ich nicht nach Kronstadt übersiedeln sollte. Hühner, Hasen, Schafe, Gänse, Hund und Katze musste ich zurück lassen und vieles mehr. Tagelang brannte das Feuer im Garten, denn der angesammelte „Unrat“ musste weg. Was sich so alles an einem sächsischen Anwesen ansammelt, das ist uns jetzt noch gegenwärtig. Wir haben die fluchtartige Auswanderung unserer Anverwandten ab 1990 erlebt. Leichtfertig sind damals wertvolle Sachen verloren gegangen. In manchen Häusern brannte das Feuer auch tagelang, bis die Leute am Bahnhof in den Zug stiegen und westwärts auswanderten.

Mein Großvater lebte mit dem Prinzip: „alles was größer als eine Laus, heb´s auf und trag´s nach Haus“. Als ich später 2003 den Elternhof räumen musste, weil er verkauft werden sollte, da fand ich unter seiner alten Hobelbank 2 Marmeladekisten mit krummen Zigeunernägeln vor. Ich glaube die haben die ersten Ciuc-Zigeuner vor mehr als 100 Jahren geschmiedet.

Aber nun zurück von diesem Exkurs. Unser Bibelwort zeigt deutlich, dass es mit der alten Vorstellung von Heimat und der bleibenden Stätte vorbei ist. Die moderne Völkerwanderung ist abhängig von dem Arbeitsplatz, und dieser wechselt in letzter Zeit immer öfter. Die Globalisierung bringt es mit sich, dass die Wirtschaft sich anders entwickelt als dies unsere alte Vorstellung das haben möchte. Die jungen Leute sind nicht mehr gefühlsmäßig an das Elternhaus, an die Heimat gebunden. Und anhand der zunehmenden Krisen, im privaten, wie auch im politischen Bereich, wandert das Volk und hier zieht scheinbar Gott nicht mehr mit. Wenn bei Abraham Gott mit seinem Segen stets dabei war und seine Verheißung die glaubenden Menschen begleitete, so haben wir heute immer mehr ein gottverlassenes Gefühl, Gott wandert da nicht mehr mit.

Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir. Das sagt der Schreiber des Hebräerbriefes. Er hat dabei das jüdische Volk im Blick, welches eine Gefangenschaft in Babylon von mehr als 200 Jahren erleben musste. Ihre Propheten aus dem Jesaja-Buch blicken immer wieder sehnsuchtsvoll zurück auf das zerstörte Jerusalem, auf die Stadt Gottes, in welcher der heilige Tempel stand. Das ist in ihrer Erinnerung noch immer gegenwärtig, weil sie zum jüdischen Volk gehören. Jedoch zuversichtlich überwieg bei Jesaja auch die neue Lebensanschauung, die Hoffnung, die durch den festen Glauben standhaft bleibt. In Jesus Christus hat sich diese Hoffnung erfüllt, das glauben wir heute.

Das ist das Neue, das Jesaja bewegt und ihn nicht mehr in Ruhe lässt.  „Denn siehe, ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen, dass man der vorigen nicht mehr gedenken und sie nicht mehr zu Herzen nehmen wird.“ (Jesaja 65,17) Diese neue Zusage kennt er und in dieser neuen Verheißung leben wir jetz, nicht nur in der Erinnerung, sondern in der Gegenwart und in dem Kommenden, wie es uns die Offenbarung des Johannes verspricht.

Da ist die Rede nämlich von einem neuen Himmel und einer neuen Erde, in denen es kein Weinen, keine Tränen und keinen Schmerz mehr geben wird, denn das Alte ist vergangen. Das Neue wird verheißen ! Und in dieser neuen Lebensstätte wird Gott wieder dabei sein. Auf diesem neuen Wanderweg, wird Gott mitgehen, das hat er verheißen. Es wird also nicht mehr ein zielloses Umherirren für uns geben, sondern das Heil, dem wir entgegen gehen. Es wird nicht mehr ein orientierungsloses Wandern sein, sondern ein Weg in Begleitung des Heilandes, der alles Leben im Griff hat.

Der Briefschreiber macht uns hier keine Illusionen. Denn zur Bewährung des Glaubens gehört auch ein gewisses Leiden dazu: „Jesus hat, damit er das Volk heilige durch sein eigenes Blut, gelitten draußen vor dem Tor.“ So schreibt er in den Versen vorher und fordert seine Leser auf: „So lasst uns nun zu ihm hinausgehen aus dem Lager und seine Schmach tragen.“ Und doch ist der nächste Satz die Wende ins Positive: „Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.“ Das Opfer unseres Heilandes Jesus, sein Kreuzestod, diese Heilstat Gottes ruft die christliche Gemeinde endgültig heraus aus dieser Welt. Denn in den weltlichen Sicherheiten hat sie keinen Halt mehr. Das sehen wir doch jetzt. Die Regierung verscheucht uns, um unserer Gesundheit willen, in unsere Häuser. Sie erlässt harte Verordnungen dafür. Aber die Welt ist doch nicht haltlos. Sie hat ihren Halt in Christus, dem „Anfänger und Vollender des Glaubens“, wie es der Hebräerbrief formuliert. Bis zum nächsten Schritt.

Der Platz der Christen ist also nicht mitten in dieser Welt, sondern in der zukünftigen Stadt. Doch führt der Weg dahin mitten durchs Leben, mitten durch Erinnerungen, durch Umbrüche, durch diese Welt. Hier ist dann Aufbruch und Neubeginn, immer wieder und im Wechsel. Manchmal durch Tiefen und Leid, wo wir dem gottverlassenen Gefühl nicht los werden. So jetzt, in dieser Coronaviren-Krise. Angst und Verzweiflung begleiten uns und sind stärker, als Hoffnung, Zuversicht und Glauben. Es gibt jedoch auch ein Zeichen zum Aufbruch aus dieser Welt, die keine Sicherheit mehr bieten kann, Aufbruch in die Zukünftige. Ein Aufbruch nach Gottes Willen in ein gesegnetes Diesseits unter seiner Gnade und Barmherzigkeit und einen Aufbruch in das Ewige, von Gott, für uns bereitete Heil in Jesus Christus.

In diesem Aufbruch und Neubeginn erleben wir nicht nur Tiefen, sondern auch Höhen des Lebens. Denn ein Aufbruch kann auch ein Gewinn fürs Leben sein. Die Erinnerungen, das Vergängliche verblasst, aber die Erfahrungen der Vergangenheit machen uns reich für die Zukunft. Auch diese äußere Gefahr durch den lebenbedrohenden Virus wird verblassen, eine Erinnerung bleiben. Auch weitere Herausforderungen auf humaner, sozialer und politischer Ebene werden verblassen, wenn auch das Jetzt Angst und Panik verbreitet. Denn die Zusage zu dem Zukünftigen haben wir. Sie ist stark. Das wahre Leben – ein Leben aus Christus, ausgerichtet auf Gottes Zukunft – wartet nämlich jenseits der Geborgenheit unserer eigenen vier Wände. Auch wenn wir in unsere vier Wände durch das Gesetz verbannt werden, so haben wir hier keine bleibende Stadt, sondern die Zukünftige suchen wir. Das Bleibende hat keinen Bestand, aber das Zukünftige, das wir heute noch nicht genau ermessen können, das hat Bestand. Generationen haben auf dieses Wort gebaut, auch in Krisenzeiten, warum nicht auch wir ? Gott ist mit uns, wer kann denn wider uns sein ? Keine Schuld trifft uns hier, sondern Gottes Wille zu dem Zukünftigen und Bleibenden ist am Werk!

Über all diese Einsichten und Erkenntnisse hilft allein das Gebet. Und im Gebet wird Gott, der Herr bei uns sein. Er wird uns begleiten, er wird uns führen und er wird uns schließlich auch segnen, was eigentlich die höchste Auszeichnung für die Christen ist. Glauben wir doch fest daran und wagen wir es jetzt!

Amen.

Und der Friede Gottes, der Höher ist als unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.

Amen.

Lied: EG 345,1-7

Gebet:
Gebet eines Pfarrers ohne Gottesdienstgemeinde (Bischofsvikar Dr. Daniel Zikeli)

Herr, ich habe lieb die Stätte deines Hauses und den Ort da deine Ehre wohnt.
Vor Dir hat sich keine Gemeinde gesammelt. Nicht weil sie es nicht wollte, weil sie es nicht darf. Doch sie hat mich berufen, in jeder Lage zu dir zu beten.

Neige dich mit Wohlwollen zu diesem Gebet und erhöre mich.

Dir befehle ich die ganze Gemeinde und alle ihre Glieder an. Schenke ihr die Einsicht, dass sie dich immerfort sucht, dass sie sich Zeit nimmt für dein Wort und dir dadurch die Ehre gibt. Schaue ihre Not an und gib ihr den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit. Sie hat Angst, die ganze Welt hat Angst, stärke sie in der Gewissheit, dass Du, Herr die Welt, mit all ihren Ängsten überwunden hast. Bewahre sie vor dem drohenden Unheil, vor Zweifel und Aberglauben. Festige sie im Glauben, dass nichts und niemand sie von deiner Liebe reißen kann. 

Herr, ich habe lieb die Stätte deines Hauses und den Ort da deine Ehre wohnt.
In Sonderheit bitte ich Dich heute für alle die in der Politik, in der Wirtschaft und im Sicherheitsbereich Verantwortung tragen. Erfülle sie mit deinem Geist, damit sie die nötigen Maßnahmen ergreifen zum Schutz der Bevölkerung gegen die Epidemie, dass sie das Gleichgewicht der Wirtschaft sichern um nicht gänzlich zu kollabieren, dass Mittel gefunden werden, um diese Epidemie möglichst bald heilen zu können.

Um die vielen Ärzte, Krankenpfleger und alle die im Gesundheitswesen arbeiten bitte ich ernsthaft. Lass sie nicht krank werden, gib ihnen die nötige Kraft damit sie vielen Menschen in ihrer Krankheit beistehen, lass sie nicht verzweifeln noch entmutigt werden, sondern statte sie aus mit Fähigkeiten, die dem Schöpfergott entsprechen.

Um die zahlreichen Kranken bitte ich, um die Notleidenden und ihre Familien, diejenigen die in der Isolation leben müssen, gib ihnen die Hoffnung auf Heilung und auf normale Lebensumstände.

Um unermesslich viele Toten wird weltweit getrauert. Lass sie bei dir Erlösung finden. Bewahre die Trauernden vor Verzweiflung. Es übersteigt unser Verstehen, was geschieht. Und sollten die Fragen aufkommen, wie kann Gott das zulassen, dann lenke mich mit deinem Geist, dass ich ein aufbauendes Antworten finden kann. 

Herr, ich habe lieb die Stätte deines Hauses und den Ort da deine Ehre wohnt – aber auch ich bin verunsichert und konfus. Auch ich mache mir Sorgen wegen der Gemeinde, der Familie, den Kindern und Eltern, den Freunden und - um mich selber.

In deinem Wort sagst du, dass wir all unsere Sorgen auf dich werfen dürfen, du sorgt für uns. Das will ich versuchen und auch tun. Doch es klappt nicht immer. Manchmal schleichen sich die Zweifel ein, und die Fragen, und die Angst.

Es wird von mir erwartet, dass ich im Glauben standfest bleibe und zu dem stehe, was ich auch predige.  Manchmal jedoch bleibt mir nur diese Bitte: Ich glaube, Herr, hilf, meinem Unglauben.

Du hast deine Jünger oft gescholten, als sie kleingläubig wurden. Darum bitte ich dich lehre mich, wie einst den sinkenden Petrus, wieder neu auf dich zu blicken, auf dich und dein heilbringendes Kreuz, auf dich und deinen Ruf: Kommet zu mir alle die ihr mühselig und beladen seid, denn ich will ich euch erquicken. Das geknickte Rohr wird du nicht zerbrechen und den glimmenden Docht willst du nicht auslöschen – stärke mich in dieser Gewissheit und erfülle mich mit deinem Geist und seinen Gaben, dass er mich stärke und ausrüste zu dem Dienst zu dem mich bestimmt hast. 

Herr, ich habe lieb die Stätte deines Hauses und den Ort da deine Ehre wohnt.

Lass die Zeit bald wieder kommen, in der sich die Gemeinde an diesem Ort zu deiner Ehre versammelt. Lass die Zeit bald kommen, in der die Gemeinde sich wieder unter dein Wort stellen darf, um darin Wegweisung und Stärkung zu erfahren. Lass die Zeit bald wieder kommen, in der, hier an diesem Ort, Dir zu Ehren die Orgel, Instrumente und unsere Stimmen dir das freudige Lob erbringen. Lass die Zeit bald wieder kommen, in der wir uns deiner Gegenwart im Wort und Sakrament erfreuen dürfen. Lass die Zeit bald wieder kommen, in der wir uns der Gemeinschaft aneinander und miteinander erfreuen dürfen. Lass die Zeit bald kommen, in der wir dich preisen für die Bewahrung in der Not, für die Rettung aus der Heimsuchung und für das Ende der Epidemie. Lass die Zeit bald kommen, in der die Gottesdienstgemeinde gemeinsam mit den himmlischen Chören dir zu Ehren singt: „Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm sei Lob und Ehre und Preis und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit“.

Amen.

Vater unser.

Es segne uns unser Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Heist