Angehende Spitzenkräfte der Bayerischen Staatskanzlei auf Besuch in Rumänien


Die Delegation der Bayerischen Staatskanzlei im Hermannstädter Bischofspalais. (Foto: Ruth István)

15 angehende Führungskräfte aus allen Staatsministerien des Freistaats Bayern, sowie deren Gäste aus der Landeshauptstadt München, der Frankenmetropole Nürnberg, dem Freistaat Sachsen, der Partnerregion Oberösterreich und der chinesischen Partnerregion Shandong unternahmen vom 3. bis 7. April eine fünftägige Rumänienreise.

Unter der Begleitung der Lehrgangsleiterin Dr. Ingeborg Berggreen-Merkel und der Mitarbeiterin im Referat Ressortübergreifende Fortbildung Silvia Käufer-Schropp wurde die zum Modul „Europäische Union“ gehörende Reise in Zusammenarbeit mit der Stiftung Kirchenburgen geplant und durchgeführt.

Die Teilnehmer werden für den zehnmonatigen Lehrgang für Verwaltungsführung  von ihren Ämtern freigestellt um in dieser Zeit ihren Blick über die Grenzen Bayerns hinaus in das Bundes-, Europa- und Weltgeschehen zu schärfen. Andere Reisen des Lehrgangs führen u. a. nach Afrika, China und Brüssel und viele Seminarabschnitte werden in der Bundeshauptstadt Berlin abgehalten.

Aufgrund der vielen vertretenen Ressorts der interdisziplinären Gruppe, sollte die Rumänienreise die Möglichkeit bieten, sich ein Bild von der aktuellen Situation und dem Umgang mit europarelevanten Themen zu machen:

Die ersten Tage in Bukarest waren durch Begegnungen mit führenden Vertretern der Deutschen Botschaft (Achim Tröster, Ständiger Vertreter), des Ministeriums für Arbeit und Soziales (Ivona Batali, Generaldirektorin), der Antikorruptionsbehörde DNA (Laura Codruța Kövesi, Leiterin der Behörde), der Nationalen Agentur für Roma (Daniel Radulescu, Präsident) und von AIDRom (Cristian Peter Teodorescu, Geschäftsführer) sehr informativ. Sie boten Einsicht in die Bereiche

- wirtschaftliche und politische Situation Rumäniens
- Chancen und Risiken der Arbeitnehmerfreizügigkeit
- Strategien zur Bekämpfung der Korruption
- Minderheitenpolitik und Situation der Roma
- Flüchtlingssituation und Menschenhandel

Nach den intensiven Tagen in der Hauptstadt fuhr die Gruppe dann über die Karpaten nach Siebenbürgen. Von Kronstadt ausgehend wurde das Visitor Center des Nationalparks Piatra Craiului besucht um von Nationalparkdirektor Mircea Verghelet Informationen zu Themen wie Forstwirtschaft, nationalem Landschaftsschutz und Rumäniens Biodiversität zu erhalten. Eine Kurzexkursion in den Nationalpark rundete den Besuch ab. Ein feines Mittagessen, zubereitet von den Mitarbeitern der evangelischen Kirchengemeinde, erwartete die hungrige Gruppe in Wolkendorf und Pfr. Uwe Seidner erzählte vom aktiven Gemeindeleben während sich alle dem erstklassigen Baumstriezel widmeten.

Über die vielschichtige Arbeit des Mihai Eminescu Trust berichtete Geschäftsführerin Caroline Fernolend in Deutsch-Weißkirch bei einem Spaziergang durch das Dorf. Geschichte und Traditionen der Siebenbürger Sachsen konnten anschließend im Heimatmuseum der Kirchenburg anschaulich erläutert werden.

Nach einem kurzen Stadtrundgang in Schässburg ging es weiter nach Birthälm. Der Besichtigung der UNESCO-Kirchenburg unter der Führung von Pfr. Ulf Ziegler folgte eine Weinprobe, bevor der Reisebus nach Meschen auf den Biobauernhof Bio Moșna von Willy und Lavinia Schuster zusteuerte. Hier standen landwirtschaftliche Themen im Fokus, die in gemütlicher Atmosphäre bei einem köstlichen Mittagessen diskutiert wurden.

Auf dem Weg nach Hermannstadt war noch ein Zwischenstopp in der Teppichwerkstatt von TISCA Textil GmbH & Co KG  in Țichindeal geplant. Vor Ort traf sich die Gruppe mit Geschäftsführer Walter Aigner, der in dem abgelegenen Ort eine kleine Manufaktur eröffnete, in der acht Roma-Frauen das Webhandwerk erlernen konnten. Über die Beweggründe die Hauptmanufaktur von TISCA in die einstige Weberstadt Heltau zu verlegen, über die damit verbundenen unternehmerischen Herausforderungen, sowie über die Unterstützung verschiedener vorhandener Sozialprojekte für Roma und die Entwicklung eigener Initiativen konnten die Teilnehmer hier viel erfahren.

Die letzten Stunden in Hermannstadt widmeten sich hauptsächlich dem Thema der Orthodoxie. Ein Treffen mit leitendem Mitarbeiter Alexandru Ionita und Direktor Prof. Dr. Stefan Tobler vom Institut für Ökumenische Forschung fand in der orthodoxen Kathedrale im Stadtzentrum statt. Das anschließende Gespräch im Bischofspalais der Evangelische Kirche A. B. in Rumänien (EKR) bot eine gute Gelegenheit sich mit orthodoxer Dogmatik, dem Verhältnis zwischen Staat und Kirche, den Forschungsschwerpunkten des Instituts und dem sozialen Engagement der orthodoxen Kirche in Rumänien auseinander zu setzen.

Vor dem Aufbruch zum Flughafen konnten bei einer Abschlussrunde mit Stefan Bichler, dem Referenten für Öffentlichkeitsarbeit der EKR, offene Fragen beantwortet und besonders interessante Themen angesprochen werden.

Dank der guten organisatorischen Zusammenarbeit zwischen den Verantwortlichen der Bayerischen Staatskanzlei und der Stiftung Kirchburgen sowie dem resultierenden inhaltsreichen Reiseprogramm, konnten die Teilnehmer des Lehrgangs in den wenigen Tagen einen umfangreichen Überblick der großen Chancen und vielfältigen Herausforderungen Rumäniens bekommen.

Ruth István