Teppiche knüpfen Freundschaften


Aurelia Brecht, Andreea Mănăstirean, Walter Aigner und Ruth István (v.l.n.r.).

Das Team der Stiftung Kirchenburgen – sonst vor allem in der Welt von Steinen, altem Holz oder Wandmalereien unterwegs – machte Mitte Juni einen Ausflug in ein gänzlich anderes Genre: Wolle. Auf Einladung des aus Vorarlberg stammenden Textilunternehmers Walter Aigner, der mit seiner Firma Tisca seit einigen Jahren in Heltau eine Manufaktur für hochwertige, individuell maßgeschneiderte Teppiche betreibt, besuchten die Stiftungsmitarbeiter den erfolgreichen Betrieb.

Die Werksbesichtigung einer Textilfabrik gehört wahrlich nicht zur Routine der Stiftung Kirchenburgen, doch im Fall des Unternehmens Tisca liegen die Dinge anders: Geschäftsführer Walter Aigner unterstützt die Arbeit der Denkmalpfleger seit Jahren und schätzt die Einzigartigkeit der Kirchenburgenlandschaft. Umso höher war daher das Interesse und die Neugier, die siebenbürgische Produktionsstätte des 1963 in Vorarlberg (Österreich) gegründeten Unternehmens zu besuchen. Die Art und Weise der Wertschätzung von jahrhundertealten Arbeitstechniken und jahrzehntealten Maschinen, die in der Heltauer Manufaktur gepflegt und betrieben wird, erinnert dabei sehr deutlich an die Philosophie moderner Denkmalpflege der Stiftung Kirchenburgen. Seit Beginn ihrer Tätigkeiten haben die Denkmalpfleger der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien (EKR) daher in Walter Aigner einen treuen Freund und Förderer gefunden. 

Wirtschaftlich und sozial sinnvolle Traditionspflege

In Heltau geht das Weberhandwerk Chroniken zufolge auf das 16. Jahrhundert zurück. In den 1940er-Jahren gab es in der damals gut fünftausend Einwohner zählenden Ortschaft über 170 Betriebe dieser Branche. Doch die Textilindustrie, die ein halbes Jahrtausend lang so prägend für das kleine Städtchen war, wäre in den 1990er-Jahren beinahe gänzlich erloschen. Tisca-Chef Walter Aigner gehört zu jenen, die durch die Ansiedelung der Produktion am Fuß der Karpaten für Kontinuität sorgt: „Hier wird die Webertradition seit Generationen hochgehalten und wir sind stolz, Teil dieser Geschichte sein zu dürfen. Durch die Verschmelzung von Althergebrachtem mit Innovativem stellen wir individuelle Schmuckstücke von nachhaltiger Wertigkeit her.“

Walter Aigners Aktivitäten und Interessen beschränkten sich jedoch nicht nur auf Wolle und Teppiche. Wer ihm bei den Schilderungen seiner immer optimistischen und auf ökosoziale Nachhaltigkeit adjustierten Pläne zuhört beginnt zu verstehen, worauf alemannischer Unternehmergeist basiert: Mut, Selbstvertrauen und Zuversicht gepaart mit einer realistischen und überaus ganzheitlich orientierten Wirtschaftlichkeitsrechnungen. Aigner unterstützt nicht nur diverse Sozialprojekte für Roma, sondern betreibt mit Tisca auch eine kleine Manufaktur in dem Harbachtal-Ort Țichindeal (Ziegenthal), wo Roma-Frauen das Webereihandwerk erlernen können. Darüber hinaus ist er in unterschiedliche soziale und kulturelle Initiativen eingebunden, zu denen sich auch die Stiftung Kirchenburgen zählen darf.  – So werden neben Teppichen auch nachhaltige Beziehungen und Freundschaften geknüpft – langlebig wie handgearbeitete Schurwollprodukte!

Link: Tisca