Höhepunkte des Projekts „500 Jahre Reformation“ im Banater Bergland


Erwin J. Țigla berichtet von den Reformationsfeierlichkeiten im Banater Bergland. (Bild: zVg)

Der Kultur- und Erwachsenenbildungsverein „Deutsche Vortragsreihe Reschitza“ (der am 19. November seinen 30. Geburtstag feiern wird) hat zusammen mit dem Demokratischen Forum der Banater Berglanddeutschen und der Evangelischen Kirchengemeinde A. B. Reschitza am 6. November 2016 ein Projekt begonnen, durch das die 500 Jahre Reformation im Geiste der Ökumene, die das Banater Bergland seit eh und je prägt, gefeiert werden sollten.

Durch mehrere Veranstaltungen im Banater Bergland und außerhalb seiner historischen Grenzen, in Rumänien und selbst in weiteren Ländern Europas (so Österreich, Ukraine und Slowakei) trug man dazu bei Martin Luthers Beginn vor 500 Jahren anhand von kirchlichen Veranstaltungen, von Vorträgen und Ausstellungen in den Mittelpunkt zu stellen. - Den Höhepunkt dieses Projekts bildeten die Veranstaltungen innerhalb der 27. Auflage der „Deutschen Kulturdekade im Banater Bergland“, der größten und mannigfaltigsten Kulturveranstaltungsreihe im Südwesten Rumäniens überhaupt.

Als erste Veranstaltung des Projekts „500 Jahre Reformation“ innerhalb der Dekade galt jene vom 11. Oktober 2017 in der Galerie der Kulturbehörde des Kreises Karasch-Severin, wo die Vernissage der Ausstellung „Fotographische Eindrücke aus der Lutherstadt Wittenberg in Sachsen-Anhalt“ mit Fotos von Erwin Josef Ţigla (Reschitza) stattfand. Eröffnet wurde diese durch die Direktorin der Kreiskulturbehörde, Dr. Liubița Raichici. Der Autor der Fotos erläuterte den Lebenslauf des Reformators Martin Luther und sprach über Wittenberg, als Quelle der Reformation. Musikalisch wurde die Veranstaltung von der „Intermezzo“-Musikgruppe aus Reschitza (Marianne Chirilovici und Lucian Duca) umrahmt.

Am Donnerstag, dem 12. Oktober 2017 fanden gleich zwei Veranstaltungen, die den 500 Jahren Reformation im Deutschen „Alexander Tietz“-Zentrum gewidmet waren, statt. Als erstes fand die Vernissage der Dokumentationsausstellung „107 Jahre Evangelische Kirche A. B. Reschitza“, mit Fotos, Dokumenten, Büchern und weiteren Informationsquellen zur Geschichte der Evangelischen Kirche A .B. Reschitza statt. Nach einer Einführung von Erwin Josef Țigla, sprachen seitens der evangelischen Kirchengemeinde Reschitza Marius Dănescu und Doina Gross. Sie erzählten über die Geschichte der Reschitzaer Kirche und über den Evangelischen Kirchentag in Kronstadt, Ende September d.J. organisiert. Es folgte der Vortrag „Luther in Tirol“ von OSR Prof. Erich Wörister (Axams, Tirol / Österreich). Es wurden dabei interessante Informationen über die Reformation im westlichen österreichischen Bundesland vermittelt. Musikalisch wurde der Nachmittag von dem „Banater Bergland“-Musikensemble aus Reschitza (Karl Ludwig Lupșiasca, George Gassenheimer, Vincenzo Cerra und Janny Zelko) umrahmt.

Am Vortag des großen Ereignisses vom 14. Oktober, fanden im „Frédéric Ozanam“-Sozialzentrum, in der Altstadt Reschitzas gleich drei Vernissagen statt. Präsentiert wurden die der Buch-Ausstellung „Die Reformation und Martin Luther“, mit Exponaten aus den Beständen der Deutschen „Alexander Tietz“-Bibliothek, die Philatelie- und Numismatik-Ausstellung „Martin Luther und die Reformation im Mittelpunkt“, mit Exponaten aus den Sammlungen Alexander Erwin und Erwin Josef Țigla und „Reformation im östlichen Europa“, eine Ausstellung des Deutschen Kulturforums östliches Europa mit dem Sitz in Potsdam, Deutschland (besonderen Dank Herrn Direktor Dr. Harald Roth für die Vermittlung der Wanderausstellung), statt. Erwin Josef Țigla war derjenige, der die Ausstellungen erläuterte. Dank des Deutschen Kulturforums östliches Europa konnten die Besucher auch Faltbögen der Ausstellung aus Potsdam mit nach Hause nehmen.

Im Beisein des römisch-katholischen Erzdechanten des Banater Berglands, Pfr. József Csaba Pál, folgte der interessante und von allen Anwesenden gelobte Vortrag „Reform, Reformation und Erneuerung bei Josef Ratzinger“ von Dr. Wolfgang Wünsch, Dechant des Kirchenbezirks Mühlbach der Evangelischen Landeskirche A. B. Rumänien. Anschließend gab es Diskussionen. Dabei war auch Pfr. Walter Sinn, der die evangelischen Kirchengemeinden A. B. im Banat betreut. Im selben „Frédéric Ozanam“-Sozialzentrum der Vinzenzgemeinschaft Reschitza versammelten sich am 14. Oktober bereits ab 10 Uhr die geistlichen Gäste der großen Feier zu 500 Jahre seit dem Beginn der Reformation und des Ersten Evangelischen Kirchentags im Banat, während im Hof und um die Evangelische Kirche A. B sich die Gläubigen verschiedener Konfessionen aus dem gesamten Banat zu versammeln begannen. Hier fand zum Auftakt auch ein Promenadenkonzert mit der Blaskapelle „Harmonie“ aus Bistritz statt, die eigens für das Ereignis auf Vermittlung von Thomas Hartig, Geschäftsführer des Demokratischen Forums der Deutschen in Bistritz, dazukam.

Um 10:50 Uhr begann der Aufzug der Geistlichen vom „Frédéric Ozanam“-Sozialzentrum zur Kirche unter Glockengeläut der Evangelischen Kirche A.B. Reschitza. Im Festzug befanden sich der Landesbischof Reinhart Guib mit dem römisch-katholischen Generalvikar Msgr. Johann Dirschl, gefolgt von den evangelischen Pfarrern Dechant Dr. Wolfgang Wünsch (Petersdorf bei Mühlbach), Walter Sinn (Semlak), Dusan Vanko (Nadlak / Butin, zuständig für die slowakischen Evangelischen aus dem Banat), Mag. Frank Schleßmann (Mattighofen, Oberösterreich), Diakon Manfred Ehm seitens der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Meiendorf - Oldenfelde / Hamburg (Deutschland) und die römisch-katholischen Priester Erzdechant József Csaba Pál und Martin Jäger (Steierdorf - Anina). Dabei waren auch der Landeskirchenkurator Prof. Friedrich Philippi mit Gattin und der Hauptanwalt der Landeskirche A. B. Rumäniens, Friedrich Gunesch.

Im vollbesetzten Kirchenraum der Evangelischen Kirche A.B. folgte der Festgottesdienst zu 500 Jahre Reformation und dem Ersten Evangelischen Kirchentag im Banat. Die Predigt hielt zweisprachig Reinhart Guib, Bischof der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien. Festlich umrahmt war der Gottesdienst durch den Gesang der Gläubigen und des Kammerchors „Hugo Wolf“ aus Marburg an der Drau / Slowenien, der laut Aussage aller Teilnehmer himmlisch sang.

Am Festgottesdienst beteiligten sich Gläubige verschiedener christlicher Konfessionen (Evangelische, Reformierte, Römisch- und Griechisch-Katholische, Rumänisch-Orthodoxe). Unter den Ehrengästen befanden sich der Abgeordnete der kroatischen Minderheit im Rumänischen Parlament, Giureci Slobodan Ghera, Dr. Johann Fernbach (Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat - DFDB), Dagmar Șiclovan (stellv. Vorsitzende des DFDB), Ute Moisuc (Geschäftsführerin des DFDB a.D.), Kirchenkuratoren aus mehreren Ortschaften des Banats und aus Petersdorf bei Mühlbach. Aus dem Ausland waren Prof. Dr. Reinhold Reimann (Obmann des Alpenländischen Kulturverbands „Südmark“ zu Graz) mit Gattin Mag. Renate Reimann, OSR Prof. Erich Wörister (Axams, Tirol / Österreich) mit Gattin Irmi Wörister, eine Abordnung aus Oberösterreich und nicht zuletzt Veronika Haring, Obfrau des Kulturvereins deutschsprachiger Frauen „Brücken“ aus Marburg an der Drau / Slowenien, anwesend.

Zum Schluss des Festgottesdienstes sprach Mag. Pfr. Frank Schleßmann aus Mattighofen in Oberösterreich, der eine Grußbotschaft des Bischofs der Evangelischen Kirche Österreichs, Dr. Michael Bünker, überbrachte. Es folgte Diakon Manfred Ehm, der die Grüße der Reschitzaer Partner-Kirchengemeinde aus Hamburg überbrachte und der römisch-katholische Generalvikar Msgr. Johann Dirschl, der die Grüße des Temeswarer Diözesanbischofs Dr. h.c. Martin Roos überbrachte. Erwin Josef Țigla (der Initiator und Hauptveranstalter des Projektes „500 Jahre Reformation“ im Banat) bedankte sich anschließend für all das an diesem Tag zur Gottesehre Organisierte, stellte den Sonderbriefumschlag mit Sonderstempel vor und schlug vor, dass so eine Begegnung in zwei Jahren irgendwo im Banat wieder organisiert werden solle.
Pfr. Walter Sinn beendete die Ansprachen mit seinen Dankesworten, tief gerührt von all dem Verlaufenen. In der Kirche waren Vertreter der Evangelischen A. B. aus Reschitza, Steierdorf, Petersdorf bei Mühlbach, Semlak, Karansebesch, Lugosch, Liebling, Butin, Nadlak und Temeswar anwesend.

Im Hof wartete bereits die Blaskapelle „Harmonie“ aus Bistritz auf alle Anwesenden und lud zu einem weiteren Höhepunkt des Tages ein. Im Rahmen des Reformationsprojekts „12 Apfelbäumchen für ein klares Wort” der Evangelischen Landeskirche A. B. in Rumänien folgte die Pflanzung eines Apfelbäumchens im Hof der Evangelischen Kirche A. B. Reschitza, das (gemäß einem Luther zugeschriebenen Zitat) für Zuversicht und das „klare Wort“ für die reformatorische Art deutliche, evangelische Worte zu sprechen steht. Bischof Reinhart Guib sprach über das Projekt, über die bis jetzt ausgeführten Etappen und über die weitere Entwicklung bis 2018. Zusammen mit Generalvikar Msgr. Johann Dirschl pflanzten sie sodann das Batull-Apfelbäumchen. Mitgeholfen haben Dr. Johann Fernbach und Erwin Josef Țigla.

Es folgte unter den Klängen der Blaskapelle „Harmonie” aus Bistritz das „23. Reschitzaer Deutsche Trachtenfest”. Bis ins Stadtzentrum marschierten 180 Trachtenträger aus Bistritz, Bokschan, Detta, Karansebesch, Oberösterreich, Orschowa, Petroschani, Reschitza, Slowenien, Steierdorf-Anina, Steiermark in Österreich, Temeswar, Tirol-Königsgnad und Tirol in Österreich. Beim Denkmal der Russlanddeportierten im „Cărășana”-Park folgten unter Beteiligung aller erschienenen Geistlichen ökumenische Gebete für die Verstorbenen aller kommunistischen Willküren und Deportationen. Die teilnehmenden Gruppen legten sodann je einen Kranz beim Denkmal nieder. Der Kammerchor „Hugo Wolf“ aus Marburg an der Drau / Slowenien und die Blaskapelle „Harmonie” aus Bistritz sorgten für die musikalische Umrahmung der Gedenkfeier. Es folgte ein gemeinsames Mittagmahl für 300 Personen, in dessen Rahmen noch viel über das gemeinsam Erlebte gesprochen wurde.

Die letzte Veranstaltung, den 500 Jahren Reformation innerhalb der „Deutschen Kulturdekade im Banater Bergland” gewidmet, ereignete sich am Sonntag, dem 15. Oktober in Ferdinandsberg beim Forumssitz, wo die Vernissage der Ausstellung „Fotographische Eindrücke aus der Wartburg in Thüringen“ mit Fotos von Erwin Josef Țigla stattfand.

Erwin Josef Țigla