“Zur Erhaltung unserer Volkstracht.”

Vor hundert Jahren in den 'Kirchlichen Blättern'


Vor hundert Jahren in den 'Kirchlichen Blättern'.

Zur Erhaltung unserer Volkstracht. Es wird uns geschrieben: Ein Prachtstück unserer weiblichen Volkstracht wird bald verschwinden, wenn nicht rechtzeitig von berufener Stelle aus, wobei ich in erster Reihe an den Sebastian Hann-Verein denke, Vorkehrungen zu seiner Erhaltung getroffen werden. Der sogenannte Kîrschen, der weiße Umhängepelz mit dem steifen samtgefütterten Kragen, auf dessen Grund sich der gebockelte, schleier-umhüllte Kopf so wundervoll abhebt, wird gegenwärtig, wie unsere hiesigen Bäuerinnen behaupten, nur noch von einem einzigen Kürschner in Schäßburg hergestellt. Wohl auch infolge mangelnder Konkurrenz ist der Preis in den letzten Jahrzehnten außerordentlich in die Höhe gegangen, angeblich bis auf 150 K bei schöner ausgestatteten Stücken. Im Interesse der Erhaltung unserer schönen Frauentracht sollte der Versuch gemacht werden, einen oder mehrere Hermannstädter Kürschner dazu zu bewegen, die Herstellung des Kîrschens, der ja gerade in dieser Gegend noch stark getragen wird, wieder in Angriff zu nehmen. Wenn die Volkstracht, die altsächsische Wohnungseinrichtung und Bauweise schwindet, so sind daran in der Regel unsere Bauern am allerwenigsten schuld. Das Gewerbe muß vor Allem selbst verstehen lernen, daß es auch  s e i n e  Ehrenpflicht ist, zur Erhaltung dieser Schätze mitzuwirken.

Aus einer Gemeinde in der Nähe Hermannstadts.“

(Kirchliche Blätter, Hermannstadt, 21. Februar 1914)