Industriepionier Günter Fronius verstorben


Günter Fronius verstarb am 21. Juli 2015 im oberösterreichischen Pettenbach. (Bild: Fronius International GmbH)

Der gebürtige Hermannstädter Günter Fronius, bedeutender Wirtschaftskapitän und langjähriger Förderer der Gemeinschaft ausgewanderter Siebenbürger Sachsen in Österreich, ist am 21. Juli 2015 in seiner oberösterreichischen Wahlheimat verstorben. Kommerzialrat Fronius war zum Zeitpunkt seines Todes mit 107 Jahren der älteste Einwohner Oberösterreichs, wie der Österreichische Rundfunk (ORF) berichtet.

In der Hermannstädter Junge-Wald-Strasse erblickte Günter Kurt als Sohn des Müllermeisters Michael Karl Fronius und seiner Frau Helene das Licht der Welt. In der Zwischenkriegszeit wurde er in Schässburg konfirmiert und besuchte dort auch das Gymnasium und die Handelsschule, bevor er eine Elektrikerlehre abschloss. Das Ingenieursstudium führte den jungen Siebenbürger schließlich an die Technische Hochschule ins schlesische Breslau. Einem kriegsbedingten Einsatz als Kraftwerkstechniker in der Ukraine folgte schließlich seine Flucht ins heutige Oberösterreich.

Bereits ab Juni 1945 begann Fronius mit dem Aufbau jenes Unternehmens, dessen elektrotechnische Apparate insbesondere in den Bereichen Schweißtechnik und Batterieladesysteme bald die Branche erobern sollten. Seit den 1990er-Jahren ist das Unternehmen auch in der Solarelektronik erfolgreich tätig. Heute verfügt das Unternehmen „Fronius International“ über acht Standorte in Österreich und mehr als sechzig Niederlassungen und Vertriebspartner auf der gesamten Welt. Fronius beschäftigt knapp 3.400 Mitarbeiter und über hundert Lehrlinge. Das Unternehmen ist heute noch in Familienbesitz und wird von der Enkelin von Günter Fronius geleitet.

Wirtschaft, Politik und Heimatverbände betroffen

"Günter Fronius’ Fleiß und sein unternehmerisches Talent haben zur Erfolgsgeschichte unseres Bundeslandes ganz entscheidend beigetragen", würdigte Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) den Siebenbürger Sachsen. Umweltlandesrat Rudolf Anschober (Grüne) unterstrich in einer Presseerklärung vor allem die Bedeutung des Verstorbenen im Bereich der Öko-Wirtschaft: „Wir verlieren mit Günter Fronius den Gründungsvater des erfolgreichsten Ökoenergie-Konzerns Oberösterreichs.“

Helmut Atzlinger, Geschäftsführer der Oberösterreichischen Landlerhilfe, erinnert an das soziale Engagement von Günter Fronius, der seit der Wende 1989/90 regelmäßig Kinderferienaktionen für Schülerinnen und Schüler aus Siebenbürgen finanziell kräftig unterstützt hat. Fronius hatte die Jugendlichen zum Teil in seiner Villa in Thalheim bei Wels aufgenommen. Pfr. Volker Petri, Vorsitzender des Bundesverbandes der Siebenbürger Sachsen in Österreich, würdigte den Verstorbenen als „sozial und kirchlich engagierten Menschen, der niemals seine Heimat vergessen hat und ein ausgesprochen wichtiger Förderer der Gemeinschaft der nach Österreich ausgewanderten Siebenbürger Sachsen“ war.

„Günter Fronius hatte für meine Anliegen als Sozialattachée Österreichs in Rumänien immer ein offenes Ohr“, erinnert sich die österreichische Diplomatin Barbara Schöfnagel an den Verstorbenen. Andreas Huber, Honorarkonsul der Republik Österreich in Hermannstadt und Mitglied des Landeskonsistoriums der EKR würdigt das Lebenswerk von Günter Fronius als „beispielhaft für den Unternehmergeist, mit dem sich viele Heimatvertriebene nach dem Krieg am Wiederaufbau Österreichs beteiligt hatten“.