Grußworte Pfr. Dr. Stefan Cosoroabă

Pfr. Dr. Stefan Cosoroabă

Evangelische Kirche am Burgberg, Budapest, 21. IX. 2014

Liebe Brüder und Schwestern aus Budapest,
liebe Mitreisenden und Mit- Pilger aus Siebenbürgen!

„Kirche unterwegs“ ist der Untertitel unserer Pilgerreise aus Hermannstadt in Siebenbürgen nach Drabenderhöhe im Rheinland. Das erinnert an den Hebräerbrief, der von den Christen als wanderndes Gottesvolk spricht. Wir haben hier keine bleibende Statt, mahnt die Bibel und will uns überall und zu aller Zeit daran erinnern, dass unser Leben auf dieser Erde nur vorübergehend ist. Nichts von dem, was wir sammeln hat wirklich Bestand, nur die Gottesbeziehung ist unzerbrechlich.

Im Laufe der Geschichte mussten Völker diese Wahrheit – nicht nur allgemein, sondern ganz real und hart  - lernen. Die Siebenbürger Sachsen haben sie in ihrer modernen Existenz auch erfahren müssen. 800 Jahre lang haben sie mit Ungarn, Szeklern und Rumänen die Landschaft im Karpatenbogen geteilt. Das 20. Jahrhundert aber hat dieses Gleichgewicht gebrochen und ihnen Haus und Hof und Heimat genommen. Von 250000 Sachsen sind nur noch 10.000 in Hermannstadt, Kronstadt, Bistritz, Mediasch und Schäßburg geblieben.  Alle anderen haben sich in wenigen Jahrzehnten auf den Weg nach Westen gemacht und leben heute in Deutschland oder Österreich. Begonnen hat alles im Jahre 1944, als 35.000 Nordsiebenbürger vor der Front flüchteten, und in Pferdewagen oder Eisenbahnwaggons nur das Nötigste mitnehmen konnten. Vieles ging auf dem Weg verloren, oft mussten sie froh sein, mit dem nackten Leben davon zu kommen. Dabei kamen sie vor fast genau 70 Jahren zum Teil durch Budapest durch. Daran wollen wir heute gedenken und Gott bitten, dass solches Schicksal den neuen Generationen erspart bleibt.

An materiellen Gütern konnten die Siebenbürger Sachsen wenig mitnehmen, dafür umso mehr an inneren Gütern.  Diese mitgenommenen Werte sind heute auch in diesem Kirchenraum dargestellt: Glaube, Frömmigkeit, Traditionen, Kirche, Gemeinschaft, Diakonie, Geschichte und Bildung. Im heutigen Gottesdienst wollen wir besonders das Thema „Kirche“ in den Mittelpunkt stellen. Es soll aber nicht nur ein Erinnern sein.  Es stellt sich für jede Gemeinschaft heute mehr denn je die Frage, welche Werte sind notwendig, damit sie Zeit überdauern und gestalten kann. Was brauchen wir für ein Gepäck – als wanderndes Gottesvolk - in einer globalen, mobilen und digitalen Welt?

So machen wir heute hier in Budapest auf dem Weg Station um mit Euch Gottesdienst zu feiern und Gemeinschaft zu haben. Unsere „Pilgerreise für Frieden und Gerechtigkeit“ war vorige Woche in Bistriz/Siebenbürgen und wird nächste Woche in Wels in Österreich sein. Begleitet uns bitte mit Euren Gebeten auf dem Wege. Und Dank für jede hilfreiche Hand, die ihr vor 70 Jahren unseren Vätern und Müttern gereicht habt.